Schon lange ist Ines Kosin fasziniert von der Griechischen Landschildkröte, die bis zu 80 Jahre alt wird. Kosin hält 30 Schildkröten und hat ein Buch über die artgerechte Haltung geschrieben. „Der häufigste Fehler ist leider die Terrarienhaltung“, sagt Kosin. Das Terrarium sei auf Dauer zu trocken und schade der Gesundheit der Reptilien, erklärt auch der Tierarzt Fritz Karbe von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Die Landschildkröte braucht eine sonnige Freilandanlage. Außerdem brauchen die Tiere ein Gewächshaus oder ein Frühbeet, in das sie sich bei schlechtem Wetter zurückziehen können.
Ein Tier, das bis zu 25 Zentimeter lang werden kann, braucht mindestens zehn Quadratmeter Lebensraum. Für jede weitere Schildkröte sollten Halter zusätzlich fünf bis zehn Quadratmeter einplanen. Besonders männliche und weibliche Schildkröten müssen sich aus dem Weg gehen können.
Aber nicht nur Platz ist wichtig. „Bei der Gestaltung des Freigeheges sollte man Struktur und Beschaffenheit des natürlichen Lebensraumes als Vorbild nehmen“, rät Kosin. Das Gehege muss neben Sonnenplätzen auch Unterschlupfmöglichkeiten und einen Schattenplatz bieten, wie der Deutsche Tierschutzbund erläutert. Perfekt sind Steine, Hügel und Möglichkeiten zum Graben. „Schildkröten sind sehr bewegungsfreudig, sie klettern gerne und bewegen sich viel“, sagt Kosin.
Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt für die Zusammensetzung des Bodens eine Mischung aus Sand, Kies und Stein. Ein flache Wasserschale dient zum Trinken und Waschen.
„Eine Schildkröte ist ein Kräuterfresser“, sagt Tierarzt Karbe. Es bietet sich daher an, im Gehege selbst Wildkräuter wie Löwenzahn oder Brennnesseln wachsen zu lassen. So können die Tiere sich selbst ernähren. Kosin rät davon ab, die Schildkröten mit Obst, Gemüse oder Pellets zu füttern. Sie bietet ihren Tieren die Kräuter aber teilweise auch getrocknet an.
Die Vereinigung für Tierschutz empfiehlt eine Zufütterung mit Mineralien wie Kalzium. Besonders für Schildkrötenbabys ist eine gute Ernährung wichtig. Karbe empfiehlt, die Jungtiere erst nach der ersten Winterruhe vom Züchter zu holen. Erst dann sei die Darmflora der Schildkröten endgültig ausgeprägt. Auf die Winterruhe können die Landschildkröten nicht verzichten. Viele Halter fürchten, ihr Tier könnte dabei sterben. Die Winterruhe dauert etwa von November bis April. Karbe erklärt, dass sie instinktiv spüren, wenn die Temperaturen sinken. Sie stellen das Fressen ein und ziehen sich zurück. Da die Tiere an das Mittelmeerklima gewöhnt sind, sollte man den Sommer mit einer Heizquelle „verlängern“ und auch im Frühjahr „heizen“. Außerdem müssen die Schildkröten vor Tieren wie Ratten geschützt werden.
Die Winterruhe kann in einem eigenen Kühlschrank, einer Grube im Freigehege oder einer Kiste im Keller stattfinden. Manche Tierärzte übernehmen die Durchführung auch für Halter. Die Umgebungstemperatur sollte zwischen vier und sechs Grad liegen. „Es muss frostfrei sein“, so Karbe. Griechische Landschildkröten sind keine Tiere zum Kuscheln. Hochheben versetzt sie in Panik. „Man sollte Schildkröten immer als Beobachtungstiere akzeptieren“, sagt Ines Kosin. Und: Sie können über Generationen in der Familie bleiben.