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Am Bremer Bürgerpark Ein E-Bike-Unfall und seine Folgen

Ein schlimmer Unfall hat bei Claudia Hallensleben dazu geführt, dass die Bremer Polizeihauptkommissarin nun noch aufmerksamer mit dem Pedelc unterwegs ist und sie Präventionsarbeit in dem Bereich ausweitet.
09.06.2023, 05:00 Uhr
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Ein E-Bike-Unfall und seine Folgen
Von Ulrike Troue

Keiner ist im Straßenverkehr vor Unfällen mit schweren Folgen gefeit. Diese Erfahrung musste Claudia Hallensleben im September 2019 auf ihrem Heimweg aus dem Büro am Wall nach Borgfeld machen. Durch das "unglückliche Zusammentreffen an einer ganz unglücklichen Stelle", wo ein Baum und Glascontainer die Sicht auf einen entgegenkommenden Radler versperren, ist sie bei ihrem Ausweichmanöver gegen eine dicke Eiche geprallt und hat sich schlimme Prellungen am Oberschenkel, ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Beule am Kopf und einen schweren Schlüsselbeinbruch zugezogen.

Seither legt die Referatsleiterin des Präventionszentrums der Polizei Bremen noch mehr Augenmerk auf Achtsamkeit beim E-Bike, Pedelec und E-Scooter fahren. Es hat die 55-Jährige selbst überrascht, wie unverhofft und schlimm es sie auf dem Radweg in der Parkallee gegenüber vom Hotel "Zur Munte" erwischte.

Denn zu einem hat Claudia Hallensleben durch ihren Beruf täglich die Gefahr durch falsch eingeschätzte Geschwindigkeit und ein anderes Fahr- und Bremsverhalten von E-Bikes vor Augen. Zum anderen hat sich die Polizeihauptkommissarin relativ sicher im Sattel gefühlt, weil sie zum Unfallzeitpunkt bereits drei Jahre lang mit ihrem Pedelec unterwegs gewesen ist. Darüber hinaus wusste sie aus Erfahrung, dass dieser Radweg ab dem Polizeirevier Schwachhausen immer stark frequentiert ist. "Da muss man unglaublich vorsichtig fahren", fügt die Borgfelderin hinzu.

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"Glücklicherweise hatte ich einen Helm auf", meint Hallensleben rückblickend. Der ist durch den Aufprall an einer Seite sogar durchgebrochen. "Er hat Schlimmeres verhindert", weiß sie.

Der ihr entgegenkommende Radler sei etwa 18 Stundenkilometer schnell gefahren und in den Bereich der Wiese ausgewichen. Er sei körperlich mit ein paar Schrammen davon gekommen und habe ihr sofort geholfen. "Wir haben uns beide erschreckt und eine Vollbremsung gemacht", erinnert sie sich.  

Weil es sich um einen Verkehrsunfall handelte, hat Claudia Hallensleben auch den polizeilichen Notruf 110 gewählt. Wegen der "Sichtblockade" gibt es rechtlich keinen Unfallverursacher. Das haben ihr zufolge die Ermittlungen ergeben. Folglich mussten beide für ihren Sachschaden selber aufkommen. "Wir hatten beide einfach nur Pech."

Claudia Hallensleben schätzt, dass sie mit dem Pedelec zum Unfallzeitpunkt etwa Tempo 25 gefahren ist. "Ich glaube, man gewöhnt sich einfach daran", sagt sie. "Und das führt dazu, dass man die eigene Geschwindigkeit und den Schub beim Antritt unterschätzt – vor allem an unüberschaubaren Ecken." Sie ist sich sicher: Selbst wenn sie langsamer unterwegs gewesen wäre, wäre es zum Zusammenprall gekommen.

