Der Trend setzt sich fort: Etwa jede und jeder Sechste über 16 Jahren in Deutschland nutzt Elektroroller. Das hat eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) ergeben. 45 Prozent besitzen ein eigenes sogenanntes Elektrokleinstfahrzeug, 55 Prozent mieten bei Anbietern wie Tier und Voi, die auch in Bremen vertreten sind. Insgesamt können derzeit bis zu 2500 Leih-E-Roller in Bremen zugelassen werden. Allein 500 in Bremen-Nord, wo die Anbieter nach eigenen Angaben besonders große Nachfrage erleben.
Und dabei hielten nur 16 Prozent der Befragten das Image der E-Roller für positiv, 30 Prozent hingegen für ausdrücklich negativ. Das Online-Vergleichsportal Check 24 hat ermittelt, dass in Bremen fast ein Viertel mehr versicherte E-Roller unterwegs sind als im deutschen Durchschnitt. Und sie stoßen auf Kritik
So hatte es der Petitionsausschuss der Bremischen Stadtbürgerschaft unlängst mit einer Eingabe zu tun, in der ein Bürger „eine Reaktion des Staates“ forderte: Er beobachte „regelmäßig Auffälligkeiten hinsichtlich manipulierter E-Bikes und E-Roller“. Die frisierten Pedelecs brächten es auf 100, die E-Scooter auf 80 Kilometer pro Stunde, so die Schätzung. Was die Roller betrifft, wäre das viermal so schnell wie erlaubt. Der Petitionsausschuss hielt das Ansinnen letztlich für erledigt – auch deshalb, weil die kritisierte Nutzung von Radwegen durch Polizei-S-Pedelecs als erlaubte Streifen- und Einsatzfahrten eingestuft wurden.

Leihrollerparade am Osterdeich.
Beim Versuch, der Sache auf den Grund zu gehen, hat der Ausschuss allerlei Wissenswertes über den elektrifizierten Zweiradverkehr in Bremen in Erfahrung gebracht. Dies vorab: Derart bemerkenswerte Tuning-Fälle sind der Polizei nicht bekannt. Seit Einführung der Elektro-Kleinstfahrzeugverordnung im Jahr 2020 seien bis September dieses Jahres „in diesem Deliktsfeld“ 21 Straf- und 406 Bußgeldverfahren eingeleitet und 244 Verwarnungen ausgesprochen worden.
Vor allem sei es dabei um Verstöße gegen die Versicherungspflicht (338 Fälle) und um Trunkenheitsfahrten gegangen. 106 von der Polizei Kontrollierten hatten Alkohol oder Drogen konsumiert. Was Elektroradler und E-Rollerreiter noch auf dem Kerbholz haben? 123 fahrlässige Körperverletzungen, 27 Gefährdungen des Straßenverkehrs, 111 Fälle unerlaubten Entfernens vom Unfallort.
2021 kam es zu 116 Unfällen mit E-Scootern in Bremen
Obwohl sich E-Zweiräder stark verbreiten, bewegen sich die Unfallzahlen nach Behördeninformationen auf „nahezu gleichbleibendem Niveau“. Das lag 2021 nach Polizeiangaben bei insgesamt 116 Unfällen mit E-Scootern in Bremen. Bei diesen Unfällen gab es 74 Verletzte. 22 Rollerfahrerinnen und -fahrer waren allein verunglückt. Im ersten Pandemie-Jahr 2020, in dem die beiden Anbieter zeitweilig den Verleih eingestellt hatten, kam es zu 38 Unfällen, davon neun ohne andere Beteiligte. 25 Verletzte wurden registriert.
Der Verleiherverband Plattform Shared Mobility (PSM) stellt bundesweit ein Anwachsen der Leihroller-Flottengröße auf das Dreifache (324 Prozent) seit 2019 fest. Die Zahl der Unfälle sei im selben Zeitraum um 157 Prozent gestiegen. 2021 seien laut Statistischem Bundesamt lediglich zwei Prozent aller mit einem Verkehrsmittel Verunglückten E-Scooter-Fahrerinnen oder Fahrer gewesen. Ebenfalls zwei Prozent aller vom Statistik-Portal Statista danach Befragten, welches Verkehrsmittel sie im privaten Alltag für „unverzichtbar“ hielten – nannten den E-Roller. Am wichtigsten waren demnach für 76 Prozent das Auto und für 49 Prozent das Fahrrad. 83 Prozent der vom ADAC Befragten fahren nie Elektroroller.