Was verbindet man mit türkischer Gastronomie? Viele werden da zunächst an vielleicht an Dönerbuden und Kebabhäuser denken. Dann fallen einem Lokale ein, die anatolische Spezialitäten etwa im Lehmofen zubereiten und in gehobenem Restaurantambiente servieren. Darüber hinaus zunehmend aber auch Meze-Küchen, in denen ein Allerlei von feinen Klassikern der levantischen Küche serviert wird.
Der Laden, in dem ich heute zu Gast bin, hat mit all diesen Varianten jedenfalls wenig gemein, denn das in Hemelingen gelegene Lokal Ehlikeyif präsentiert sich als eine Mischung aus Lounge, Café und Karaoke-Bar, in der zwar auch türkische Speisen serviert werden, der Fokus aber ein gänzlich anderer ist. „Wir sind ein Ort, an dem man Raki trinken kann", sagt Cem Sarihan und serviert mir ein großzügig gefülltes Glas.
„Ich liebe es scharf“, sagt Sarihan, als eine der Vorspeisen, die er mir präsentieren will, eintrifft. Die Meze heißt Atom und hat sich ihren Namen redlich verdient. Selbst eine milde Dosis dieser Paprika versengt meine Zunge, welche sich Hilfe suchend an den leckeren Zucchini-Joghurt klammert. Glücklicherweise haben wir die Schakschuka schon zuvor probiert. „Eine Familienvariante. Ich könnte sie jeden Tag essen“, lobt Sarihan das in Tomatensoße und Olivenöl eingekochte Gemüse, das ich in der Version mit pochierten Eiern zwar lieber mag, aber auch so würzig, cremig und sehr überzeugend finde.
Probiert und empfohlen: Es folgen frittierte Miesmuscheln. Diese sind allerdings nicht, wie in der Karte beschrieben, frittiert. Und sie sind ebenso wenig, wie man es vielleicht sonst kennt, paniert. Sie sind schlicht in Butter angebraten. Ein Dip, von dem ich angenommen hatte, ihn zu brauchen, ist nicht notwendig. Das Fleisch ist saftig und zart. „Geschmacklich gefällt mir das auch“, sagt Sarihan. Nur ein Manko spricht er an: „Ich komme aus Istanbul. Wenn ich nicht das Meer sehe, wenn ich Muscheln esse, fehlt mir etwas.“
Zuletzt testen wir das mit Zwiebeln und Tomaten sautierte Rind, zu dem ein Salat sowie eine Reisbeilage serviert werden. Nichts davon ist ein Highlight. Das beginnt beim Reis, der langweilig ist und buttriger sein könnte, geht weiter mit dem simplen Salat und gipfelt im gebratenen Fleisch, welches - obwohl Entrecôte - ebenso zäh wie untersalzen ist. Ich finde das schade, mein Gastgeber ist unzufrieden.