Schüsse, mindestens eine Explosion und wieder Tote und Verletzte - nördlich von Paris geht die Polizei gegen mutmaßliche Drahtzieher der Terroranschläge in der Hauptstadt vor.
Bei einem stundenlangen Polizeieinsatz gegen die Drahtzieher der Terroranschläge von Paris sind zwei Menschen getötet worden. Dies sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Mittwoch in Saint-Denis. Als Spezialkräfte am Mittwochmorgen eine Wohnung in Saint-Denis nördlich von Paris stürmten, sprengte sich eine Frau in die Luft, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Drei Männer, die sich dort ebenfalls verschanzt hatten, wurden nach heftigen Schusswechseln festgenommen, zwei weitere Verdächtige in der Nähe. Insgesamt seien sieben Menschen festgenommen worden.
Fünf Mitglieder einer Spezialeinheit wurden bei dem Einsatz leicht verletzt, wie die Polizei auf Twitter mitteilte. Ein Polizeihund wurde getötet.
Der stundenlange Einsatz dauerte den Angaben zufolge am Vormittag noch an, der Grund dafür war zunächst nicht klar. Die Aktion hatte gegen 4.30 Uhr begonnen. Gegen 7.30 Uhr waren in Liveübertragungen offenbar Explosionen zu hören. Außerdem fielen etliche Schüsse.
Auswertungen überwachter Telefongespräche haben die französischen Ermittler auf die Spur der Terrorverdächtigen in Saint-Denis nördlich von Paris gebracht. Daraus hätten sich Hinweise ergeben, dass Abdelhamid Abaaoud sich in einer konspirativen Wohnung dort aufhalten könnte, sagte der für Terrorismus zuständige oberste Staatsanwalt François Molins am Mittwoch nach dem Ende der stundenlangen Aktion.
Die Identität der getöteten und festgenommenen mutmaßlichen Terroristen ist nach seinen Angaben noch nicht geklärt. Molins kündigte für den späteren Nachmittag eine Pressekonferenz mit Einzelheiten an.
Drahtzieher der Pariser Anschläge gesucht
Der Zugriff richtete sich gegen den Islamisten Abdelhamid Abaaoud , der als Drahtzieher der Anschläge vom Freitag mit 129 Todesopfern gesucht wird. Dies berichteten mehrere französische Medien unter Berufung auf Ermittler. Der 28-Jährige ist der meistgesuchte Islamist Belgiens. Er hat marokkanische Wurzeln und lebte früher in der Brüsseler Islamistenhochburg Molenbeek, zuletzt soll er sich in Syrien aufgehalten und für die Terrormiliz Islamischer Staat gekämpft haben.
Die Polizei fahndet außerdem international nach dem 26-jährigen Franzosen Salah Abdeslam, den die französischen Ermittler für einen der Attentäter halten. Außerdem könnte nach Informationen aus Ermittlerkreisen möglicherweise noch ein weiterer Terrorist entkommen sein.
Die Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass die Polizei auch den angeblichen Mieter der gestürmten Wohnung festgenommen hat. Der Mann gab im Gespräch mit Journalisten an, zwei Personen beherbergt zu haben, die aus Belgien gekommen seien.
Gegend weiträumig abgeräumt
Eine Nachbarin berichtete im Sender iTélé und anderen Medien von einer heftigen Explosion und einem Loch in der Decke ihrer Wohnung. Sie wohne direkt unter dem von der Polizeiaktion betroffenen Appartement.
Anwohner Sanoko Abdoulaye sagte, er sei gegen 4.30 Uhr durch Schussgeräusche geweckt worden. "Die Schießerei zwischen Polizei und den Terroristen dauerte 30 Minuten", berichtete der Schweißer.
Die Gegend wurde weiträumig abgeriegelt, in der Luft waren Hubschrauber zu hören. Auf einer Straße in der Nähe gingen Soldaten in Stellung, teilweise mit Gewehren im Anschlag. Die nächstgelegene Metrolinie 13 war unterbrochen.
Noch während der Anti-Terror-Aktion rief Präsident François Hollande das Sicherheitskabinett zu Beratungen zusammen. Der Einsatz spielte sich in einem Viertel im Zentrum des nördlichen Pariser Vororts ab, das nur etwa eineinhalb Kilometer vom Stade de France entfernt liegt. Dort hatten sich am Freitag als Teil der blutigen Terrorwelle drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.
Gleichzeitig waren am Morgen zwei Air-France-Maschinen nach anonymen Drohungen umgeleitet worden.
Flüchtlingsunterkunft nach Hinweis auf Attentäter durchsucht
Mindestens ein Terrorverdächtiger ist nach den Anschlägen von Freitag auf der Flucht. Der 26-jährige Salah Abdeslam, Bruder eines der Selbstmordattentäter, wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Eine Flüchtlingsunterkunft in Rostock ist am Dienstagabend aufgrund von Zeugenhinweisen durchsucht worden. (wk/dpa)
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