Bereits ein kurzer Blick reicht und der Continental ist als solcher identifiziert. Bereits die erste Generation hatte einen hohen Wiedererkennungswert und das lässt man bis heute so bestehen. Nur kommt die dritte Generation mit weniger Rundungen vorgefahren. Dafür zeigt Bentleys Continental GT V8 dem Betrachter einen massiven Kühlergrill, der von vier runden Scheinwerfer-Segmenten bespielt wird. Diese zeigen eine hübsche Kristalloptik, die sowohl bei Tag als auch bei Nacht ein Schauspiel liefert.
Die Seitenansicht gibt den Blick frei auf eine gestreckte Silhouette. Im Vergleich zum Vorgänger wirkt sie dynamischer. Insgesamt ist der Continental angenehm proportioniert, zeigt einen kurzen Überhang vorn und einen mittellangen hinten sowie ein bildschönes „Fastback-Heck“. Letzteres ist übrigens ebenfalls der Tradition verpflichtet – und so kommen dort weiterhin ovale Leuchten zum Einsatz, die nun etwas schmaler ausgeführt sind. Geblieben ist derweil die Abgrenzung bei den Abgas-Endrohren: Der V8 erhält die Vierrohr-Anlage, während der W12 je ein ovales Endrohr rechts und links besitzt.
Die Lackierung des Testwagens verdient zudem ein paar Worte: Ihr Name „Kingfisher“ heißt übersetzt „Eisvogel“. Und das nicht von ungefähr: Sie verjüngt den Continental noch einmal mehr und zieht stets interessierte Blicke auf sich. Je nach Lichteinfall changiert sie von einem leichten Himmelblau über ein kräftiges Babyblau bis hin zu einem mystischen Blaugrau in der Dämmerung. Natürlich gibt es auch deutlich dezentere Lackfarben. Aber im Grunde steht diese Lackierung dem Briten gut.
Im Innenraum herrscht Luxus, so weit das Auge reicht
Im Innenraum des Continental herrscht auch bei Generation drei purer Luxus. Die Materialqualität ist genauso exzellent wie die Verarbeitung. Nirgendwo ist ein Mangel festzustellen – was bei einem Luxusfahrzeug zwar nicht verwundert, doch immer wieder aufs Neue begeistert.
Und so nehmen die Testfahrer Platz auf feinsten Ledersitzen, die vorn natürlich beheizt und belüftet sind. Dass eine Massagefunktion ebenso an Bord ist wie beheizte Armlehnen, sei nur am Rande erwähnt. Besonders beeindruckend ist die Liebe zum Detail, mit der Bentley jedes einzelne Modell verarbeitet: Seien es die Tasten am Lenkrad aus echtem Metall oder die feinen Rautensteppungen in den Sitzen.

Die Liebe zum Detail macht den Bentley Continental GT im Inneren besonders luxuriös.
Die Bedienung erweist sich als intuitiv, was nicht zuletzt an den vielen physisch dargebotenen Tasten und Schaltern liegt. Dort überfordert man die Zielgruppe nicht mit zu viel Digitalisierung. Dennoch gibt es ein hochmodernes Infotainment, das ein wenig an das neuer Porsche-Modelle erinnert. Kein Wunder, teilt sich der Continental seine Plattform doch mit dem Porsche Panamera.
Bentley Rotating Screen
Der sogenannte Bentley Rotating Screen ist ein besonderer Hingucker. Denn er lässt sich in drei Ansichten „drehen“: als Zentralbildschirm, mit klassisch analogen Armaturen bestückt oder wiederum mit Holzvertäfelung. Ein ungewöhnliches Extra, das für 5900 Euro in der Aufpreisliste steht.
Die Platzverhältnisse sind für ein Coupé großzügig bemessen. Vorne nehmen Fahrer und Beifahrer jeder Körpergröße bequem Platz. Die Fondgäste jedoch sollten ein Gardemaß von etwa 1,80 Metern nicht unbedingt überschreiten. Das Kofferraumvolumen von 358 Litern setzt ebenfalls Grenzen.
