Steht ein Rollstuhlfahrer vor der Tür und kommt nicht rein? So etwas gibt es beim Getränkeladen "Brausesyndikat" und der Bar "Plan B" nicht. Auch nicht beim Blumengeschäft "Blümchen" oder dem Secondhandshop "Lokolieschen". Sie alle sind Teil des Bielefelder Projekts "Kein Bock auf Barrieren".
Fabian Möller ist bei der Stadt für die Inklusionsplanung und die Koordination der Behindertenhilfe zuständig. 2020 entstand das Bielefelder Aktionsbündnis Inklusion, das Akteure aus Einzelhandel, Sport, Kultur, Bildung, Soziales und der Finanzwelt zusammenbringt.
Die hatten 2021 die Idee für "Kein Bock auf Barrieren". Mit Fördergeldern des Landes Nordrhein-Westfalen und der Postbank kauft das Bündnis mobile Rampen und bringt sie dorthin, wo sie gebraucht werden. Möller erklärt: "Uns war wichtig, dass nicht wir entscheiden, wo die Rampen stehen, sondern die Bürgerinnen und Bürger."

In den vergangenen Jahren sind die Probleme der Innenstädte deutlich größer geworden. Bremen bildet da keine Ausnahme. Welche Ideen gibt es, den Leerstand zu beheben? Wie sollen die Besucher die Innenstadt künftig erreichen? Wie sieht es mit der Sauberkeit und Aufenthaltsqualität aus? Und wird das Bremer Zentrum auch ein Ort, an dem wieder Familien wohnen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich unsere Redaktion in der Serie „Innenstadt – so machen es die anderen“.
Um herauszufinden, wo Menschen sich durch Barrieren gestört fühlen, startete das Aktionsbündnis eine Kampagne. Über Postkarten, verteilt an öffentlichen Orten, einen Social-Media-Kanal und auch direkt, über E-Mails an Trägereinrichtungen, in denen Menschen mit Behinderung leben, sollten Bielefelderinnen und Bielefelder sich angesprochen fühlen. Elf Rampen seien bereits gekauft und kostenlos weitergegeben worden, in diesem Jahr sollen 20 hinzukommen.
Je nach Höhe des Hindernisses gebe es zwei Varianten, erklärt Möller: Um etwa eine zehn Zentimeter hohen Ladenkante zu überbrücken, seien Lego-Rampen gut geeignet. Menschen mit Behinderung hätten sie in einer Bielefelder Tageseinrichtung aus den bunten Spielzeugsteinen gebaut.
Sticker im Schaufenster
Müssten eine oder zwei Stufen überwunden werden, seien mobile Aluminiumrampen eine gute Wahl. Mobil, damit keine neuen Hindernisse entstehen. "An manchen Stellen würde die Rampe drei Viertel des Bordsteins einnehmen", erklärt Möller. Deshalb kleben die Geschäfte einen Sticker ins Schaufenster, der zeigt: Wir haben eine Rampe, die wir nach Bedarf anlegen. Manche seien skeptisch gewesen. Sie hätten doch gar keine Kundschaft im Rollstuhl, habe es geheißen. Genau, habe er dann gesagt. Weil die Leute nicht reinkommen.
Möller hat neben den Hinweisen auf Stufen auch viele andere Tipps bekommen, wo Barrieren den Alltag behindern und wo zum Beispiel leichte Sprache oder ein Audioguide abhelfen könnten. Derzeit liefen in der Stadt etwa zehn Projekte zu unterschiedlichen Arten von Hindernissen, sagt er. Entscheidend sei für ihn vor allem eins: Nicht nur Barrieren zu erkennen, sondern sie auch wirklich abzuschaffen. Und wenn es mit Lego ist.