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Stadtbibliothek Vegesack Von Honig und Herausforderungen: Imker gibt Tipps am Bienenstock

Die Bienenhaltung ist mehr als nur Honig: Imker Markus Roose teilt im Garten der Stadtbibliothek Vegesack seine Erfahrungen und gibt Tipps für angehende Imker.
05.05.2024, 10:15 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

An den fünf grünen Kästen, die im Garten der Stadtbibliothek Vegesack stehen, wimmelt es von Honigbienen, die permanent ein- und ausfliegen. „In jedem Kasten lebt ein Volk, das rund 60.000 Bienen umfasst – also haben sich an diesem Standort rund 300.000 Tiere eingefunden“, sagt Imker Markus Roose. Dennoch reiche das Blütenangebot in Garten und Vorgarten der Bibliothek aus, um die fünf Bienenvölker mit Pollen und Nektar zu versorgen.

Mehrere Eltern mit ihren Kindern sind gekommen, um Markus Roose Fragen zum Thema Honigbiene zu stellen und zu erfahren, was man bei der Haltung alles beachten muss – und das ist nicht gerade wenig, wie der Fachmann nach und nach erläutert.

Vorbereitung für angehende Imker

Da sind zum Beispiel die rechtlichen und versicherungstechnischen Aspekte: „Wer Bienen halten will, muss dies beim Veterinäramt anmelden, ebenso muss man einen Beitrag für die Tierseuchenkasse leisten, die zum Beispiel bei Verlusten von Bienen aufkommt“, sagt er. Und eine Versicherung, die im Falle von Vandalismus einspringt, hält Markus Roose auch für wichtig, denn es komme nicht gerade selten vor, dass Kästen mit Bienenvölkern einfach umgeworfen werden.

Nicht zuletzt müsse man für den Bienenstock, aus dem man eigenen Honig gewinnt, auch Steuern zahlen. „Insgesamt mache ich das Imkern mehr oder weniger ehrenamtlich“, sagt Markus Roose, „denn es bleibt so gut wie gar kein Gewinn.“ Doch die Bienenhaltung würde ihm persönlich vieles geben, auf das er auf keinen Fall verzichten möchte.

Gemeinsam zu mehr Honig

Er empfiehlt allen, die mit der Bienenhaltung beginnen, in einen Imkerverein einzutreten: „Dort hilft man sich gegenseitig und kann von Leuten mit viel Erfahrung lernen. Denn wer Bienen hält, sollte einige theoretische und praktische Kenntnisse haben, zum Beispiel, wann und wie man ein Bienenvolk teilt. Und man sollte auch einiges zu den zahlreichen natürlichen Gegenspielern wissen: vom Bienenwolf – einer Grabwespe, deren Larven sich von Honigbienen ernähren – bis zur Varroa-Milbe, die als Parasit an ihnen lebt und sich in der Brut im Bienenstock vermehrt.

Der Klimawandel kann diese Feinde der Honigbienen stärken: Denn durch milde Winter, in denen die Bienen noch brüten können, werden zugleich die Varroa-Milben gefördert. „Wir Imker wenden jedoch erfolgreich Oxalsäure und Ameisensäure gegen den Parasiten an“, sagt Roose.

Bedrohungsszenarien

Die Angst der Imker vor der eingeschleppten Asiatischen Hornisse hält Markus Roose jedoch für überzogen: „Denn auch die heimische Europäische Hornisse tötet Bienen, weil sie zu ihrer Nahrung gehören“, sagt er. „Gefährlicher ist für Honigbienen vielmehr die Rote Waldameise – sie kann innerhalb von drei Wochen ein gesamtes Volk Honigbienen vernichten, wenn die Ameisen in den Bienenstock eindringen“, sagt Markus Roose. Die umgekehrte Bedrohung, dass die Honigbiene wildlebende Bienenarten gefährdet, hält der Imker aus Zeven gleichfalls für übertrieben.

Außer Fressfeinden und Parasiten machen derzeit jedoch vor allem die extremen Klimaverhältnisse den Bienen zu schaffen: „Obstbäume wie Äpfel oder Kirschen blühten in diesem Jahr viel zu früh – bereits Mitte April – doch für die Honigbienen war es da noch zu kalt. Und als es warm genug für ihren Sammelflug war, waren die Obstbäume inzwischen verblüht – der Ertrag an Honig wird deshalb wohl in diesem Jahr eher gering ausfallen“, vermutet er.

Zum Klimawandel tritt der Insektizideinsatz durch die Landwirtschaft als Belastung für die Honigbienen hinzu. Und wer als Imker seinen Honig verkaufen will, sieht sich einem zunehmenden Konkurrenzdruck ausgesetzt, zum Beispiel durch Fake-Honig, dem zum Beispiel Zucker hinzugesetzt wird, und der meist aus China stammt, weiß Markus Roose.

Info

Der Imker Markus Roose beantwortet jeden ersten Sonnabend im Monat, 11 bis 13 Uhr, im Garten der Stadtbibliothek Vegesack, Aumunder Heerweg 87, Fragen der Besucher – vorausgesetzt, es regnet nicht.
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