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Datenkolumne Verändert Deepseek die Künstliche Intelligenz in Europa?

Könnte Deepseek Europas Rolle in der KI-Technologie verändern? Trotz US-Dominanz in der KI-Entwicklung, zeigt das chinesische Start-up neue Wege auf. Ein Hoffnungsschimmer für Europas KI-Zukunft?
30.01.2025, 05:00 Uhr
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Von Dennis Kipker

Die technologische Entwicklung schreitet derzeit gefühlt rasant voran. So rasant, dass sich manch einer vielleicht abgehängt fühlt. Insbesondere das Thema künstliche Intelligenz ist dabei ein Bereich, der heraussticht. Und das Gefühl des Abgehängtseins betrifft hier vielleicht sogar mehr als nur die persönliche Ebene. Denn betrachtet man einmal die technischen Grundlagen der KI-Technologie, kann man sich schon die Frage stellen, inwieweit europäische Lösungen hier überhaupt noch eine relevante Rolle spielen. Sind wir hier gar im großen Maßstab abgehängt?

Richtet man einen ersten Blick auf die großen KI-Entwicklungen, so zeigt sich, dass derzeit eine klare US-Dominanz herrscht. Insbesondere in Bezug auf das Training großer KI-Modelle, also die zentralen Schaltstellen für jedes KI-System, sind KI-Modelle wie GPT oder Llama von US-Unternehmen wie OpenAI oder Meta (ehemals Facebook) in aller Munde. Und auch an anderer Stelle stechen einzelne US-Unternehmen in ihrer quasi marktdominierenden Stellung deutlich hervor. So hat sich etwa im Bereich der Chip-Produktion das US-Unternehmen Nvidia eine deutliche Vormachtstellung erarbeitet, wenn es darum geht, die für das Training von KI-Modellen erforderliche KI-Hardware herzustellen.

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Hinzu kommt, dass lautstarke Ankündigungen des neuen US-Präsidenten gleich mehrere für die KI-Entwicklung relevante Punkte betreffen. Zum einen soll laut diesen Ankündigungen in den nächsten Jahren ein Investitionspaket in Höhe von 500 Milliarden Dollar die KI-Infrastruktur der USA auf eine neue Ebene heben. Zeitgleich wurden Vorhaben zur Regulierung künstlicher Intelligenz gestrichen, um KI-Entwicklern trotz der Risiken der neuen Technologie weite Freiräume zu überlassen. Und bei der Frage, wie der benötigte Energiebedarf zum Betrieb der leistungshungrigen KI-Infrastruktur gedeckt werden soll, scheinen sich die großen US-Tech-Konzerne einig zu sein: Die Antwort ist Atomkraft.

Aber wo stehen wir derzeit? Europäische KI-Modelle, wie Mixtral oder Teuken gibt es zwar. Diese scheinen im Rennen jedoch noch etwas abgeschlagen. Eine europäische Alternative im Hinblick auf die Herstellung von speziellen KI-Chips, die eine zentrale Rolle für das Trainieren von KI-Modellen spielen, ist nicht in Sicht. Besser erscheint da schon die Lage mit Blick auf das vorhandene Wissenspotenzial in Wirtschaft und Wissenschaft. Denn findige KI-Entwickler scheint es auch in Europa zu geben. Diese sind jedoch an strenge Regelungen gebunden.

Denn neben den datenschutz- und urheberrechtlichen Fragen, die sich für Anbieter und Entwickler von KI-Modellen in Europa stellen, kommen weitere Vorgaben der jüngst in Kraft getretenen KI-Verordnung hinzu, die sich in den kommenden Monaten und Jahren sogar noch verschärfen dürften. Und das Thema Atomkraft ist, insbesondere in Deutschland, politisch hoch umstritten.

Allerdings, und das muss auch gesagt werden, handelt es sich bei dieser Betrachtung um eine Momentaufnahme. Wie sensibel dieses Gefüge wirklich ist, hat sich erst vor ein paar Tagen gezeigt, als sich das bis dahin noch recht unbekannte chinesische Start-Up DeepSeek mit einem neuen, gleichnamigen KI-Modell zu Wort gemeldet hat. Beachtlich an diesem Modell ist, dass es anscheinend unter Einsatz sehr viel geringerer Energie- und Hardwareressourcen trainiert wurde und dennoch mit den aktuellen US-KI-Modellen mithalten kann.

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Sind auch wir also noch nicht ganz abgehängt? Können große KI-Modelle in Zukunft auch in Europa mit wesentlich geringerem Energie- und Hardwareaufwand trainiert werden? Die Zukunft wird es zeigen. Derzeit scheint es eine Gratwanderung zu werden, bei der auch eine Aufholjagd noch nicht ganz ausgeschlossen ist. Insbesondere bei der praxisfreundlichen Auslegung der vorhandenen Regularien und der Investition in eine belastbare europäische KI-Infrastruktur scheint noch Potenzial nach oben vorhanden zu sein. Und die Frage nach europäischen Fertigungsmöglichkeiten für KI-Chips wird in Zukunft ebenfalls beantwortet werden müssen.

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