Die Ausweitung von Palmöl-Plantagen in Afrika bedeutet für Menschenaffen den Verlust von Lebensräumen. Wie eine internationale Forschergruppe in der Fachzeitschrift „Current Biology“ erklärt, überlappen sich die Gebiete, für die Unternehmen Anbaulizenzen erhalten haben, zu fast 60 Prozent mit Lebensräumen von Gorillas, Schimpansen und Bonobos. Die Wissenschaftler appellieren an die betroffenen Länder in West- und Zentralafrika, die Lebensräume der Affen zu schützen und Palmöl-Plantagen andernorts anzulegen.
Die Nachfrage nach Pflanzenöl, das aus Ölpalmen gewonnen wird, steigt weiter. Palmöl steckt in vielen Alltagsprodukten. Die Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) schätzt, dass etwa die Hälfte der Produkte in deutschen Supermärkten Palmöl enthält: von Lebensmitteln über Kosmetikartikel bis zu Reinigungsprodukten. Große Palmöl-Plantagen gibt es vor allem in Südostasien. In Indonesien und Malaysia sind dafür großflächig Wälder abgeholzt worden – mit fatalen Folgen für Orang-Utans und andere Dschungelbewohner. Nun orientierten sich viele Unternehmen nach Afrika, erklärt die Forschergruppe um Serge Wich von der Liverpool John Moores University. Um die Folgen für die Tierwelt abzuschätzen, glichen die Wissenschaftler vergebene Lizenzen für afrikanische Palmöl-Plantagen mit den Lebensräumen von Menschenaffen ab.
Unter Schutz – und damit weitgehend unzugänglich für Firmen – sind demnach nur etwa zehn Prozent der Menschenaffen-Habitate in Afrika. 40 Prozent der nicht geschützten Verbreitungsgebiete deckten sich mit Arealen, die sich zum Palmöl-Anbau eigneten, so die Forscher. Betroffen seien vor allem die Länder Sierra Leone, Liberia, Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun und Gabun. „Die Ölpalmenindustrie stellt eine bedeutende und stetige Bedrohung für Menschenaffen in Afrika dar”, betonen die Wissenschaftler. Selbst auf geschütztem Land seien Tiere gefährdet, da Anbaugebiete oft auf angrenzende Schutzgebiete ausgedehnt würden. Zudem würden in Plantagen häufig Schimpansen getötet, die sich bei Futterknappheit gerne an Ölpalmen hielten.
Wegen der ökonomischen Möglichkeiten, die in den Plantagen stecken, fordern die Forscher kein striktes Verbot. Wichtig sei aber, die Plantagen in geeigneten Regionen anzulegen, die nicht von Menschenaffen bewohnt würden. Dazu müsse jedes Land sowohl die Lebensräume der Tiere kartieren als auch die für Palmöl geeigneten Anbauflächen.