Produkte aus Plastik sind inzwischen ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens geworden. Es ist an der Zeit, den unkritischen Gebrauch zu überprüfen. Anders als zum Beispiel Holz verrotten Plastikprodukte nicht schnell und können je nach Material bis zu mehrere Hundert Jahre benötigen, um komplett zersetzt zu werden. Eine gewöhnliche Plastiktüte braucht dazu etwa 400 Jahre. Entsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass wir am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) im arktischen Meereis zum Teil mehr als 12 000 Mikroplastik-Partikel pro Liter Meereis gefunden haben. So viel wie nie zuvor. Als Mikroplastik werden winzige Plastikpartikel und andere Kunststofffragmente bezeichnet, die wir mit dem bloßen Auge kaum sehen können. Sie sind nur wenige Mikrometer – der tausendste Teil eines Millimeters – bis maximal fünf Millimeter groß. Die Partikel, die wir gefunden haben, stammen überwiegend aus Verpackungsmaterialien wie Polyethylen und machen deutlich, dass diese Konsumprodukte mit den Meeresströmungen über weite Distanzen transportiert werden.
Außerdem haben wir relativ hohe Anteile von Cellulose-Azetat gefunden, das in Zigarettenfiltern vorkommt. So wird einmal mehr deutlich, wie die schnell weg geschnippte Zigarettenkippe ihren Fußabdruck in der Arktis hinterlassen kann. Mehr als die Hälfte der im Eis eingeschlossenen Mikroplastik-Teilchen waren kleiner als ein Zwanzigstel Millimeter und können damit problemlos von arktischen Kleinstlebewesen aufgenommen werden. Dies ist sehr beunruhigend, weil wir noch nicht wissen, ob diese winzigen Kunststoffteilchen den Meeresbewohnern Schaden zufügen oder über die Nahrungskette am Ende sogar Menschen gefährden. Im schlimmsten Falle bekommen wir unser achtlos weggeworfenes Plastik so wieder in Form von Meeresfrüchten auf den Tisch.
Als Verbraucher sind wir gefragt, unser Konsumverhalten zu überdenken. Wir sollten die Nutzung und den Umgang mit den vielen Einwegprodukten, wie zum Beispiel Einkaufstüten, „Coffee to go“, verpacktem Obst und Gemüse, aber auch Zigarettenkippen, hinterfragen. Neben gezielten Verbraucherinformationen sind Aktionen wie „Bremen räumt auf“ eine gute Initiative, um das Problem sichtbar zu machen. Neben den Konsumenten ist aber auch die Politik gefordert, die Richtlinien zum Schutz der Meere in Bezug auf Verpackungsmüll tatkräftig umzusetzen. Die Verpackungsindustrie wird im Sinne umweltbewusster Kunden ihre Produkte hoffentlich zügig auf leichter abbaubare Materialien umstellen.
Unser Gastautorin
ist Biologin am Alfred-Wegener-Institut. Für ihre Studie zur Mikroplastik-Verschmutzung der Arktis war sie mit dem Forschungsschiff Polarstern im Nordpolarmeer.