Kaum im Amt, lässt Horst Seehofer keine Gelegenheit aus, sich zu profilieren. Islam-Debatte, Abschiebezentren für Flüchtlinge, jetzt der Gesetzentwurf zum Familiennachzug. Der 68-Jährige mag der älteste Minister im Bundeskabinett sein, momentan ist er auch der umtriebigste.
Und die Zeit drängt. Schließlich steht die bayerische Landtagswahl vor der Tür. Seehofer will schnell liefern, macht auf harten Hund, der die Flüchtlingspolitik neu definiert – schärfer. Auch der Knatsch mit den Sozis um den Familiennachzug ist Kalkül. Wissend, dass dieses Symbolthema nicht für einen Koalitionsbruch taugt.
Seehofers CSU wird mindestens bis zur Wahl ihre Profilneurose ausgiebig ausleben. Im Falle eines schlechten Wahlausganges wird dieser Zustand fortdauern. Sollte die CSU hingegen im Herbst triumphieren, wird sie vor Kraft kaum laufen können.
Dann würde die aktuelle Marschrichtung noch forciert werden: Die AfD bekämpfen, indem man ihr die Themen klaut. So oder so: Seehofer ist zunächst einmal Bayer, dann erst – mit großem Abstand – Bundesminister in Berlin. Das macht ihn für CDU und SPD noch unberechenbarer.