Manche wirken wie exotische Schönheiten, andere wie schlichte Mauerblümchen: Fast 60 Orchideenarten wachsen in Deutschland. Einige sind so selten geworden, dass Experten nach ihnen fahnden müssen. Trotz strengen Schutzes nehmen die Orchideenbestände hierzulande ab. Viele Arten seien auf dem Rückzug, weil ihre Lebensräume eingeschränkt seien oder die Umweltbedingungen sich veränderten, erklärt Jutta Haas vom Arbeitskreis Einheimische Orchideen Hessen. Als Beispiel für eine sehr stark gefährdete Art nennt die Expertin den Frauenschuh.
Viele Orchideen seien stark spezialisiert und stellten hohe Anforderungen an ihre Lebensräume, erläutert Jutta Haas. Dass Bestände zurückgingen, heiße nicht, dass es keine Erfolge gebe. „Lokal kann man viel erreichen, wenn Naturschützer und Behörden zusammenarbeiten.“ Die Arbeitskreise Heimische Orchideen haben nach Schätzungen bundesweit mehr als 2000 Mitglieder, die sich für den Schutz dieser Pflanzen einsetzen.
Unter den Orchideen gibt es stattliche Vertreter wie das Männliche Knabenkraut, das mit etwas Glück ab Ende April auf Wiesen und in lichten Wäldern zu finden ist. Es wird bis zu 70 Zentimeter hoch und schmückt sich mit bis zu 30 purpurrot gefärbten Blüten. Viel unscheinbarer ist dagegen beispielsweise das Kleine Zweiblatt.
Sorgen bereitet den Orchideenschützern seit Jahren der Frauenschuh, die wohl bekannteste Orchideenart, die bundesweit vorkommt. „Er ist extrem gefährdet“, sagt Jutta Haas. 2010 war die aparte Pflanze bereits zum zweiten Mal Orchidee des Jahres. Nennenswerte Bestände der bis zu 60 Zentimeter hohen Pflanze mit der an einen Schuh erinnernden Blüte gibt es noch in Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Hessen. Ihr Lebensraum – lichte, krautreiche Nadel- oder Laubmischwälder auf meist kalkreichen Lehm- und Tonböden – ist infolge der Aufgabe traditioneller Waldnutzungsformen sowie des Stickstoffeintrags aus der Luft beeinträchtigt, wie Naturschützer erklären.
Die Hauptblütezeit der Orchideen mit den meist exotisch anmutenden Blüten ist im Mai/Juni. Viele von ihnen bevorzugen nach den Worten von Jutta Haas warme Muschelkalkböden. In Thüringen, Nordhessen, Bayern und Baden-Württemberg sei der Artenreichtum vergleichsweise groß. Weltweit gibt es Zehntausende Arten von Orchideen. Solche Pflanzen gab es bereits in der Kreidezeit, die vor 66 Millionen Jahren zu Ende ging.