Evrim Arslan hat bei mir einen Stein im Brett. Warum? Sie sorgt in der Caféteria des Pressehauses in der Martinistraße dafür, dass keiner verhungern muss. Durch sie habe ich die Kombination von Kichererbsen mit Roter Bete kennen und lieben gelernt, ihre Karotten mit Estragon sind so gut, dass ich sogar an freien Tagen in die Hollerallee gegangen bin. Dort eröffnete die 45-Jährige 2015 ihr erstes Restaurant. Seit 2017 gibt es „Meze by Evrim“ in der Überseestadt. Da komme ich seltener hin, umso mehr habe ich mich auf diese Gabelprobe gefreut. Es ist nämlich gar nicht so leicht, Evrim Arslan zwischen Verlag, Restaurant und Catering abzufangen.
Meze by Evrim funktioniert nach dem Baukasten-Prinzip. Jeden Tag werden bis zu acht unterschiedliche Meze angeboten. Je nachdem, wie viele man wählt, liegt der Preis zwischen 2,30 und 12 Euro. Wer seinen eigenen Teller mitbringt und "to go" bestellt, bekommt eine Meze geschenkt. In der Türkei sind die Meze eine Kleinigkeit für zwischendurch. „Deswegen bin ich auf die Idee gekommen“, erklärt Evrim Arslan. „Ich habe nicht immer Hunger auf ein großes Gericht, vermisste im Viertel die Möglichkeit, einfach nur eine leckere, frische Kleinigkeit zu essen. Und weil ich die nicht fand, habe ich es halt selbst gemacht.“
Champignons mit Curry
Wir setzen uns auf die Bank, die sie mit dem alten selbst gemachten Kelim ihrer Großmutter verkleidet hat. Bei einer Tasse Kaffee testen wir uns durch das Angebot und weil wir das vor dem Mittagsgeschäft machen, bekomme ich Folgendes zum Frühstück: Brokkoli-Salat, gegrilltes Gemüse, Süßkartoffelsalat, Champignons, Hummus und Minzjoghurt als Dips und natürlich Brot. Champignons, da sind wir uns einig, sind eigentlich nicht so unser Ding. Doch Evrim würzt sie mit Curry und schon sind sie nicht mehr ganz so langweilig. „Es ist die einzige Art, wie ich sie esse“, sagt die Chefin.
Viele Ideen holt sie sich aus der marokkanischen Küche. „Ich liebe Marokko. Es ist einfach die Küche, von der mir jedes Gericht schmeckt“, sagt sie. Auf eine Reise nach Marrakesch freue sie sich entsprechend sehr. Das mit Kräutern bestreute Ofengemüse hat leichte Röstaromen und schmeckt auch kalt. Den Brokkoli begleiten Möhren, Romasalat und Kidneybohnen – alles ummantelt von einer leichten Joghurt-Senf-Sauce. Mein Highlight ist die Süßkartoffel-Meze mit Blumenkohl und einer frischen Tahin-Sauce. Alles in allem steht vor mir genau das, was Evrim einst vermisste: frische Kleinigkeiten, die dem Magen schmeicheln statt ihn bis zum Rand zu füllen. Perfekt für eine Mittagspause, nach der man noch arbeitsfähig sein möchte.
Das sagen die Stammgäste: Oh, es gibt Köfte! Manchmal weiß ich gar nicht, was ich esse, ich zeige nur drauf – aber es schmeckt alles. Ich komme immer freitags und läute so mein Wochenende ein.
Meze by Evrim, Konsul-Smidt-Str. 8U, 28217 Bremen, Telefon 0152/03243151, www.meze-by-evrim, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11 bis 13.30 Uhr, geschlossene Gesellschaften möglich, Catering, bedingt barrierefrei.