Lesum. Auf dem Reisemobil-Stellplatz Im Pohl in Lesum finden sich das ganze Jahr über Gäste aus ganz Europa ein. „Unsere Besucher schätzen vor allem die Ruhe und die Nähe zum Ortszentrum mit seinen vielen Geschäften“, sagt Wolfgang Heinz, Vorsitzender des Fördervereins Reisemobil-Tourismus Nord.
Seit nunmehr 13 Jahren existiert der Förderverein. Er hat 20 Mitglieder. Mit Robert Bauer (44) und seiner Ehefrau Heike Geils-Bauer (50) konnten die Nordbremer zuletzt auch zwei neue Mitglieder gewinnen, die den Altersdurchschnitt ein wenig senkten. Die meisten Mitglieder sind bereits über 70 Jahre alt.
Durchschnittlich verzeichnet der Verein im Jahr etwa 1000 Übernachtungen auf dem Platz. 2015 waren es sogar 1048 Übernachtungen. Eine ganz ähnliche Zahl wird wohl auch in diesem Jahr erreicht werden, schätzt der Vorsitzende. „Die Zahlen hängen auch immer ein wenig vom Wetter ab“, sagt er. Da das Wetter im Jahr 2014 nicht mitgespielt habe, seien in dem Jahr auch nur 880 Übernachtungen gezählt worden.
Anmelden müssen sich die Reisenden vorher nicht. Sie ziehen einfach an einem Parkautomaten ein Ticket für fünf Euro, das für 24 Stunden gültig ist. Dabei handele es sich im Vergleich zur Übernachtung auf einem der Bremer Campingplätze um einen sehr günstigen Preis. „Viele Wohnmobil-Fahrer wollen eben gerade nicht auf einen Campinplatz übernachten, weil sie gar nicht so lange bleiben möchten, sondern sich nur auf der Durchreise befinden“, weiß Heinz. Bereits seit 25 Jahren ist der 70-Jährige mit seiner Frau Marion selbst regelmäßig mit dem Wohnmobil unterwegs.
Auf dem Stellplatz Im Pohl finden etwa zehn Reisemobile gleichzeitig Platz. Es sind sieben parzellierte Stellflächen vorhanden. Wenn die belegt sind, können aber auch noch drei bis vier Fahrzeuge auf der anderen Seite entlang der erst vor drei Jahren aufgestellten Pflanzentöpfe parken. „Durch die Blumenkübel haben wir nun einen komplett abgegrenzten Bereich geschaffen“, stellt der stellvertretende Vorsitzende Norbert Bogdon fest. Auf der anderen Seite der Pflanzen können Pkw parken.
Die Wohnmobilisten können in Lesum ihre Fäkalien entsorgen und auch ihre Wassertanks auffüllen. Für einen Euro gibt es 100 Liter Wasser. Und wer nur mal eben kleine Mengen zum Kaffeekochen benötigt, kann auch für zehn Cent Wasser entnehmen. Strom bekommen die Gäste von einer Säule. Für einen Euro erhält der Kunde sechs Stunden lang Strom. Dabei spielt es keine Rolle, ob er in dieser Zeit viel oder wenig Strom verbraucht. „Das ist vielleicht nicht ganz gerecht“, gibt Wolfgang Heinz zu bedenken. Deshalb möchten die Lesumer ihre Stromtankstelle auch gerne in eine verbrauchsabhängige Säule umwandeln.
Auch kleinere Mengen Müll können die Nutzer auf dem Platz entsorgen. Mit Mitteln des Beirats – 300 Euro – wurde ein Holzkasten für die Müllbehälter finanziert. Gebaut wurde er von Mitarbeitern des Martinshofs. „Den Holzbehälter konnten wir gut gebrauchen, da die Müllabfuhr schließlich nur alle 14 Tage kommt“, so Heinz. Am Rand des Stellplatzes klärt zudem eine Infotafel über Neuigkeiten in der Umgebung auf.
Einige Jahre sei der erste Stellplatz ganz vorne der begehrteste gewesen, erzählt Heinz. Das habe auch daran gelegen, dass es nur von dort einen ordentlichen Satellitenempfang für den Fernseher gab. „Auf den anderen Plätzen haben sich die automatischen Satellitenschüsseln immer gedreht, um sich auszurichten. Die hohen Bäume haben aber dennoch keinen Empfang zugelassen“, erklärt der Vereinschef. Mit dem heutigen DVBT stelle der Fernseh-Empfang aber kein Problem mehr dar. Um auch die hinteren Stellflächen auf dem Platz attraktiver zu gestalten, installierten die Vereinsmitglieder dort erst kürzlich eine neue Lampe. „Jetzt ist überall ausreichend Licht vorhanden“, sagt Norbert Bogdon.
