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Biikebrennen in Nordfriesland Weg mit dem Winter

Knisternde Feuer, Punsch und Grünkohl: An der Nordfriesischen Küste, auf Inseln und Halligen wird am 21. Februar wieder das traditionelle Biikebrennen gefeiert.
12.02.2024, 17:00 Uhr
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Weg mit dem Winter
Von Marie-Chantal Tajdel

Bevor es losgeht, wird es erst mal laut: Mit Pauken und Trompeten geht es mit Fackelzügen zu den Biiken der Insel. Auf Sylt wartet man gespannt auf den Ausruf „Tjen di Biiki ön!“. Nach einem Tusch fliegt die erste Fackel ins aufgeschichtete Geäst. Kurze Zeit später stürzt die Tonne, die inmitten der Biike auf einem Pfahl thront, in die Flammen: Jetzt ist der Winter vertrieben. Anschließend wird in den Restaurants der Insel das traditionelle Biike-Gericht aufgetischt: Grünkohl. Auch auf der Nachbarinsel Föhr geht es am 21. Februar wieder heiß her. Insgesamt 13 Feuer lodern dort – so viele wie auf keiner anderen Nordfriesischen Insel.

Das Biikebrennen gehört zu den ältesten nordfriesischen Bräuchen, mit ihm wird die kalte Jahreszeit verabschiedet. Das Wort Biike kommt aus dem Alt-Germanischen und bedeutet Feuerzeichen. Das Biikebrennen hat seinen Ursprung bereits in vorchristlicher Zeit und sollte die germanischen Wintergeister vertreiben. Symbol für den Winter ist eine Strohpuppe, Pidder oder Piader genannt, die sinnbildlich verbrannt wird. Manchmal wird die Puppe auch durch ein Fass ersetzt. Seit 2014 gehört das Biikebrennen zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands.

Christbäume werden zu Holzhaufen

Für den Zusammenhalt der Gemeinschaften im hohen Norden hatten Bräuche wie das Biikebrennen immer auch einen gesellschaftlichen Charakter, der sich bis heute erhalten hat. Groß und Klein sind in die Tradition eingebunden: Kinder sammeln bereits im Januar Weihnachtsbäume ein und bauen daraus die Basis der Holzhaufen. Jugendliche passen darauf auf, dass die Haufen nicht frühzeitig in Brand gesteckt werden.

Das Biikebrennen hat auf den Nordfriesischen Inseln eine lange Tradition und wird stets am 21. Februar, dem Abend vor dem Petritag, gefeiert. Der Petriting, wie er von den Germanen genannt wurde, war einer von drei Gerichtstagen im Jahr. Es wurden Verträge geschlossen, Testamente verfasst und bestimmt, wann die Walfänger zur See fahren würden. Die Christianisierung und preußischen Gesetze sorgten dafür, dass die alte Tradition in Vergessenheit geriet, bis der Sylter Chronist C.P. Hansen im 19. Jahrhundert die Biike wiederbelebte. Sein Ziel war es, den Nordfriesen ein gemeinsames Fest zur Stärkung des Heimatgefühls und Zusammenhalts zu geben, um den Verlust der Tradition und friesischen Sprache durch den aufkeimenden Tourismus aufzufangen.

Eine Woche wird gefeiert

Für die Inseln und die Gemeinden an der Küste bedeutet das Biikebrennen neben dem traditionellen Treiben heutzutage aber vor allem eins: Hochbetrieb wie in der Hauptsaison. Etwa 60 Küsten- und Inselorte von Tönning über St. Peter-Ording bis nach List auf Sylt oder Wyk auf Föhr bieten Rahmenprogramme und Pauschalpakete für Gäste an. Meist gibt es in der Biikewoche zudem ein abwechslungsreiches Programm. Neben Klassikern wie Wattwanderungen, Besuch im Museum oder Nationalpark-Haus ist von Biike-Brunch über Orgelkonzerte bis hin zu geführten Spaziergängen im winterlichen Forst auf Föhr und zur Fackelwanderung am Strand zum Thema Sagen und Mythen für alle etwas dabei.

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