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Mecedes-Benz S 580 Die Königin des Komforts

Die Rollen im Dreikampf um die Krone des deutschen Autobaus sind klar verteilt: Der BMW 7er ist der Dynamiker, der Audi A8 der Allrounder und die S-Klasse der Komfortmaßstab. Letzteres untermauert der S 580.
14.01.2023, 06:00 Uhr
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Von Angelo Engel/newcarz

Sie war es schon immer, ist es noch und wird es wohl auch immer sein: die Königin des Komforts. Die Rede ist von der Mercedes S-Klasse, die schon in ihren Anfangstagen im Jahr 1972 Maßstäbe im Bereich der Luxuslimousinen setzte. Die aktuelle Generation, die unter der Baureihenbezeichnung W223 vor knapp zwei Jahren in den Verkauf kam, zeigt sich moderner denn je – und das ist im Duell mit solchen Kalibern wie Audi A8 oder BMW 7er auch unerlässlich. Hier im Blick: der mildhybridisierte S 580.

In Sachen Design zeigt sich das Flaggschiff aus Stuttgart recht dezent. Im Vergleich zum Vorgänger wurden die Rundungen nahezu alle glattgebügelt, was – je nach Sichtweise – ein hohes Maß an Seriosität oder aber auch eine gewisse Biederkeit mit sich bringt. Wer sich für letzteres Urteil entscheidet, sieht sich darin vermutlich durch die Lackfarbe bestärkt: Das „Hightechsilber“ wirkt alles andere als jung-dynamisch, sondern lässt das Fahrzeug optisch altern. In der Seitenansicht kommt die S-Klasse relativ flach daher und erinnert ein wenig an die Coupé-Limousine CLS. Die bündig integrierten Türgriffe fahren bei Annäherung elektrisch aus, was cool aussieht und der Aerodynamik zuträglich ist. Am Heck fügen sich kantige und plan integrierte Leuchten harmonisch ins Gesamtbild ein.

Den ein oder anderen Aha-Moment bietet dann der Innenraum. Denn neben dem riesigen OLED-Display wird nun auf Wunsch auch die digitale Tachoeinheit in 3D-Technik ausgeführt. Das ist zwar schick – aber eigentlich braucht das niemand wirklich. Was die Kundschaft in der Luxusklasse immer erwartet: großzügige Platzverhältnisse vorne wie hinten. Schon die Kurzversion erfüllt das problemlos, ist aber mit 5,18 Metern auch nur dem Namen nach kurz. In Sachen Sitzkomfort gibt es nichts zu mäkeln. Das Gestühl ist bequem, vielfach verstellbar, beheizt und belüftet und wartet auf Wunsch auch mit einer Massagefunktion auf.

In Sachen Ausstattung gibt sich die S-Klasse schon ab Werk in Sindelfingen wenig Blößen; doch wie es bei deutschen Herstellern üblich ist, wartet auch sie mit einer beachtlich umfangreichen Optionsliste auf. Wer den schon nicht eben bescheidenen Basispreis von gut 135.000 Euro weiter in die Höhe treiben will: kein Problem. Als Highlights bieten sich dafür etwa das Head-up-Display mit Augmented-Reality-Darstellung oder aber das Digital Light an. Letzteres glänzt mit extrem hoher Helligkeit und sehr guter Homogenität. Vor allem aber gibt es nur wenige Scheinwerfer, deren Dauerfernlichtfunktion andere Verkehrsteilnehmer derart verlässlich ausschneidet.

Worauf bei Mercedes indes schon seit längerer Zeit kein Verlass mehr ist: dass die Typbezeichnung auch etwas über den Hubraum aussagt. So steckt im S 580 ein vier Liter großer V8 mit 370 kW (503 PS), der elektrisch durch einen EQ-Boost genannten Starter-Generator mit 15 kW Leistung unterstützt wird. Und schon beim Anlassen dieser Antriebseinheit wird klar, dass Mercedes nach wie vor alles tut, um den Kunden ein luxusklassiges Erlebnis zu bieten. Ein Zündvorgang des Achtzylinders ist nicht spürbar – und auch auf den ersten Metern gleitet der S 580 ohne nennenswerte Geräuschkulisse über den Asphalt. So fällt der Blick gern mal auf den Drehzahlmesser, um sich zu vergewissern, nicht doch in einem E-Auto gelandet zu sein. Wirklich lauter wird es aber auch auf der Autobahn nicht: Bei 130  km/h liegen nur knapp 1500  Umdrehungen pro Minute an, der Automatik mit gleich neun Gängen sei Dank.

Auch das Fahrgefühl als solches ist souverän. Nach rund 500  Kilometern lässt sich leicht begreifen, weshalb ehemalige Kunden des 500ers – in der Moderne mit einem Sechszylinder ausgerüstet – nun wohl auf den 580er zurückgreifen werden. Denn das, was dieser V8 an Laufkultur aufbietet, kann wohl nur noch vom V12 im Maybach übertroffen werden. Allerdings: So etwas wie Sportlichkeit kommt – den 4,4 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 zum Trotz – in dieser S-Klasse zu keiner Zeit wirklich auf. Mit dem serienmäßigen Luftfahrwerk Airmatic ist sie zwar höchst komfortabel unterwegs, bei schnellen Fahrspurwechseln und zügig gefahrenen Kurven kann sie mit der Konkurrenz aus München und Ingolstadt aber nicht mithalten. Da hilft wohl nur das optionale Fahrwerk namens E-Active-Body-Control mit entsprechender Nick- und Wankstabilisierung.

Auch wenn der Verbrauch in dieser Fahrzeugklasse bei den Kaufkriterien eine allenfalls untergeordnete Rolle spielen dürfte: Ein ungezügelter Säufer ist der allradgetriebene S 580 absolut nicht. 10,1 Liter auf 100  Kilometer genehmigte sich der Luxuskreuzer auf unseren Testfahrten – was ziemlich bemerkenswert ist. Wer gerne zügig und bei Geschwindigkeiten jenseits der 200 km/h unterwegs ist, büßt dafür zwar mit Verbrauchswerten von knapp 15  Litern. Doch auf Knauserfahrt lässt sich auch mit unter acht Litern Super pro 100 Kilometer auskommen.

So verließ uns der S 580 4Matic am Testende um die Gewissheit reicher, dass Komfort nach wie vor die große Stärke des großen Benz ist. Dessen Kurzversion eignet sich insbesondere für Selbstfahrer, während der V8 zu einem der kultiviertesten Aggregate gehört, die wir je erlebt haben. Dass auf dem Preisschild des Testwagens knapp 155.000 Euro standen: Es war letztlich zu erwarten. So wie auch der Umstand, dass im Dreikampf um die Luxuskrone im deutschen Automobilbau auf jeweils eigene Art viel Charakter gezeigt wird – aber eben nur die S-Klasse auch S-Klasse kann.

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