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Coburg Bratwurst, Bier und Burgen

Eine Reise nach Coburg ist in vielerlei Hinsicht spannend. Auch das Umland hat viel zu bieten – einen Blick in die ältere und jüngere deutsche Geschichte inklusive.
07.03.2025, 17:00 Uhr
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Von Axel Scheibe

Wenn es um ihre Bratwürste geht, sind Franken und Thüringer gleichermaßen recht eigen(sinnig). Teils geht es um Nuancen, teils um die Größe. Den Unterschied zwischen den kleinen Nürnbergern und den „normalen“ Thüringern sieht man auf den ersten Blick, doch abgesehen von den Äußerlichkeiten geht es auch um das, was in der Wurst steckt. Und da stechen die Coburger heraus. Strengere Regeln als anderswo sprechen für sich. Da gibt es einiges zu beachten und der geneigte Gourmet schmeckt das auch.

Entscheidend ist, dass sie über dem Feuer von Kiefernzapfen gebraten werden und Gewürze für den besonderen Geschmack sorgen. Ein Anteil an Rindfleisch ist Standard, rohes Ei und Milch gehören ebenfalls in die Masse. Für den einzigartigen Duft sorgen die Kiefernzapfen unter dem Rost. Und der zieht regelmäßig am Markttag über den Coburger Marktplatz. Mindestens eine Bratwurstbude ist immer vor Ort. Bernd Meinhardt steht dort oft am Grill – und das direkt am Rathaus, auf dessen Dach der Stadtheilige Mauritius nicht zu übersehen ist. Ein Blick hinauf zeigt Meinhardt immer aufs Neue, wie lang seine Bratwürste sein sollten, denn in den Händen hält St. Mauritius einen Maßstab: 32 Zentimeter.

Über allem thront die Veste Coburg

Doch die leckeren Bratwürste sind natürlich nur ein guter Grund für einen Abstecher nach Coburg, denn es gibt noch viel mehr zu sehen. Sicher, Ziel Nummer 1 ist die hoch über der Stadt thronende mächtige Veste Coburg. Ihren Namen „Fränkische Krone“ trägt sie wohl zurecht. Weit reicht der Blick bis in den Thüringer Wald und das Obere Maintal – entsprechendes Wetter vorausgesetzt. Die Veste ist nicht nur eine der größten, sondern auch eine der am besten erhaltenen Burganlagen Deutschlands. In den ehrwürdigen Räumen der Burg, deren älteste Teile bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, wartet eine Kunstsammlung auf die Besucher, für die man etwas mehr Zeit einplanen sollte. Da reicht das Spektrum von Gemälden und Skulpturen über ein Kupferstichkabinett, eine umfangreiche Gläsersammlung bis hin zur fürstlichen Rüstkammer. Auch der Stadt selbst hat die Vergangenheit als Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha ihren architektonischen Stempel aufgedrückt. So führt auch am Schloss Ehrenberg im Herzen der Stadt kein Weg vorbei. Allein der überwältigende Thronsaal und der sogenannte Riesensaal suchen ihresgleichen.

Die kleine Schwester der Burg

Eine Reise nach Coburg schließt zumeist ein Stück Umland ein. Und fast noch zum Umland zählend, könnte man die Veste Heldburg als kleine Schwester der Coburger Veste bezeichnen. Ein Besuch der ebenfalls hoch über dem Land gelegenen Wehranlage, „Fränkische Leuchte“ genannt, führt zwar weniger zu toll erhaltenen Prachträumen, denn die ursprüngliche Inneneinrichtung wurde durch einen Großbrand 1982 fast völlig zerstört. Dafür informiert das Deutsche Burgenmuseum ausführlich über die Burganlagen der Region. Architektur, Funktionalität und Nutzung der historischen Anlagen vom frühen Mittelalter bis ins Heute – das ist wirklich spannend.

Der Blick von der Veste schweift weit über die Region. Unweit verlief über Jahrzehnte die Grenze zwischen Franken und Thüringen, sprich zwischen den beiden deutschen Staaten. Während Coburg auf der westlichen Seite der Grenze lag, war Heldburg über all die Jahre Teil der DDR. Nicht weit entfernt von Heldburg am Rande des Ortsteils Bad Colberg kann man sich einen nachhallenden Eindruck davon verschaffen, wie das Leben im Grenzgebiet auf östlicher Seite vom Kalten Krieg bestimmt wurde. Im Niemandsland des früheren Grenzstreifens, am heutigen Grünen Band, erzählen Überreste des einst geschleiften Ortes Billmuthausen vom Schicksal seiner Bewohner. Ein restaurierter Wachturm der Grenztruppen der NVA steht über alldem.

