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Gabelprobe Ein saftig rotes Labskaus mit Bilderbuch-Spiegelei im "Haus am See"

Beim Renovieren des alten Gasthofs hat Daniel Manz viel selbst gemacht. Das gilt auch für die Küche: Aus der Dose gibt es gar nichts. Die Bandbreite reicht von Austern bis zum Wiener Schnitzel.
28.09.2024, 05:00 Uhr
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Von Antje Noah-Scheinert

Ich hatte ein unglaubliches Glück bei meinem Termin im Haus am See. Erst schien die Sonne, dann zogen Wolken auf, wir haben es gerade noch geschafft, das Foto zu machen, bevor es nicht regnete, sondern schüttete. So konnte ich die verschiedenen Gesichter des Otterstedter Sees kennenlernen.

Bei dem Namen „Haus am See“ musste ich natürlich gleich an den Berliner Sänger Peter Fox denken. Und irgendwie hat das Restaurant Berlin-Vibes: diese Mischung aus Shabby Chick, Pop-up und gefeierter Tradition. Im Haus am See gibt es nämlich einen Biergarten, einen Schankraum mit großem Tresen (selbstgebaut), eine Gaststube, einen Saal und die versteckten Räumlichkeiten der ehemaligen Kegelbahn – also alles, was einen ordentlichen Gasthof auszeichnet. Daniel Manz hat diesen Retro-Schatz vor rund drei Jahren entdeckt. Er selbst, lange in Berlin als Veranstalter klassischer Konzerte selbstständig, kam in die Heimat zurück und eröffnete den „Burgermeister“ im alten Imbiss neben der Tankstelle.

Die Pandemie hatte sein Leben kräftig durcheinander geschüttelt, ihm den Job gekostet und die Fantasie angeregt. „Eigentlich wollte ich so einen klassischen Imbiss eröffnen, mit Schaschlik, Currywurst und so, aber in wirklich guter Qualität. Dann haben sich die Gäste aber für Burger entschieden“, sagt der 42-Jährige. „Durch die Konzerte habe ich die Welt kennengelernt und gern sehr gut gegessen.“ Das war seine Grundlage, als ihm die See-Gastronomie angeboten wurde. „Ich habe hier fast ein Jahr renoviert, sehr viel selbst gemacht“, sagt der Waldorfschüler. Sein Ziel: regionale Küche mit regionalen Zutaten. „Wir müssen uns unsere Gäste erkochen, das ist mir klar.“ Das funktioniert schon gut, der Service, wie er weiß, nicht immer. Besonders, wenn bei gutem Wetter der See gestürmt wird.

Auf der Karte finden sich Austern, Wiener Schnitzel, Pfifferlinge, Fish’n’Chips, Szegediner Gulasch (nach Familien-Rezept), vegetarische Gerichte und norddeutsche Klassiker. Wir entscheiden uns für Labskaus für 16,50 Euro und den Ottersburger (12,50 Euro). „Wir kochen à la minute, da kann das Essen nicht in drei Minuten auf dem Tisch stehen“, erklärt Daniel Manz dem Fotografen. Das Warten lohnt sich und die paar leichten Regentropfen spüren wir kaum. Ich verliebe mich mit dem ersten Blick schon in das saftig rote Labskaus mit Bilderbuch-Spiegelei. „Wir pökeln selbst.“ Also nix Corned Beef aus der Dose. Für mich ist es perfekt in Würze und Konsistenz. Beim Burger gibt’s auch nichts zu meckern. Da freue ich mich schon auf die Kohl-Saison.

Das sagen die Stammgäste: Ich bin schon in den 50er-Jahren hier mit dem Fahrrad hergefahren, jetzt sitze ich hier einfach gern mit meiner Frau und gucke auf den See. Dazu essen wir eine Kleinigkeit. Ich glaube, so gut kross gebratenes Knipp gibt es selten – zumindest nicht hier in der Nähe; im Sommer ist schon so einiges drunter und drüber gegangen, falsche Bestellungen, lange Wartezeiten; Wir haben hier schon an den verschiedensten Veranstaltungen teilgenommen, Weinverkostung, Konzerte … und sind einfach gern hier, das Essen schmeckt und wir mögen die Atmosphäre.

Informationen: Haus am See, Am See 1, 28870 Ottersberg, Telefon 0175-9151852, www.hausamsee-ottersberg.de, Öffnungszeiten: ab Oktober von Mittwoch bis Freitag ab 17 Uhr, Sonnabend und Sonntag ab 12 Uhr, regelmäßig kulturelle Veranstaltungen, Gesellschaften, Außer-Haus-Verkauf, bedingt barrierefrei.

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Zur Person

Antje Noah-Scheinert

besucht die Restaurants in der Region, spricht mit Köchinnen, Köchen und Inhabern und – vor allem – probiert die Gerichte. Und sie schreibt darüber immer am Wochenende in der Kolumne „Gabelprobe“.

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