Die Frage nach dem, was eigentlich am Ende kommt, hat in der Kompaktklasse eine eindeutige Antwort gefunden: ein Schrägheck. Wer es neudeutsch Hatchback nennen will, bitte sehr – an der gängigen Karosserieform im Golf-Revier ändert es nichts. Vier Türen plus große Heckklappe, gemeinhin als Fünftürer bezeichnet, so sieht es da aus. Und doch gibt es noch ein paar Exoten, die im sogenannten C-Segment als klassische Limousine vorfahren, so richtig mit Stufenheck und Kofferraumdeckel. Sie bedienen eine hartgesottene Fangemeinde, die auf ihre kleinen Limos schwört. Auf genau solche Typen wie den Mazda3, wenn er eine verlängerte Heckpartie und den Beinamen Fastback trägt.
Wobei: Wirklich kompakt ist die japanische Lesart einer kleinen Limousine ja nicht mehr. 4,66 Meter ist dieser Mazda3 lang und zeigt sich optisch so ordentlich gestreckt, dass man den Fastback leicht auch in der Mittelklasse verorten würde. Nur zum Vergleich: Ein BMW 3er, den nun wirklich niemand bei den Kompakten einsortieren würde, misst mit 4,70 Metern nur wenige Zentimeter mehr.
Fällt der Blick zum ersten Mal auf den Fastback, so kommt er wesentlich eleganter als sein fünftüriges Pendant daher. Die Front bietet noch Gemeinsamkeiten mit der nach vorn hin schmal zulaufenden Haube und den sehr schlanken LED-Scheinwerfer für den gierigen Blick. In der Seitenansicht aber trennen sich die Geschwister.

Gibt's doch gar nicht? Klar gibt es den kompakten Mazda3 auch mit verlängertem Heck. Wobei: Mit 4,66 Metern Länge definiert der Mazda3 Fastback den Begriff Kompaktheit doch sehr großzügig.
Eine schlichte, aber stilvolle Linienführung endet beim Fastback in einem kurzen Heck. Insgesamt bleibt die Designlinie schnörkellos und clean – das ist Mazdas Designphilosophie Kodo in Reinkultur, möchte man meinen.
Der schicke Abschluss kommt in Form eines kantigen Stufenhecks mit schmalen Leuchten, die das Design der Scheinwerfer aufgreifen. Kritik? Gibt es auch. Denn die Funktion steht hinter der Form zurück: Die Luke der Heckklappe ist klein geraten, sperrige Gegenstände lassen sich hier nur mit Mühe einladen.
Im Innenraum geht es genauso schnörkellos weiter. Nüchterne Noblesse ziert das Interieur – so geht zeitgemäße Einrichtung. Die Tachoeinheit ist zwar größtenteils analog gehalten, aber stilvoll; da ist auch der aufgesetzte Zentralmonitor schnell verziehen. Die separate Klimaeinheit hat – im Gegensatz zu den digitalen Bedienkonzepten vieler Konkurrenten – noch echte Tasten. Das gilt auch für das Infotainment samt Drehregler für die Lautstärke. Das klingt nebensächlich, ist es im Alltag aber nicht. Sondern einfach nur praktisch.

Alle Hersteller, die langweilige oder zwanghaft moderne und überkandidelt digitale Cockpits gestalten, schauen hier bitte mal genau hin und murmeln dann verschämt: Beim nächsten Mal machen wir es uns auch so schön.
Auch Platz findet sich im Fastback genug, sowohl vorne wie auch hinten. Selbst mit vier 1,80-Meter-Passagieren an Bord lässt es sich entspannt reisen – was man einer kleinen Limousine so nicht auf Anhieb unterstellen würde. Auch in Sachen Kofferraum muss sich der Japaner nicht verstecken. 450 Litern sind ein gutes Angebot, bei umgeklappten Rücksitzlehnen werden sogar stattliche 1138 Liter freigegeben. Randnotiz: Das ist, ganz ohne Flachs, mehr als der Fünftürer des Mazda3 vorweisen kann.
Bei der Ausstattung lässt der Fastback wenig Wünsche offen. Jedenfalls dann, wenn er wie unser Testwagen als „Selection“ geordert wurde. Dann ist nahezu alles an Bord, was Mazda an Annehmlichkeiten bereithält. Das beginnt bei der 360-Grad-Kamera, deren hohe Auflösung zu überzeugen weiß und die im innerstädtischen Betrieb regelmäßig vor ungewollten Berührungen schützte. Und wenn der Fahrer doch mal unachtsam ist, greift der Querverkehrswarner mit Notbremsfunktion ein. Rückwärts aus der Ausfahrt, die Sicht gleich null – wer kennt das nicht? Dann schlägt der Mazda schon Alarm, bevor überhaupt irgendetwas zu sehen ist. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Ein wenig hyperaktiv agierte dagegen der Müdigkeitswarner, der selbst den ausgeschlafensten Kollegen eine heiße Tasse Kaffee empfahl. Gegen Müdigkeit hilft übrigens auch das bassbetonte Bose Soundsystem, das den Innenraum des Fastback bespielt. Am besten gleich über Digitalradio, denn der DAB-Empfang war hier überdurchschnittlich gut.

