Spinnen-Männchen besänftigen ihre Weibchen mit besonderen Vibrationen am Netz, bevor sie sich ihnen nähern. Dies ist nötig, denn die Weibchen sind oftmals sehr aggressiv und verwechseln die Männchen zuweilen mit Beutetieren. Wie die Weibchen auf die Vibrationen reagieren, haben zwei Forscherinnen der Macquarie University in Sydney untersucht. Ein Ergebnis: Die charakteristischen Schwingungen bremsten bei der Art Argiope keyserlingi die Aggressivität der Weibchen, selbst wenn zur gleichen Zeit ein Beutetier im Netz zappelte. Anne Wignall und Marie Herberstein berichten im Fachjournal „Scientific Reports“ von ihren Erkenntnissen.
Männliche Argiope-Spinnen produzieren die typischen Vibrationen innerhalb von Sekunden, nachdem sie das Netz eines Weibchens betreten haben. Sie schaukeln dabei ein paar Mal hintereinander heftig auf dem Netz auf und ab. Die beiden Forscherinnen hatten in einer früheren Untersuchung bereits gezeigt, dass Männchen, die nicht besonders beeindruckend vibrieren, eher Gefahr laufen, einem Weibchen zum Opfer zu fallen. In der jetzt vorgestellten Untersuchung testeten die australischen Wissenschaftlerinnen, inwieweit die Schwingungen die Aggressivität der Weibchen mildern.
Sie zeichneten dazu zunächst per Vibrometer die von fünf Spinnen-Männchen produzierten Schwingungen auf. Mit einem Schüttelapparat erzeugten sie hinterher identische Vibrationen, die sie in den anschließenden Versuchen einsetzten. Zur Kontrolle verwendeten sie unspezifische Vibrationen oder verzichteten ganz auf Vibrationen. Für ihre Tests setzten sie zudem eine lebendige Grille ins Netz eines Weibchens.
Es zeigte sich, dass die Weibchen viel später auf die Grille reagierten, wenn sie die charakteristischen Vibrationen wahrnahmen. Unspezifische Vibrationen hatten diese Wirkung nicht. Vollständig unterbunden wurden die Angriffe allerdings nicht. Die Vibrationen verschaffen den Männchen genügend Zeit, um zur Mitte des Netzes vorzudringen, ohne sofort einen Angriff des Weibchens zu provozieren, wie Anne Wignall und Marie Herberstein vermuten. Dort könnten dann andere Signale zum Einsatz kommen, die dem Weibchen weitere besänftigende Informationen übermittelten.
Die Forscherinnen wiederholten den Versuch bei einer verwandten Spinnenart. Die gleichen Vibrationen bremsten auch hier die Aggressivität des Weibchens. Die Ergebnisse ließen vermuten, dass das Vibrationssignal nicht einfach nur die Identität des Männchens als Artgenosse übermittele, erklären die Wissenschaftlerinnen. Vielmehr scheine es ein evolutionär stabiles und verbreitetes Signal zu sein.