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Vortrag im Bassumer Rathaus „Mein schöner Naturgarten“: Wissenswertes für Hobbygärtner

Jens Diedrich war krank, also übernahmen Reinhild Olma, Henning Greve, Hildegard Siemon-Diergarten und Vanessa Witt. Sie sprachen im Bassumer Rathaus über Naturgärten.
12.03.2025, 16:28 Uhr
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Von Norbert Lyko

Unter dem Motto „Mein schöner Naturgarten“ fand jüngst ein ebenso informativer wie kurzweiliger Vortrag im Sitzungssaal des Bassumer Rathauses statt. Eingeladen hatte die Klimaschutzmanagerin der Stadt Bassum, Vanessa Witt, im Zuge ihrer Info-Abende zum Thema Klimaschutz (wir berichteten). Eigentlich sollte Jens Diedrich, der Naturgarten- und Insektenbeauftragte der Stadt Bassum, das Programm gestalten, musste jedoch krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Für adäquaten Ersatz war aber rasch gesorgt: Drei versierte Fachleute sprangen ein und machten die Veranstaltung zu einem echten Highlight.

Hildegard Siemon-Diergarten, Reinhild Olma und Henning Greve – allesamt Naturgarten- und Insektenbeauftragte aus den Nachbarkommunen Syke und Weyhe – übernahmen spontan das Ruder und standen mit ihrem geballtem Wissen und praktischen Tipps rund um die naturnahe Gartengestaltung den Zuhörern zur Verfügung.

Experten zeigen sich positiv überrascht

Bereits zu Beginn des Abends zeigte sich, dass das Thema auf reges Interesse stößt: Mehr als 20 naturverbundene Hobbygärtner fanden den Weg ins Rathaus. „Normalerweise sprechen wir bei ähnlichen Veranstaltungen vor kleineren Gruppen“, bemerkte Reinhild Olma erfreut. Die große Resonanz zeigte deutlich, dass das Bewusstsein für klimafreundliche und nachhaltige Gartengestaltung wächst.

Anstelle eines klassischen Vortrags setzten die Referenten auf Dialog. Die Gäste waren eingeladen, ihre Fragen zu stellen – und das taten sie auch. Es entwickelte sich ein lebendiger Austausch, bei dem nicht nur die Experten ihr Wissen teilten, sondern auch die Teilnehmenden gegenseitig von ihren Erfahrungen profitierten.

Vom „englischen Rasen“ zur blühenden Vielfalt

Eines der zentralen Themen des Abends war die Frage, wie ein Garten aussehen sollte, damit sich Insekten und andere Tiere dort wohlfühlen. Henning Greve riet dazu, traditionelle Gartengestaltungen zu hinterfragen: „Früher war es ganz normal, dass man Rasenflächen einfach wachsen ließ. Das bietet Nahrung und Lebensraum für zahlreiche Insekten.“ Sein Rat: Weniger mähen und mehr wachsen lassen. „Entscheiden Sie, ob Ihr Garten nur 'schön' sein soll oder auch 'ökologisch sinnvoll'“, gab Greve den Zuhörern mit auf den Weg.

Hildegard Siemon-Diergarten ergänzte diesen Ansatz mit praktischen Hinweisen zum „gezielten Mähen“. So könnten kleine, bewusst stehen gelassene Inseln in der Rasenfläche entstehen, auf denen sich Wildkräuter und Blumen entfalten – wahre Anziehungspunkte für Schmetterlinge und Wildbienen. Saatmischungen könnten dabei helfen, die Vielfalt zu erhöhen, doch warnte die Fachfrau vor einer zu großen Menge an Gräsern in solchen Mischungen: „Gras kommt von selbst – das muss man nicht noch zusätzlich säen.“ Geduld sei allerdings gefragt, da sich die gewünschte Blütenpracht oft erst nach einigen Jahren zeige.

Ein einfacher Tipp aus der Praxis: Wer auf Spaziergängen die Augen offen hält, entdeckt an Wegesrändern zahlreiche blühende Wildkräuter. „Nehmen Sie ein paar Samen mit und bringen Sie diese in Ihrem Garten aus“, riet Siemon-Diergarten.

Kleine Maßnahmen, große Wirkung

Ein weiteres Highlight des Abends war die Diskussion über den Bau und die richtige Platzierung von Insektenhotels. Reinhild Olma erklärte anschaulich, dass kleinere, über das gesamte Grundstück verteilte „Hotelanlagen“ für Insekten besser seien als ein einzelnes großes Haus. Harthölzer mit sechs bis acht Zentimeter tiefen Bohrlöchern – stets von der Rindenseite gebohrt – bieten ideale Brutplätze. Der Hinweis, Ohrenkneifer fernzuhalten, um Wildbienenlarven zu schützen, war für viele Zuhörer neu. Ohrenkneifer lieben offensichtlich die Eier der Wildbienen.

Auch das Thema Schottergärten wurde kritisch, aber praktikabel beleuchtet. Die Experten sprachen sich deutlich gegen sterile, lebensfeindliche Steinwüsten aus, machten jedoch auch Vorschläge, wie selbst solche Flächen in wertvolle Trockenbiotope verwandelt werden können – etwa durch das Entfernen von Folien und den Verzicht auf Vlies. Sogar Orchideen könnten auf diesen sogenannten „Magerstandorten“ gedeihen.

Besonders ans Herz legte Hildegard Siemon-Diergarten den Gästen die oft verschmähte Brennnessel: „Dulden Sie diese Pflanze – sie ist Kinderstube vieler Schmetterlingsarten.“

Blühzeiten verlängern, Lebensräume erhalten

Auch für die Pflege und Gestaltung des Naturgartens im Jahresverlauf, den die Referenten mit Bildern auf der Leinwand illustrierten, gab es praktische Empfehlungen. So könne man etwa die Blütezeit von Phlox verlängern, indem man die Pflanze bei den ersten Anzeichen des Verblühens vorsichtig zurückschneidet. Stauden sollten hingegen über den Winter hinweg stehen bleiben, da sie vielen Insekten als Überwinterungsquartier dienen.

Ein Thema, das vielen Teilnehmenden offenbar unter den Nägeln brannte, war der Umgang mit Ameisen. Hier gaben die Experten pragmatische Lösungen für Rasenflächen und Pflasterwege, ohne die Tiere unnötig zu schädigen.

Ein weiterer interessanter Bereich war das Anlegen sogenannter „Sadarien“ – künstlich geschaffener Brutstätten für Wildbienen. Die "Sadarien" kommen an einem sonnigen Platz im Garten optimal zur Geltung. Hier verwiesen die Referenten auch auf Jens Diedrich als Ansprechpartner für vertiefende Informationen.

Mut zur Vielfalt – und zu Fehlern

Am Ende des Abends blieb keine Frage offen. Mit einem herzlichen Applaus bedankten sich die Teilnehmenden für die vielen praktischen Tipps und die inspirierenden Impulse. Die Referenten appellierten zum Schluss noch einmal an alle Anwesenden: „Ein Garten ist ein lebendiges System. Haben Sie Mut zu Vielfalt – und zu Fehlern. Aus Fehlern lernt man.“

Als besonderes Extra durften sich die Gäste über umfangreiches Informationsmaterial freuen, das die drei Experten im Gepäck hatten. Die Broschüren und Flyer fanden reißenden Absatz.

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