Da war ich so fünf oder sechs Jahre alt. Mein älterer Bruder ist fünf Jahre älter als ich und er hat mir das Radfahren beigebracht, im Garten meiner Großeltern. Ich weiß noch: Jedes Mal, wenn ich da umgefallen bin, bin ich schön weich auf dem Rasen gelandet. Da habe ich einen Nachmittag lang rumprobiert. Am Ende des Tages bin ich schließlich die ganze Zeit im Kreis um einen großen Baum am Ende des Gartens gefahren.
Das aktuelle FahrradIch habe zwei Fahrräder. Zum einen habe ich ein Hollandrad, das ich im Alltag nutze. Da fühlt sich jede Fahrt ein bisschen wie Komfortreisen an. Zum anderen fahre ich seit knapp vier Jahren ein Rennrad der Firma Fuji. Ein guter Freund hat mich darauf gebracht: Er ist auch herztransplantiert und hat mich mit seiner Begeisterung fürs Rennradfahren angesteckt. Ich liebe dieses Fahrrad, es ist großartig. Damit ist man so unglaublich schnell und außerdem ist nicht so viel Schnickschnack dran.
Der größte ErfolgDas war definitiv ein Rennen, bei dem ich in Köln angetreten bin. Ich bin dort im Team mit sieben weiteren Herztransplantierten angetreten. Einer von ihnen war mein guter Freund, der mich zum Rennradfahren gebracht hat. Ich wollte schon immer Mal ein Rennen mit dem Fahrrad fahren, das war also eine gute Chance. Aber ganz besonders war für mich natürlich, mit anderen Transplantierten im Team zu fahren, denn wir wollten dabei auch Werbung für Organspenden machen. Das war ein tolles Gefühl, als wir zum Schluss alle mit den gleichen Trikots gemeinsam ins Ziel gefahren sind. Ein unglaublich emotionaler Moment. Dass wir da zeigen konnten, welche Leistungen mit einem transplantierten Organ möglich sind, war einfach klasse.
Die VorgängermodelleAls Kind hatte ich eigentlich immer nur Mountainbikes. Egal ob zur Schule oder zum Sport, ich bin überall mit dem Mountainbike hingefahren. Erst als ich etwas älter wurde hat sich das geändert: Meine Freundinnen hatten alle Hollandräder, dann bin ich auch umgestiegen. Das Rennrad, das ich aktuell fahre, ist immer noch mein allererstes.
Der letzte DiebstahlMir ist glücklicherweise noch nie ein Fahrrad, aber dafür ein Sattel geklaut worden. Das hat die Fahrt nach Hause ziemlich anstrengend gemacht.
Die LieblingsstreckeDas ist für mich in Oberneuland am Deich. Am besten ist einfach losfahren, ohne festes Ziel im Kopf, so eine Stunde bis anderthalb Stunden einfach am Deich entlang. Auf der Strecke ist die Mischung aus Einsamkeit und Menschenmassen genau richtig.
Der ausgefallenste FahrradschmuckMein Rennrad ist eigentlich ziemlich einfach, komplett schwarz und ohne Verzierungen. Aber die Griffbänder sind grün, für Werder natürlich. Und am Ende der Hörner des Lenkers kleben zwei Plastikembleme: Eins ist grün, eins ist weiß. Das musste einfach sein. Ich muss ja Farbe bekennen.
Die am häufigsten gefahrene StreckeMorgens zum Bäcker natürlich, da nehme ich auch meist meinen Hund mit. Das dauert zwar nur vier Minuten, aber so bekommt der Hund noch etwas Auslauf.
Der schlimmste UnfallBisher ist mir noch nichts passiert. Ich fahre immer sehr vorsichtig. Mein Organspender erlitt durch einen Motorradunfall den Hirntod, das beeinflusst auch mein Fahrverhalten. Aber als ich die Klickpedale für das Rennrad neu hatte, bin ich tatsächlich einmal umgefallen – das war ziemlich uncool.
Rennradfahrer sind …...sehr speziell. Bei typischen Rennradfahrern geht es zum einen immer nur um Trainingszeiten, aber auf der anderen Seite sind sind sie auch sehr sportlich und zielstrebig. Wenn ich Rennen fahre, bin ich manchmal auch so. Aber ansonsten ist Fahrradfahren für mich eher wie Meditation, danach komme ich ganz frei nach Hause.
Ich fahre gern Fahrrad, weil ……ich bei jedem Sprint merke, dass ich lebendig bin. Wenn ich schnell fahre, spüre ich, wie mein Herz schlägt. Wenn ich dann die Geschwindigkeit anpasse, passt sich auch mein Herzschlag an. Ein unbeschreibliches Gefühl. Das zeigt mir, dass ich lebe.
Fahrradfahren in Bremen ist …… praktisch, denn alles ist mit dem Rad erreichbar. Man kann sogar Fahrradfahrgemeinschaften bilden, das gibt es sonst nirgendwo. Und es ist auch ziemlich unvorhersehbar, wenn dann mal ein Regenschauer kommt. Aber das gehört ja einfach dazu.
Die Fragen stellte Lisa-Maria Röhling.Chantal Bausch
ist Sportlerin und Studentin. Sie hat schon mehrere Preise im Hockey, Tennis, Skifahren und Golfen gewonnen. Die gebürtige Bremerin bekam nach einer schweren Herzerkrankung mit zwölf Jahren eine Herztransplantation und setzt sich seitdem für Organspende ein.