LED-Auge, sei wachsam: Die Scheinwerfer mit Matrixfunktion blenden den Gegenverkehr automatisch aus. Das kann gar nicht verlässlich funktionieren? Doch, tut es.
Das gilt auch für die Voll-LED-Scheinwerfer, die dank Matrixfunktion vorausfahrende und entgegenkommende Fahrzeuge verlässlich ausblenden und mit einem hervorragenden, weil homogenen Lichtbild glänzen konnten.
Und wie fährt er sich nun? Sehr ausgeglichen. Ob in der Stadt, über Land oder auf der Autobahn – wir konnten kein Revier ausmachen, in dem sich der Mazda nicht wohlgefühlt hätte. Unter der Haube arbeitet die technische Spezialität der Japaner, der Motor namens e-Skyactiv X, eine Weiterentwicklung des bisherigen Skyactiv X. Der mildhybridisierte Vierzylinder wechselt dabei ansatzlos zwischen der konventionellen Funkenzündung und einem Kompressionszündungsmodus – ein Benziner also, der auch nach dem selbstzündenden Dieselprinzip arbeitet.
So außergewöhnlich die Laufruhe des Motors ist, so gewöhnlich gestaltet sich die Leistungsabgabe. Auf dem Datenblatt stehen zwar 186 PS (137 kW), doch die fühlen sich grundsätzlich recht schüchtern an. Die Fahrleistungen – 8,1 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 – sind ordentlich, doch wer sie ausreizen will, sollte fleißig durch die sechs Gänge schalten. Das ist, typisch für Mazda-Getriebeeinheiten, jedoch das reinste Vergnügen; der Schalthebel flutscht nur so durch die Gassen.
Das Fahrwerk zeigt sich sehr ausgewogen, verliert kaum einmal die Contenance und federt das Gros aller Unebenheiten souverän weg. Auf der Autobahn ändert sich vom Wesen des Japaners wenig, lediglich die Geräuschkulisse wird jenseits der 160 deutlich höher. Als ideale Reisegeschwindigkeit empfiehlt sich daher der Bereich zwischen 130 und 150 km/h.

In gewisser Weise ein Ruhesitz: Vom e-Skyctiv X genannten Motor dringen nur wenige Geräusche in den Innenraum, erst ab Tempo 160 auf der Autobahn wird es etwas lauter.
Nun die Frage aller Fragen: Bringt all der Aufwand mit der selbstzündenden Arbeitsweise im Teillastbereich am Ende eine spürbare Ersparnis? Jein. Wer brav und überwiegend mit Teillast unterwegs ist, der bringt den Zweiliter tatsächlich problemlos in den Bereich von Verbrauchswerten um die fünf Liter pro 100 Kilometer. Wer es gerne sportlicher angehen lässt, landet bei rund sieben Litern im Durchschnitt. Wer aber die Leistung ordentlich ausreizt und sich auf der Autobahn auch mal an die Höchstgeschwindigkeit (216 km/h) herantastet, bezahlt das mit einem Spritkonsum im zweistelligen Bereich.
Unser Fazit: Der Fastback an sich ist eine der aktuell schönsten und elegantesten Kompakt-Limousinen, die dazu ab Werk bereits gut ausgestattet ist. Gerade in Kombination mit dem e-Skyactiv X bietet dieser Mazda3 antriebsseitig gute Argumente – bei entsprechend sorgsamer Fahrweise. So bleibt potenziellen Interessenten am Ende vor allem die Frage, ob sie Praktikabilität eines Fünftürers benötigen. Wenn nicht, darf der Fastback als echte Alternative in der Mittel-, Pardon, Kompaktklasse gelten.

Wenn Sie sich schon immer mal gefragt haben, wie so ein Benzinmotor mit Kompressionszündung im Teillastbereich wohl aussehen mag: Bitte sehr, nun haben Sie ein Bild vor Augen. Seine Freunde dürfen ihn übrigens Diesotto nennen.