Angetrieben wird der Bentley Continental GT V8 von einem V8-Motor – wie der Name schon vermuten lässt. Der Achtender leistet stattliche 550 PS und stemmt maximal 770 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Allradantrieb gilt dort als genauso gesetzt wie das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe aus dem Hause ZF. Die Fahrleistungen sind so gar nicht zurückhaltend: In glatt vier Sekunden geht es aus dem Stand auf 100 km/h, Schluss mit Vortrieb ist erst bei 318 Sachen. Puh.
Doch werden die meisten Kunden diese Werte wohl nur auf dem Papier kennenlernen. Nicht, dass der Bentley nicht könnte. Es ist vielmehr das distinguierte Klientel des Continental, das sich nicht auf profane Ampelrennen einlässt.
Bürgerliches Fahrprofil im Bentley
Daher zurück zu den bürgerlichen Fahrprofilen. Nach dem Motorstart meldet sich der Achtzylinder einmal kurz zu Wort, um danach in einen flüsterleisen Dauerlauf zu verfallen. Das ist wieder eine dieser Eigenschaften, die Bentley ausmacht. Und daran gewöhnen sich Fahrer und Passagiere ziemlich schnell. Es hatte gute Gründe, weshalb Hersteller höchst luxuriöser Fahrzeuge in früheren Zeiten keine konkreten Angaben zu den Leistungsdaten gemacht haben.
Das Fahrwerk arbeitet adaptiv und bietet sogar einen Sportmodus. Den kann man zwar nutzen, doch so wirklich sportlich wird es im Continental nicht. Und das ist auch gut so. Sein Metier steckt schon im Namen: GT. Die lange Reise. Und genau hier spielt der Bolide seine Trümpfe aus, absolviert auf Wunsch Hunderte Kilometer Autobahn und Landstraße, ohne dabei negativ aufzufallen. Der Continental hat im Knigge-Kurs im englischen Crewe aufmerksam zugehört.
Eine Besonderheit jedoch weist die Bremse des Continental auf. Die an Bord befindliche, optionale Carbon-Keramik-Bremse kostet über 14.000 Euro extra und ist ziemlich empfindlich. Schon ein sanfter Tritt aufs Pedal führt dazu, dass Fahrer und Passagiere kurz unfreiwillig nicken. Das ist so gar nicht „british“. Zwar gewöhnt man sich mit der Zeit an die sensiblen Stopper, doch das Gelbe vom Ei ist dies für die betuchte Klientel nicht. Daher ist diese Bremse ausschließlich für Kunden zu empfehlen, die mit ihrem Continental sportlich unterwegs sind.

Das Metier des Bentley Continental GT steckt schon im Namen: GT. Die lange Reise.
Der Verbrauch wird vom Hersteller mit 12,1 Liter Super Plus pro 100 Kilometer angegeben. Das ist nicht so realitätsfern: Im Test waren es 12,5 Liter. Lässt man es krachen, sind Werte mit einer Zwei vorne realisierbar.
Bereits ab Werk ist der Continental GT V8 reichhaltig ausgestattet. In der Ausstattungslinie „Azure“ sowieso. Dennoch gibt es Individualisierungsoptionen, auf welche Bentley-Kunden gern zurückgreifen. Da wäre beispielsweise die Lenkradheizung für überschaubare 205 Euro. Das schicke Panorama-Glasdach sollte ebenfalls an Bord sein und wer seinen Continental nicht in der Garage parkt, erhält für 2300 Euro eine Standheizung mit Fernbedienung.
Dieser Continental erweist sich als würdiger Nachfolger. Der Achtzylinder ist ein dynamisches Aggregat. Natürlich ist der Zwölfzylinder ungeschlagen, bietet von allem mehr. Doch echte Nachteile sind beim V8 nicht festzustellen. Genau genommen gibt sich der V8 als dynamischere Alternative mit jugendlichem Charme – vor allem in Verbindung mit der schicken Lackfarbe „Eisvogel“.