Die Gesundheitsbehörde veröffentlicht die Corona-Infektionszahlen auf Postleitzahlen-Ebene künftig alle 14 Tage. Das hat Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) in einer gemeinsamen Telefonkonferenz mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte angekündigt. Dazu eingeladen waren die Bremer Ortsamtsleiter, die Beiratssprecher und deren Stellvertreter. Laut Lukas Fuhrmann, Pressesprecher des Gesundheitsressorts, erarbeitet das Ressort aktuell eine Form für die regelmäßige Veröffentlichung der Zahlen im 14-Tage-Rhythmus.
Nach seinen Worten werden die Infektionszahlen „in der bekannten Form, aggregiert pro 1000 Einwohner“ veröffentlicht. Dadurch könne eine tatsächliche Vergleichbarkeit sichergestellt werden. Wie berichtet hatten die drei Nordbremer Beiräte in gleichlautenden Beschlüssen eine tägliche Veröffentlichung der Zahlen gefordert. Obwohl diese Forderung nicht erfüllt wird, sind die Beiratssprecher aus Burglesum, Vegesack und Blumenthal mit der angekündigten zweiwöchigen Ausweisung der Zahlen überwiegend zufrieden.
„Wenn die Zahlen jetzt regelmäßig im 14-tägigen Rhythmus bekannt gegeben werden, haben wir einen gewissen Erfolg“, sagt Martin Hornhues (CDU), Beiratssprecher aus Burglesum. Ein Erfolg, den sich die Nordbremer Beiräte zu einem bestimmten Maße auf die Fahne schreiben könnten. Er sei mit der Aussage zufrieden, nun allerdings gespannt, ob die Zahlen auch tatsächlich kommen, „oder ob wir wieder nachfragen und erinnern müssen, dass 14 Tage um sind“.
In der Konferenz hatten die Teilnehmer die Gelegenheit genutzt, die Situation in ihren jeweiligen Stadtteilen zu schildern, berichtet Hornhues. „Jeder konnte seine Sorgen und Nöte bezüglich der Corona-Situation auf den Tisch bringen, das ist gut.“ Er habe sich von der Konferenz jedoch mehr Input vom Bürgermeister und von der Gesundheitssenatorin versprochen. Gesprochen wurde unter anderem über eine Ausweitung der Maskenpflicht in den Stadtteilen, über die Digitalisierung der Beiratssitzungen, den Einsatz von Straßensozialarbeitern, Kontrollen durch den Ordnungsdienst und über Halbgruppenunterricht, schildert Hornhues.
Verweis auf digitale Lernplattformen
Unterricht in Halbgruppen hatte der Blumenthaler Beiratssprecher Hans-Gerd Thormeier (CDU) thematisiert. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir bezüglich der Schulen eine Einigung hinbekommen.“ Er habe den Wunsch geäußert, die Klassen zu halbieren. „Herr Bovenschulte war von dem Vorschlag nicht begeistert. Er ist der Ansicht, dass die Schüler dann nur die Hälfte des Unterrichts bekommen. Das sehe ich nicht so“, sagt Thormeier und verweist auf digitale Lernplattformen als Ergänzung.
Positiv äußert sich Thormeier über das grundsätzliche Gesprächsangebot des Bürgermeisters und der Gesundheitssenatorin. „Ich finde es gut, dass das möglich gemacht wurde und dass wir als Stadtteilpolitiker einbezogen werden.“ Mit der 14-tägigen Veröffentlichung der Infektionszahlen ist er zufrieden. „Man kann darüber streiten, ob eine 14-tägige Veröffentlichung reicht. Ich persönlich finde, es reicht.“
Kritischer äußert sich Thormeiers Stellvertreterin Bianca Frömming (Grüne). „Wir hatten eine tägliche Veröffentlichung gefordert. Ich bin nicht zufrieden und sehr enttäuscht“, sagt sie. Der Aufwand, der für eine tägliche Veröffentlichung betrieben werden müsste, sei überschaubar, ist ihre Meinung. „Das sind zwei Klicks. Laut Herrn Bovenschulte sind die Zahlen in Bremen zu gering, als dass sich der Aufwand einer täglichen Veröffentlichung lohnen würde. Das sehe ich definitiv anders.“
In der Konferenz hatte sie zudem auf „katastrophale Bedingungen“ in der Corona-Ambulanz in den Messehallen hingewiesen. Weil fast die gesamte Schule ihrer drei Kinder während der Herbstferien unter Quarantäne gestanden habe, sei sie mit ihnen an einem Sonntag zum Test dorthin gefahren. Fast drei Stunden habe die Wartezeit betragen. „Die Schlange mit den Menschen, die Symptome hatten, war direkt neben uns. Es war schwierig, Abstand zu halten und es gab keine Zwischenwände. Das ist grob fahrlässig. Ich hatte das Gefühl: Wenn ich mich irgendwo mit dem Coronavirus infiziere, dann dort.“ Statt alle Betroffenen von Kitas und Schulen zur Messehalle zu ordern, sollten mobile Teststationen auf Schulhöfen eingerichtet werden, schlägt Frömming vor.
„Alle zwei Wochen ist besser als nichts“
Anders als ihre Parteikollegin zweifelt Ulrike Schnaubelt (Grüne), stellvertretende Beiratssprecherin in Burglesum, nicht daran, dass eine tägliche Veröffentlichung der Infektionszahlen mehr Aufwand bedeuten würde. „Die Aussage der Senatorin und ihr Argument, dass eine tägliche Veröffentlichung wenig Sinn machen würde, nehme ich erstmal so hin.“ Zwar fände sie eine wöchentliche Veröffentlichung besser, „aber alle zwei Wochen ist besser als nichts“. Lobend äußert sie sich über das Gesprächsangebot an die Beiräte. „Das ist positiv.“
Dieser Meinung ist auch Torsten Bullmahn (CDU), Sprecher des Beirats Vegesack, der nicht selbst an der Konferenz teilgenommen hatte, weil der Vegesacker Beirat parallel in einer Videkonferenz tagte. Die 14-tägige Veröffentlichung der Infektionszahlen ist für Bullmahn ein Kompromiss, mit dem er leben kann, „auch wenn ich persönlich eine tägliche Veröffentlichung besser fände.“ Für die Erklärung, dass eine tägliche Veröffentlichung zu viel Aufwand bedeute, hat er indes kein Verständnis. „Wenn man das einmal eingerichtet hat, dürfte das kein Problem mehr sein. Vielleicht sollte Bremen mal bei den Nachbargemeinden fragen, wie das dort gemacht wird, und sich bei ihnen etwas abgucken.“