Dieses einschneidende Erlebnis sei für sie sehr lehrreich gewesen, gesteht sie. Sie sei immer unglaublich gerne mit dem Rad gefahren. Nach ihrem Unfall habe sie sich aber regelrecht überwinden müssen, um wieder auf den Sattel zu steigen.  Konsequenz habe sie gezogen. "Ich versuche, vorausschauender zu fahren, die Reaktion anderer Verkehrsteilnehmer zu erahnen und bin bremsbereiter", sagt sie. 

Eine weiter Folge des Unfalls: Claudia Hallensleben beobachtet andere E-Bike-Fahrende deutlich aufmerksamer. "Ich muss häufig feststellen, dass sie das Rad nicht beherrschen", erzählt sie. "Wer vorne zu stark bremst, sorgt nur dafür, dass das Rad hinten hochkommt." Und bei Feuchtigkeit, wenn nasses Laub auf der Straße liege, seien glatte rote Klinker unglaublich schlüpfrig und gefährlich.

Ältere Menschen, die E-Bike oder Pedelec fahren, hält die Leiterin des polizeilichen Präventionszentrums für besonders sturzgefährdet. Sie würden in einer Schrecksekunde womöglich die falsche Bremse bedienen oder könnten nicht so einfach mehr Gleichgewicht halten. Kritisch betrachtet sie die Entwicklung, dass sich viele Senioren ein E-Bike anschaffen, obwohl sie jahrelang nicht mehr Rad gefahren sind. Da würde es einfach an praktischer Erfahrung mangeln, findet sie. "Das ist so, als würden sie sich auf ein Motorrad setzen und gleich auf die Autobahn fahren."

Deshalb gibt Claudia Hallensleben allen Menschen, die sich ein E-Bike oder E-Tretroller kaufen, einen Tipp: "Suchen Sie sich eine verkehrsberuhigte Straße oder einen Parkplatz, um vorsichtig bremsen und Kurven fahren zu üben" –  für die eigene Sicherheit. Und die der anderen Verkehrsteilnehmer. 

Zur Sache

Die jüngsten Unfallzahlen 

Die Polizei Bremen hat im vergangenen Jahr 1212 Fahrradunfälle aufgenommen. Darunter waren 201 Unfälle mit Pedelec-Beteiligung, in 117 Fällen waren Fahrerinnen und Fahrer von E-Scootern einbezogen. Für 2021 weist die Statistik 1056 Unfälle aus, also knapp 13 Prozent weniger. Vor zwei Jahren entfielen davon 138 auf Pedelec- und 116 auf E-Scooter-Unfälle. Die Polizei weist darauf hin, dass bei der Zahl der Unfälle die Dunkelziffer nicht vernachlässigt werden sollte, denn viele Vorfälle werden gar nicht gemeldet.

Info

Aktionstag für E-Bikes am Weserstadion

An diesem Sonnabend veranstaltet das Präventionszentrum der Polizei Bremen in Kooperation mit dem ADAC, DRK, Elektrorollerverleih Tier, der Dekra und Verkehrswacht Bremen einen Aktionstag von 10 bis 17 Uhr auf den Parkplatzflächen P3 und P4 am Wohninvest-Weserstadion. Unter dem Motto "Bremen fährt E-Mobil" gibt es dort umfassende Informationen rund um die Themen E-Mobilität und Verkehrssicherheit. Es werden ein Pedelec- und ein E-Scooter-Parcours aufgebaut, kleine Erste-Hilfe-Sequenzen vorgeführt und eine praktische Schulungseinheit zum toten Winkel angeboten. Mit einer Virtual-Reality-Brille können Verkehrssituationen aus Sicht unterschiedlicher Verkehrsteilnehmender wahrgenommen werden. Und mithilfe verschiedener Brillen können Interessierte selber erleben, wie ihr Reaktionsvermögen durch Alkohol- oder Drogenkonsum beeinträchtigt wird. Auch ein Fahrradsicherheitscheck und -registrierung sind vor Ort möglich. Für Kinder wird das Rolli-Mobil vorfahren und einen Roller- und Fahrradparcours abgesteckt. 

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