Der am vergangenen Freitag tödlich verunglückte Rollstuhlfahrer wollte laut Bundespolizei die Tür einer anfahrenden Bahn öffnen. Dabei geriet er mit seinem E-Scooter zwischen Zug und Bahnsteig.
Der am Freitag im Bremer Hauptbahnhof verunglückte Rollstuhlfahrer war mit den Rädern seines E-Scooters zwischen Zug und Bahnsteigkante geraten. Das gab die Bundespolizei am Montag bekannt. Der 86-jährige Mann aus Brake hatte demnach versucht, die Tür der bereits anfahrenden Nordwestbahn nach Nordenham zu öffnen. Gleichzeitig soll er sich am Spalt zwischen Tür und Türrahmen festgehalten haben. Der Mann wurde daraufhin etwa 30 Meter vom Zug mitgeschliffen und stürzte auf den Bahnsteig. Am Sonnabend erlag er seinen Verletzungen.
Zunächst war die Polizei aufgrund von Zeugenaussagen davon ausgegangen, dass das Opfer mit seiner Hand im Türspalt eingeklemmt war oder sich daran festgehalten hatte. Der Lokführer hätte damit seine Kontrollpflicht verletzt haben können. Videoaufnahmen und weitere Ermittlungen konnten ihn jedoch entlasten.
Die Nordwestbahn stand am vergangenen Freitag um 14.10 Uhr mit bereits verschlossenen Türen am Bahngleis. Der Lokführer schaute der Polizei zufolge vorschriftsgemäß aus seinem Fenster und prüfte den Bahnsteig, schloss die Türen, sperrte sie und wartete auf das Signal zur Abfahrt. Der Rollstuhlfahrer soll erst danach mit seinem E-Scooter aus dem Fahrstuhl gekommen sein. Er habe zunächst das Fahrziel auf der Anzeige am Zugende überprüft. Am Gleis nebenan fährt zu diesem Zeitpunkt eine weitere Nordwestbahn ab. Laut Polizei drehte der Mann seinen E-Scooter und fuhr dicht an die Tür des letzten Waggons. Obwohl der Zug anfuhr, versuchte der 86-Jährige, den Türknopf zu drücken. Dabei gerieten zwei Räder seines E-Scooters in den Spalt zur Nordwestbahn. Wegen des Drucks auf den Waggon sei das Fahrzeug mitgezogen worden, so die Polizei. Nach 30 Metern scherte es aus, der 86-Jährige fiel schwer verletzt auf den Bahnsteig. Die Bundespolizei spricht von einer Verkettung tragischer Umstände: „Das Zugpersonal konnte den Unfall am Ende der Bahn nicht bemerken. Auch wartende Reisende hatten in den wenigen Sekunden keine Chance, noch einzugreifen.“
„Es ist ein tragischer Einzelfall, den wir bedauern“, sagt eine Sprecherin der Nordwestbahn zum Vorfall. Entgegen des Anfangsverdachts könnten Fahrgäste aber nicht in der Tür des Zugs eingeklemmt werden, wenn die Technik funktioniere. „Im Regelfall bricht die Tür die Schließung sofort automatisch ab, wenn sich Hand, Fuß oder Kopf im Spalt befinden.“ Das sei auch bei anderen Unternehmen der Fall. Die Lichtschranke der Tür reagiere auch auf kleinste Körperteile. Nach dem Vorfall gebe es keinen Anlass, etwas am Ablauf zu ändern. Der Lokführer habe alles richtig gemacht: „Er muss seinen Blick nach der Kontrolle wieder nach vorne richten.“