Der überwiegende Teil der Besucher komme von außerhalb, ab und zu schaue auch mal der eine oder andere Stadtbremer vorbei. Gerade bei Skandinaviern sei der Platz beliebt, sagt Wolfgang Heinz. Aber auch Niederländer, Spanier und Engländer seien immer wieder in Lesum anzutreffen. „Wenn das Wohnmobil erst einmal steht, ist man nicht mehr mobil. Deshalb ist es für viele wichtig, gleich in der Nähe etwas zu essen zu bekommen“, erklärt Heinz. Dies sei bei dem Lesumer Platz der Fall. Wer ein bisschen an der Lesum entspannen wolle, sei ebenfalls in ein paar Schritten am Ziel.
So mancher Ortsfremde sei allerdings schon über die Lage von Bremen-Nord verwundert gewesen, weil er sich in der Nähe des Bremer Zentrums am Rathausplatz mit dem Roland und den Stadtmusikanten wähnte. „Denen muss ich dann erst einmal erklären, dass es sich bei Bremen um ein ganz lang gezogenes Dorf handelt“, scherzt Heinz. Der Weg zum Lesumer Bahnhof sei aber schließlich nicht weit und die Zugverbindung in die Innenstadt gut. Ein Trend gehe dahin, dass viele Gäste E-Bikes dabei haben, mit denen sie sich auf den Weg in Richtung Zentrum begeben. Die vielen Dauergäste würden sich aber auch in der näheren Umgebung bestens auskennen.Drei- bis viermal im Jahr treffen sich die Vereinsmitglieder zum Großreinemachen auf der Anlage Im Pohl. Zudem werden stets vier Vereinsmitglieder bestimmt, die in regelmäßigen Abständen auf dem Areal nach dem Rechten sehen. „Alle sind dabei ehrenamtlich tätig. Wir erledigen die Aufgaben aus Spaß und Freude.“ Zur Belohnung gibt es einmal im Jahr eine Ausfahrt an einen immer anderen Ort, der bis zu 100 Kilometer entfernt liegt. In diesem Jahr waren die Lesumer in Bremervörde.
Die durchschnittliche Verweildauer der Gäste auf dem Stellplatz in Lesum beträgt zwei bis drei Tage. Viele suchen sich den Platz laut Heinz im Internet. Da es sich bei einem großen Teil der Gäste um Rentner handele, seien sie auch ziemlich flexibel.
„Wenn es irgendwo schön ist, bleibt man dann manchmal auch spontan noch ein bisschen länger“, weiß Norbert Bogdon aus eigener Reise-Erfahrung. Ihm und seiner Frau Dagmar gehe es auch häufig so, dass sie vor Ort noch Tipps von anderen Touristen bekommen. „Dann fährt man auch mal an einen Ort, den man vorher gar nicht auf der Rechnung hatte“, erzählt der 74-Jährige. Der frühere Ladungskontrolleur unternimmt mit seiner Ehefrau zwei große Touren im Jahr. Fünf Wochen sind sie dann jeweils unterwegs. „Hinzu kommen noch sechs oder sieben kleinere Touren“, so Bogdon.
Der große Vorteil bei den Reisen mit dem Wohnmobil sei es, dass man stets beweglich bleibe, findet er. „Außerdem hat man immer sein eigenes Bett dabei.“ Zuletzt habe er eine Reise entlang der deutschen Ostsee bis Kühlungsborn unternommen. Bislang habe ausschließlich er selbst das Reisemobil gelenkt. „Meine Frau möchte das Ding nicht fahren.“ Marion Heinz hat dagegen sogar ein professionelles Fahrtraining in Lemwerder mit ausgebildeten Fahrlehrern absolviert. „Seitdem fährt meine Frau auch“, erzählt Wolfgang Heinz.
An jedem ersten Donnerstag im Monat treffen sich die Klubmitglieder zu einem Stammtisch in der Gaststätte „Lesumer Hof“. „Wir sprechen dabei über private Sachen, Probleme mit dem Wohnmobil oder aber auch über unsere Reisen“, informiert Wolfgang Heinz. Der Stammtisch sei auch offen für Wohnmobil-Freunde, die nicht Mitglied im Verein sind. Über neue Mitglieder würde sich der Verein allerdings ebenfalls freuen.