Schnell gelangt man über die jüngere Geschichte zu einem erneuten Abstecher ins Mittelalter. Vor den Toren Coburgs liegt das kleine Städtchen Seßlach. Am besten lässt man dort sein Auto vor der Stadt stehen und schlendert gemütlich durch die Straßen und Gassen der Altstadt, die sich viel vom Charme vergangener Jahrhunderte erhalten haben. Hat man gut vorgeplant, ergibt sich vielleicht sogar ein kurzer Rundgang mit Gästeführerin Bettina Knauth, die eine Menge Interessantes über die wechselhafte Geschichte des Städtchens zu erzählen hat und auch zu manch fotogener Stelle führt, die man im Alleingang sicher übersehen könnte.

Wo die Puppen tanzen

Übersehen und links liegen lassen sollte man auch Neustadt nicht. Neustadt bei Coburg oder früher auch Neustadt an der Heyde genannt, ist eine Große Kreisstadt, die auch gern Puppenstadt genannt wird. Und darin besteht auch der wichtigste Grund, ein paar Stunden dafür einzuplanen. Ganz vorn steht da das Museum der Deutschen Spielzeugindustrie mit seiner einzigartigen Trachtenpuppensammlung. Weit mehr als 1000 Stück aus mehr als 100 Ländern hat man über die Jahrzehnte zusammengetragen – spannend und eine attraktive Alternative oder Ergänzung zum Spielzeugmuseum im benachbarten Sonneberg.

Wer auf knuddelige kleine Begleiter steht, mit denen man herrlich schmusen kann, der ist bei der Firma Plüsch Heunec am richtigen Ort. Was da aus Plüsch alles gezaubert wird, lässt nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Natürliche gehören Teddys dazu, doch das Spektrum reicht über das gesamte Tierreich und fast jeder findet etwas, was sein Herz berührt. Im Schauraum kann man sich begeistern lassen und wenn Geschäftsführerin Barbara Fehn-Drahnsfeld vor Ort ist, hat man gleich eine fachkundige Begleitung durch die Plüschwelt. Umgeben von all diesen lustigen Tieren hat sie natürlich auch einen persönlichen Favoriten. Wer da an einen Teddybär, einen Tiger oder einen Affen denkt, liegt falsch: Die Chefin steht auf ein Faultier.

Jahrhundertelange Bierkompetenz

Wer nach der Coburger Bratwurst Appetit auf ein gutes Bier hat, ist im Coburger Land ebenfalls richtig. Im Braugasthof „Der Grosch“ in Rödental warten nicht nur gelebte Traditionen auf dem Teller und im Glas, sondern mit Christof Pilarzyk zudem ein ausgewiesener Bierliebhaber und Biersommelier auf die Gäste. Seit 1492 wird in Rödental Bier gebraut. Jahrhundertelange Erfahrungen, die sich im Glas widerspiegelt und auf die Pilarzyk während seiner Bierführungen gern zu sprechen kommt. Da einst schon Luther hier dem Hopfengetränk gefrönt haben soll, gibt es natürlich einen Luthertrunk. Und da man mit der Zeit geht, kommt der Fuhrmannstrunk alkoholfrei daher. Der fließt ohne Prozente wie flüssiges Gold ins Glas und wenig später durch die Kehle. Obwohl in der Gaststube alles ein bisschen auf Tradition getrimmt ist: Von gestern sind die Pilarzyks auf keinen Fall. Neben der traditionellen Brauerei entsteht eine Braumanufaktur, in der Sohn Joshua gemeinsam mit der jungen Brauerin Silvane Goller im Sinne der Craftbier-Generation mit neuen Bieren experimentiert. Die Zukunft ist also gesichert.

Um die Zukunft der Zunft geht es auch in tiefer Nacht im Zentrum von Coburg. Dann zieht Nachtwächter Stefan Leis, gefolgt von einer Gruppe interessierter Touristen, durch die Gassen und Straßen der Altstadt und weiß viel zu erzählen. Zum Beispiel vom St. Mauritius auf dem Rathausdach, wobei man letztlich wieder bei der Bratwurst landet. Bleibt zu hoffen, dass die Nachtwächterrufe auch in späteren Jahren durch die Coburger Nacht klingen.

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Die Reise wurde unterstützt von der Tourismusregion Coburg-Rennsteig.
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