Mit den unterschiedlichen Landschaftsformen und klimatischen Verhältnissen ist auf der Erde zugleich eine große Vielfalt an unterschiedlichen Arten entstanden. Die meisten Staaten haben sich verpflichtet, diese Vielfalt zu schützen. Bedroht ist sie unter anderem durch die Ausbreitung invasiver, ursprünglich gebietsfremder Arten. Einen aktuellen Überblick über die Situation bei den Pflanzen in Deutschland gibt jetzt das Bundesamt für Naturschutz.
Der weltweite Handel und Fernreiseverkehr haben dazu geführt, dass Tiere und Pflanzen auch in Gebieten auftauchen, in die sie von Natur aus nicht hätten gelangen können. Zu einem Problem werden sie aus Sicht von Naturschützern dann, wenn sie einheimische Arten verdrängen und Ökosysteme zu deren Nachteil verändern. Ein Beispiel liefert die aus Nordamerika stammende Robinie. Dieser Baum kann mithilfe seiner Wurzelknöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft binden, das heißt einen Stoff, den Pflanzen zum Wachsen benötigen. Der Luftstickstoff hilft der Robinie nicht nur, stickstoffarme Standorte zu besiedeln, sondern wird von ihr auch über Laub und Wurzeln an die Umgebung weitergegeben. Die Robinie verändert also ursprünglich nährstoffarme Standorte – mit der Folge, dass sich dort heimische Arten nicht mehr behaupten können.
Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz haben sich hierzulande im Laufe der Zeit neben etwa 320 ursprünglich gebietsfremden Tierarten rund 430 fremde Gefäßpflanzenarten ausgebreitet. Gefäßpflanzen sind jene Pflanzen, die Wurzeln, Sprossachsen, Blätter und im Innern ein Röhrensystem besitzen, mit dessen Hilfe sie Nährstoffe und Wasser transportieren können. Fachleute unterscheiden zwischen ihnen und Moosen. Das Bundesamt betrachtet von den rund 430 ursprünglich gebietsfremden Pflanzenarten 38 als problematisch beziehungsweise invasiv. Fast alle seien als Zier- oder Nutzpflanzen eingeführt worden, erklärt die Behörde. Oftmals seien sie aus Gärten und Parks in die freie Natur gelangt.
Neben der Robinie gehören zu diesen Arten unter anderem der Eschen-Ahorn, der Götterbaum, der Bastard-, Japan- und Sachalin-Staudenknöterich, die Weymouth-Kiefer, die Bastard-Pappel, die Gewöhnliche Douglasie, die Kanadische und die Späte Goldrute, der Gewöhnliche Flieder und der Riesen-Bärenklau. Die zuletzt genannte Art, die auch als Herkulesstaude bezeichnet wird, ist inzwischen selbst Menschen ein Begriff, die sich ansonsten kaum für Pflanzen interessieren. Die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Pflanze enthält Stoffe, die bei Menschen Hautentzündungen verursachen können. Der Riesen-Bärenklau erreicht eine Höhe von ungefähr zwei bis fünf Metern und gedeiht besonders gut an den Ufern von Bächen und Flüssen.
Während die genannten Arten vielerorts bereits das Landschaftsbild prägen, tauchen andere invasive Pflanzenarten hierzulande bislang nur in eng begrenzten Gebieten auf. Das heißt: Es gibt nur wenige Vorkommen, die zudem zum Teil vergleichsweise weit voneinander entfernt sind.
Ausbreitung lässt sich verhindern
Von den 38 als invasiv eingestuften Arten fallen zehn in diese Gruppe, wie das Bundesamt für Naturschutz erklärt. Zu ihnen gehört zum Beispiel der aus Nordamerika stammende Große Wassernabel, der dichte Bestände bildet. Indem er das Wasser fast vollständig beschattet, beeinträchtigt er heimische Tier- und Pflanzenarten. Weitere Beispiele für diese Gruppe liefern der Pontische Rhododendron und das aus Australien stammende immergrüne Nadelkraut. Letzteres bildet in stehenden Gewässern dichte Matten, die die heimische Vegetation verdrängen. „Diese invasiven Pflanzenarten stehen erst am Anfang ihrer Ausbreitung“, erklärt die Professorin Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. Noch gebe es die Chance, die Pflanzen zu beseitigen und so eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Bei den anderen Arten, die bereits weit verbreitet seien, bestehe diese Möglichkeit nicht mehr. Bemühungen, Pflanzen zu beseitigen, sollten sich deshalb nach ihren Worten auf schützenswerte Bereiche konzentrieren.
Angesichts der Probleme, die invasive Arten beim Erhalt der biologischen Vielfalt bereiten, spricht sich die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz für den völligen Verzicht auf invasive Pflanzenarten in Gärten und Aquarien aus. Unter den heimischen Arten fänden sich genügend attraktive Alternativen, erklärt die Professorin.