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Gastbeitrag über genossenschaftliches Wohnen Wichtige Elemente einer sozialen Stadtentwicklung

Wohnungsgenossenschaften sind Projekte, die günstiges Wohnen in Städten möglich machen. Sie sollten nicht nur Wohlwollen ernten, sondern wirksame Unterstützung der Politik, findet Gastautor Jochen Hucke.
03.06.2019, 06:00 Uhr
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Von Jochen Hucke

Die Bremer Höhe war vor 170 Jahren das erste Wohngenossenschaftsprojekt Deutschlands – in Berlin. Über 2000 Wohnungsbaugenossenschaften haben seither die Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung übernommen und für ihre Mitglieder bezahlbaren Wohnraum geschaffen. Mit über 2,2 Millionen Wohnungen bewirtschaften Genossenschaften rund fünf Prozent des deutschen Wohnungsbestandes.

Viele deutsche Städte, die seit Beginn dieses Jahrzehnts unter immer stärkerem Druck am Wohnungsmarkt stehen, unterstützen Genossenschaften unter anderem durch Baulandbereitstellung und Fördermittel bei Neubau, Bestandserwerb und Bestandsmodernisierung. So kommen zu den vielerorts über einhundertjährigen „Traditionsgenossenschaften“ zunehmend Neugründungen.

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Ein Beispiel ist die im Jahr 2000 von der Bewohnerschaft gegründete „Bremer Höhe“ eG. Sie hat mit Unterstützung von Kommunalpolitik und Fördermitteln ihre vor dem Verkauf an einen Investor stehende Wohnanlage – einen gründerzeitlichen Nachfolgebau des Ursprungsprojektes mit über 500 Wohnungen – selbst erworben und zu bezahlbaren Mieten saniert. In dem von Gentrifizierungswellen überrollten „Szenekiez“ Prenzlauer Berg hat sich so ein Ankerpunkt genossenschaftlichen Lebens entwickelt.

In Bremen gibt es mit rund 3,4 Prozent des Wohnungsbestandes weit weniger Genossenschaftswohnungen als im deutschen Durchschnitt. Die Zahl der Bremer und Bremerhavener Genossenschaften ist recht überschaubar. Dies mag vielleicht Ausdruck eines heute noch etwas geringeren Drucks am Wohnungsmarkt sein. Soll man aber deshalb abwarten, bis die von der internationalen Finanzkrise 2008 ausgelösten Spekulationswellen auch hier Boden- und Mietpreise explodieren lassen?

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Nicht nur in Wien und Zürich, Europas Vorzeigestädte für genossenschaftliches Wohnen, auch in immer mehr deutschen Städten gibt es anschauliche Beispiele dafür, wie Projekte traditioneller und junger Genossenschaften den Zusammenhalt der Generationen stärken, neue Impulse für die Nachbarschaft setzen und das soziale und kulturelle Leben im Quartier anregen. Erfahrungsgemäß finden sich in allen Altersgruppen genügend Menschen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen in Genossenschaftsprojekte einbringen und sich finanziell und zeitlich engagieren. Damit aus Engagement gebaute Projekte und lebendige Nachbarschaften werden, benötigen sie nicht nur Wohlwollen, sondern wirksame Unterstützung von Politik und Verwaltung.

Zur Person

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Unser Gastautor Jochen Hucke ist Genossenschaftsbeauftragter des Berliner Senats. Er war Vorstand einer Baugenossenschaft und arbeitete viele Jahre in Behörden und Ministerien zum Thema Bauen.

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