Bremen-Nord. Mehr als zwei Monate hatten die Bremer Fitnessstudios ihre Türen geschlossen. Seit dem 27. Mai können Freizeitsportler endlich wieder an den Fitnessgeräten trainieren – allerdings unter strengen Auflagen. Dusch- und Umkleidekabinen dürfen nicht genutzt werden. Zusätzlich muss die Abstandsregelung eingehalten werden und ein Hygienekonzept gewährleistet sein.
„In unsere Studios kommt derzeit nur ein Drittel unserer Kunden“, sagt Markus Begerow, Geschäftsführer der Fitnessclub-Kette ULC in Bremen. Eines seiner Studios liegt in Vegesack. „Viele Mitglieder haben noch Angst, ein Fitnessstudio zu besuchen“, so Begerow. „Andere sehen es als unpraktisch an, bereits umgezogen kommen zu müssen oder nach dem Sport nicht duschen zu können.“
Für den Geschäftsführer ist die derzeitige Situation wirtschaftlich gesehen „eine Katastrophe.“ In den vergangenen Wochen gab es kaum Neuverträge und damit kein Gegengewicht zu den durchschnittlichen monatlichen 30 Kündigungen. „Es haben nicht mehr Mitglieder als sonst gekündigt. Sie sind uns treu geblieben, uns fehlen aber die neuen Kunden“, schildert Begerow.
Hinzu kommen die Rücklastschriften aus der Zeit, als die Studios noch geschlossen hatten. Die Mitglieder mussten den monatlichen Beitrag nicht bezahlen, wenn sie nicht wollten. „Sie haben ein Recht darauf. Denn wer keine Leistung erhält, muss auch nicht zahlen“, sagt der Geschäftsführer. Anfang April hätten noch gut 75 Prozent der Mitglieder ihre Beiträge gezahlt, Anfang Mai waren es bereits nur noch 60 Prozent. Die Kunden, die den Beitrag in den geschlossenene Monaten gezahlt haben, erhalten außerdem eine Gutschrift. Sie können so eine Monatszahlung zu einem späteren Zeitpunkt aussetzen. „Das war im Grunde ein Kredit der Mitglieder in den zweieinhalb Monaten“, erklärt Begerow. Der wirtschaftliche Verlust könne so schnell nicht wieder ausgeglichen werden. „Wir haben gute Rücklagen und sind eine stabilere und ältere Kette als viele andere Fitnessstudios“, sagt Begerow.
Betreiber hoffen auf Lockerungen
Die Dusch- und Umkleidekabinen müssten nach Aussagen des Geschäftsführers endlich geöffnet werden. „In Niedersachsen wurde diese Regelung bereits abgeschafft. Bremen muss da nachziehen.“ Außerdem gelte im Großbereich der Fitnessstudios in Bremen noch die Regelung, dass jeder Besucher 20 Quadratmeter Platz benötige. Insbesondere bei Fitnesskursen sei das ein Problem. „Größere Kursräume haben etwa 300 Quadratmeter Fläche. Es dürften demnach nur 15 Menschen trainieren. In anderen Kursräumen gibt es noch weniger Platz. Auch hier ist Niedersachsen weiter. Dort gilt im Großbereich die normale Abstandsregelung“, so Begerow.
Die Mitglieder, die seine Studios wieder besuchen würden, seien glücklich darüber, dass sie endlich wieder trainieren könnten. „Wir zeigen, dass es voran geht. Dennoch ist die Situation für uns derzeit unbefriedigend“, sagt Begerow. „Die Mitarbeiter müssen einiges an Kritik abfangen. Aber wir können nichts dafür. Wir hoffen, dass die Bremer Regierung die Maßnahmen etwas lockern wird.“
Den gleichen Wunsch hat auch Jörg Schultz, Geschäftsführer des Kieser-Training-Studios in Vegesack. Er habe Studios in drei verschiedenen Bundesländern. Es gebe daher auch verschiedene Regelungen, was den Abstand zwischen den Geräten und die Regelung der Duschen und Umkleiden betreffe. „Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Die Länder gehen damit sehr unterschiedlich um“, sagt Schultz. Auch er stelle fest, dass weniger Kunden in das Studio kommen als vor der Krise. Für viele Mitglieder sei es ein Hemmnis, wenn etwa die Umkleiden nicht benutzt werden dürfen. „Wir sind mehr oder weniger eine gerätegestütze Physiotherapie. Die Menschen kommen, um ihren Bewegungsapparat stabil zu halten und Schmerzen zu verhindern. Es ist gut, dass wir wieder geöffnet haben.“
Auch in den Kieser-Training-Studios seien aufgrund von Corona keine Mitglieder verloren gegangen. „Die Menschen wissen, dass nicht wir für Corona verantwortlich sind und dass die Rahmenbedingungen von der Regierung der Stadt verhandelt werden“, sagt der Geschäftsführer des Vegesacker Studios. Wie Begerow befürwortet auch er, dass Duschen und Umkleiden wieder geöffnet werden sollten. „Wir haben Einzelduschen mit Türen. Da kann nichts passieren.“ In den Studios gebe es ein gutes Hygienekonzept und ein Belüftungssystem. „Die Leute sind außerdem sehr einsichtig“, schildert Schultz.
Sehr optimistisch zeigt sich Vicky Degener vom Fitnesspark Burglesum. „Unsere Mitglieder freuen sich total, dass sie wieder zum Training kommen dürfen. Wir haben bisher nur positive Reaktionen erlebt“, sagt Degener. Aus Loyalität zu den Mitgliedern habe das Studio den kompletten April und Mai keine Mitgliederbeiträge eingezogen. Auch im Juni würde nur von Mitgliedern Beiträge abgebucht werden, die auch zum Training erscheinen. Es werde weiterhin ein kostenloses Onlinetrainingsangebot für alle Mitglieder zur Verfügung gestellt.
Ein Check-in-System stellt außerdem sicher, dass nicht zu viele Sportler gleichzeitig auf der Trainingsfläche sind. Außerdem können die Mitglieder mithilfe einer Trainingsapp sehen, wie die Studioauslastung aussieht. „Man kann so nach wie vor trainieren, ohne sich vorher anmelden zu müssen“, so Degener. Es gebe außerdem ein vom Ordnungsamt mit „ausgezeichnet“ bewertetes Hygienekonzept. Die Geräte werden vor und nach dem Training desinfiziert. Zusätzlich gebe es eine Reinigungskraft, die den ganzen Tag über vor Ort ist und für Sauberkeit sorge.
„Die Fitness Parks sind fest überzeugt, dass Muskeltraining das Immunsystem stärkt“, sagt Vicky Degener. „Wir hoffen, dass die strengen Regelungen der Behörden bald gelockert werden und zumindest Umkleiden und Duschen wieder geöffnet werden dürfen.“