Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

In Deutschlands Schneeloch Glücksgefühl im Tiefschnee

Rund um die bayerische Gemeinde Reit im Winkl gibt es für Naturgenießer und passionierte Wintersportler Schneeschuhwanderungen, Schnupper-Biathlon mit einem Olympiasieger und ein Eislaufspektakel.
17.12.2023, 17:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Gerd Krauskopf

Mit jedem Atemzug genießen die Wintersportler die kristallklare Bergluft auf dem frisch gewalzten Weg inmitten tief verschneiter Tannen. Von den Baumwipfeln rieseln zarte Flocken. Bei diesem Wintermärchen jubilieren die Glückshormone. Die meisten Gäste kommen zum Skifahren, Snowboarden und Langlaufen nach Reit im Winkl. Wer es lieber ruhiger angehen möchte, schnallt an der Hindenburghütte auf 1200 Metern Höhe auf der Hemmersuppenalm die Schneeschuhe unter und stapft breitbeinig auf einem ausgezeichneten Pfad los. Der Panorama-Rundweg wurde 2009 zum ersten Premium-Winterwanderweg Deutschlands prämiert.

Während der feine Schnee unter den Schuhen knirscht, genießen die Wanderer vom Rundweg aus den tief verschneiten Wald und die freien Felder bis hin zur Anna-Kapelle, die sich auf der Hälfte des sechs Kilometer langen Weges mit sanftem Auf und Ab befindet. Unterwegs geht der Blick – wenn die Wolken ihn ab und an freigeben – weit hinunter zum Chiemsee mit seinen Inselchen und auf die mächtige Kampenwand mit dem riesigen Gipfelkreuz.

Vor dem schmucken Kirchlein steht eine kleine Rast auf dem Programm. Vom geschindelten Turm, das im Jahre 1905 von Almbauern errichtet wurde, hängen lange Eiszapfen. Wanderführer Sepp Haslberger erzählt dort, dass „Reit im Winkl zu den schneesichersten Orten Deutschlands zählt – daher der Spitzname Schneeloch“. Schneesicher ist der Ort, weil er umschlossen ist von Schwarzberg und Rauer Nadel, während aus einer Öffnung von Westen her kalte Luft vom Kaisergebirge und dem Karwendel aus Tirol einfällt.

Deftiges Essen nach der Schneeschuhwanderung

Zurück geht es zur gut eingeheizten, urigen Hindenburghütte, wo die kalten Wangen von der Wärme schnell erglühen. Dort steht Marius in der Küche und bereitet von Hand nach einem alten Hausrezept die ersten Spätzle zu, während Monika die Fleischpflanzerl auf dem Herd anbrät und in mächtigen Töpfen rührt. Das Gericht nach Sennerinnenart mit Röstzwiebeln wird den hungrigen Schneeschuhwanderern im Anschluss serviert.

Nach dem Essen geht es die lange, steile Passstraße mit einem Allrad-angetriebenen Kleinbus zum Parkplatz Blindau hinunter. Ab und an wird diese Straße im 30-Minuten-Takt zur längsten Rodelstrecke Deutschlands freigegeben. In Reit im Winkl angekommen, prosten sich auf dem Marktplatz am Glühweinstand die ersten feierlaunigen Urlauber zum Après-Ski zu. Dabei ist der Ort nicht gerade bekannt für ein ausschweifendes Nachtleben.

Nur einen Katzensprung entfernt, ein Viertelstündchen mit dem Kleinbus auf der Deutschen Alpenstraße Richtung Ruhpolding, liegen eingebettet inmitten von hohen Bergen im Naturschutzgebiet Östliche Chiemgauer Alpen drei kleine Seen: Weitsee, Mittersee und Lödensee. Von den Einheimischen wird diese Gegend auch Klein Kanada genannt. Wie in Nordamerika geht der Blick auf bewaldeten Berge hinauf zum Himmelblau, ein Ausblick, der die Seele berührt.

Ziel der Tour ist die etwas außerhalb des Ortes gelegene Chiemgau-Arena Ruhpolding, ein Mekka des Biathlons. Es ist eine der modernsten Wintersportarenen der Welt. In ihr finden nicht nur Weltmeisterschaften und Weltcup-Events statt, sondern auch Breiten- und Leistungssportveranstaltungen. In dieser Trainings- und Wettkampfstätte werden vier olympische Disziplinen – Biathlon, Langlauf, Nordische Kombination und Skisprung – durchgeführt. Auf dem Schießstand wartet bereits Fritz Fischer – Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Winterspielen 1992 in Albertville. Er holt die Besucher zum Biathlon-Gästeschießen ab. Mit dem Gewehr im Anschlag liegen die auf dem Bauch und erfahren, wie schwer es ist, einen Treffer auf der 50 Meter entfernten und gerade einmal 4,5 Zentimeter Durchmesser kleine Scheibe zu landen.

Eishalle der Extraklasse

Ein großes Eisspektakel gibt es ein paar Tage später in Inzell, in der 200 mal 90 Meter großen Max-Aicher-Arena. Das futuristisch anmutende Eisstadion modernster Art mit einer Rundumverglasung bietet einen optimalen Ausblick auf die Bergkulisse und den angrenzenden Zwingsee. Ihre dynamisch geformt schwebende Dachkonstruktion mit großen Öffnungen ist weithin erkennbar. Durch sie dringt diffuses Tageslicht in den Innenraum, wo gerade einige Profis neben Familien mit ihren Kindern auf der 400 Meter langen Kunsteisbahn ihre Runden drehen, während auf dem Eishockey-Innenfeld ein Spiel stattfindet. Auf der Zuschauertribüne haben etwa 7000 Besucher Platz. Dort erwartet Eismeister Toni Doppler die Gäste und erzählt, dass die einst offene Arena im Jahr 2009 für die Eisschnelllauf-Weltmeisterschaften 2011 zu einem der führenden Austragungsorte für Eisschnelllaufwettbewerbe umgebaut und mit modernster Technik ausgestattet wurde.

Nach so viel innovativer Technik zieht es die Wintersportler zurück nach Reit im Winkl zu einem erholsamen Spaziergang mit spektakulärer Aussicht auf das stolze Kaisergebirge, während von Weitem zu beobachten ist, wie die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag punktgenau auf die Ortsmitte mit der Pfarrkirche St. Pankratius fallen.

Zur Sache

Chiemgau

Anreise: mit dem ICE über Hannover und München, von dort aus weiter mit der Regionalbahn. Mit dem Auto ebenfalls über Hannover und München.

Übernachten: Zum Beispiel in Reit im Winkl im Hotel Unterwirt, www.unterwirt.de

Informationen: Chiemgau Tourismus, www.chiemsee-chiemgau.info; Reit im Winkl: www.reitimwinkl.de; Hindenburghütte, www. hindenburghuette.de; Chiemgau Arena Ruhpolding, www.chiemgau-arena.de; Max-Aicher-Arena Inzell, www.max-aicher-arena.de

Info

Die Reise wurde unterstützt von Chiemgau Tourismus.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)