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Kommentar zur K-Frage in der Union Stratege gegen Kämpfer

Markus Söder wirft offiziell seinen Hut in den Ring, um Kanzlerkandidat der Union zu werden. Die Umstände mögen für den CSU-Chef sprechen, doch er sollte Laschet nicht unterschätzen, meint Norbert Holst.
11.04.2021, 20:29 Uhr
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Stratege gegen Kämpfer
Von Norbert Holst

Die Katze ist aus dem Sack: Markus Söder will Kanzlerkandidat von CDU und CSU werden und fordert Armin Laschet zum Showdown heraus. Das Erstaunen über diesen Schritt hält sich allerdings in Grenzen. Der CSU-Chef hat einen viel zu ausgeprägten Machtinstinkt, als dass er seine derzeit guten Chancen, Angela Merkel im Kanzleramt zu beerben, einfach so verstreichen lassen würde.

Überraschender ist da schon der Zeitpunkt. Der CSU-Vorsitzende, ein Stratege par excellence, hat ihn geschickt gewählt. Zeitgleich, als die berühmten „Kreise“ die Bereitschaft zur Kandidatur ausplauderten, tagte der geschäftsführende Vorstand der Unionsfraktion. Erst am Freitag hatten 50 Fraktionsmitglieder ein Mitspracherecht bei der Kür des Kandidaten gefordert.

Ganz klar: Etliche CDU-Abgeordnete bangen um ihr Mandat, sie sehen Söder als Rettungsanker. Am Sonnabend kam die neue Ausgabe des „Spiegel“ heraus, auf dem Titel wird Laschet als tapsiger Gallier „Häuptling Wirdsonix“ verulkt. Am Sonntag folgte der nächste Dämpfer: An Rhein und Ruhr ist laut einer Umfrage nur noch jeder vierte Wahlberechtigte mit dem Ministerpräsidenten zufrieden.

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Jetzt liegt der Ball bei der CDU. Entscheidend wird sein, ob das CDU-Präsidium und die großen Landesverbände ihrem Parteifreund Laschet den Rücken stärken. Eine Vorentscheidung könnte an diesem Montag fallen, wenn Präsidium und Vorstand jeweils zu einer regulären Sitzung zusammenkommen. Die Qual der Wahl: Beide Kandidaten gelten als kanzlertauglich. Für Söder sprechen seine guten Umfragewerte und der Ruf, ein Top-Wahlkämpfer zu sein. Vorteil Laschet: Je weiter man in den Norden Deutschlands kommt, umso schwerer ist den Wählern ein CSU-Mann zu vermitteln. Man erinnere sich an Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber.

Die Umstände mögen gegen Laschet sprechen. Doch er hat schon oft seine Kämpferqualitäten bewiesen. Der Aachener verdrängte die populäre SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft aus dem Amt, im zähen Ringen um den CDU-Vorsitz setzte er sich gegen Friedrich Merz durch. Söder pokert heftig – er sollte sich aber nicht zu sicher fühlen.

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