Erdogan plant den finalen Schlag: Mit vorgezogenen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei will der Präsident alle wichtigen Machtbefugnisse auf sich vereinigen. Geplant war bisher, beide Urnengänge im November 2019 stattfinden zu lassen. Doch jetzt scheint die Gelegenheit günstig. Die Opposition ist durch den Ausnahmezustand geschwächt.
Zudem kontrolliert die Regierung die Medien. Als Steigbügelhalter Erdogans biedern sich zudem die Ultranationalisten an, die ein Bündnis mit seinen gemäßigten Islamisten geschlossen haben. Alles andere als ein Durchmarsch des 64-Jährigen wäre eine Überraschung. Dass es trotzdem nicht ganz so glatt für den Präsidenten laufen könnte, hängt mit der wirtschaftlichen Situation des Landes zusammen.
Die türkische Lira ist im Vergleich zum Dollar so schwach wie nie zuvor, die Inflation grassiert, eine Rezession droht. Die Arbeitslosigkeit von jungen Leuten liegt bei 20 Prozent. Hilfe aus Europa ist unwahrscheinlich. „Die Türkei hat sich in großen Schritten von der Europäischen Union wegbewegt“, stellte ein Bericht der EU-Kommission in dieser Woche fest. Wie weit sie sich schon entfernt hat, unterstreichen diese vorgezogenen Wahlen.