Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Kreuzfahrtbranche sorgt für gute Stimmung Zuversicht im Schiffbau

Laut IHK-Nord-Konjunkturumfrage zeigt sich die Stimmung in der maritimen Wirtschaft deutlich verbessert. Besonders der Kreuzfahrtschiffbau profitiert von der seit Jahren steigenden Nachfrage.
05.12.2017, 22:37 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Zuversicht im Schiffbau
Von Peter Hanuschke

In der maritimen Wirtschaft zeigt sich die Stimmung laut IHK-Nord-Konjunkturumfrage „deutlich verbessert“. Allerdings tragen die verschiedenen Branchen dazu sehr unterschiedlich bei: Vor allem die Werften und die Betriebe der Hafenwirtschaft zeigen wesentlich mehr Zuversicht als noch im Frühjahr. In der Schifffahrt stabilisiert sich nach und nach die Lage für die Reeder. Insgesamt gibt es in der Maritimen Wirtschaft etwa 400.000 Beschäftigte in Deutschland, der jährliche Umsatz liegt bei rund 54 Milliarden Euro.

Bei den Werften sorgt vor allem der Spezialschiffbau für gute Laune: Besonders der Kreuzfahrtschiffbau profitiert dabei von der seit Jahren steigenden Nachfrage nach Hotelurlaub auf dem Wasser. So sind die Kapazitäten beispielsweise auf der Papenburger Meyer-Werft über Jahre ausgelastet. Zwei Kreuzfahrtschiffe pro Jahr liefert die Werft aus – und davon profitiert die gesamte Zulieferindustrie im Norden.

Zuversicht bei den Reedern

Ganz so euphorisch wie in der Kreuzfahrtbranche ist die Stimmung unter den Reedern dagegen nicht – das IHK-Stimmungsbarometer ist sogar im Vergleich zur Frühjahrsumfrage ein bisschen gesunken. Trotzdem herrscht Zuversicht: „Wir hoffen, dass die schlimmsten Zeiten hinter uns liegen und die Branche nach und nach wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangt“, sagte Wolfgang Blank, Vorsitzender der IHK Nord, dem Zusammenschluss von zwölf Industrie- und Handelskammern aus den fünf norddeutschen Bundesländern.

Lesen Sie auch

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage entsprechen exakt der Stimmungslage bei den Bremer Reedern, so Robert Völkl, Geschäftsführer des Bremer Rhedervereins, der 25 der 30 Bremer Reedereien zu seinen Mitgliedern zählt. „Natürlich haben die Reeder die Hoffnung, dass die schwierigsten Zeiten hinter ihnen liegen; Kaufmannschaft ohne Zuversicht gibt es nicht.“ Die Marktentwicklung stimme jedoch nicht derart hoffnungsfroh, dass Optimismus weite Verbreitung finden könne. „Die Raten in den verschiedenen Märkten schwanken zwischen knapp auskömmlich und nicht auskömmlich.“

Sorge bereiteten die jüngsten Neubestellungen von 20 Containerschiffen mit einer Tragfähigkeit von über 22.000 Standardcontainern, so Völkl. Zwar sei das nicht das Marktsegment, für das die Bremer Reeder ihre Tonnage zur Verfügung stellen, „aber die neuen Schiffe werden kleinere aus der Fernostfahrt verdrängen und damit Druck auch auf andere Märkte ausüben“. In anderen Schiffsgrößen und Märkten gebe es wesentlich weniger Neubestellungen. In diesen Märkten bestehe die Hoffnung auf eine leichte Erholung.

Gedämpfte Stimmung durch Schifffahrtskrise

Grund für die gedämpfte Stimmung unter den deutschen Reedern ist die seit neun Jahren anhaltende Schifffahrtskrise, die durch Überkapazitäten dafür gesorgt hat, dass die deutsche Handelsflotte von ehemals 3700 um 1000 Schiffe geschrumpft ist. In Bremen werden noch knapp 300 Schiffe bereedert.

Die Hafenbetriebe spüren laut Umfrage dagegen generell konjunkturellen Rückenwind. Der starke Wettbewerb und der Verlust von Marktanteilen gegenüber den Westhäfen Rotterdam und Antwerpen bleibe aber eine Herausforderung für die Wirtschaft an den deutschen Küsten, heißt es in der Mitteilung der IHK Nord.

Lesen Sie auch

Trotz voller Auftragsbücher ist auch die Kreuzfahrtbranche nicht gänzlich sorgenfrei: Denn China verfolgt mit der Strategie „Made in China 2025“ das politische Ziel, die Werftindustrie neu auszurichten. Das bedeutet, weg vom Massengeschäft Containerfrachter – auch einst eine deutsche Domäne – hin zum Hightech-Spezialschiffbau.

„Die maritime Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven zeichnet sich durch eine starke Diversifizierung aus“, sagt Wirtschafts- und Häfensenator Martin Günthner (SPD). „Wir sind nicht allein ein erfolgreicher Werftenstandort mit hochspezialisierten Typschiffen wie Luxusjachten oder Marineschiffen und einer besonderen Stärke für Schiffsmodernisierungen.“ Vielmehr werde die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes durch ein „exzellentes Netzwerk“ maritimer Forschungsinstitute und Dienstleistungsunternehmen mit innovativen Lösungen aktiv unterstützt.

Dies unterstreiche auch die Entscheidung, das neue Institut für Sicherheit maritimer Infrastrukturen in Bremerhaven zu gründen. Durch die Ausbildung von Nautikern und Schiffsingenieuren gemeinsam mit wissenschaftlichen Berufsbildern etwa im Bereich der Logistik oder der Digitalisierung wachse ein zukunftsorientiertes Fachkräftepotenzial heran. „Auch wenn gerade mit Blick nach China die internationale Konkurrenz herausfordernder wird – der maritime Standort Bremen/Bremerhaven kann mit Zuversicht in die Zukunft blicken.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)