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Erfahrungen in Bremen-Nord Corona: Maskenpflicht wird unterschiedlich angenommen

Seit Montag gilt Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen. Eine Umfrage in Bremen-Nord zeigt: Viele Bürger halten sich daran, aber noch nicht alle.
28.04.2020, 18:12 Uhr
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Von Gabriela Keller und Barbara Wenke

Bremen-Nord/Wesermarsch. Seit Montag gilt in Bremen und Niedersachsen Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und Läden. Halten sich die Bürger daran? DIE NORDDEUTSCHE hat sich bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG), den Fähren Bremen-Stedingen und in einem Verbrauchermarkt in Blumenthal umgehört.

„Wir haben am ersten Tag durchweg positive Erfahrungen in unseren Bussen in Bremen-Nord gemacht. Die Fahrgäste haben sich alle mit Masken oder Schals versorgt“, stellt Sabine Czarnotta von der BSAG fest. Die Fachbereichsleiterin für den Fahrdienst in Bremen-Nord und Gröpelingen spricht von einem „total ruhigen Ablauf ohne Probleme“ am Tag eins der Maskenpflicht.

In Bremen-Nord sind laut Czarnotta täglich 43 Busse im Einsatz. „Am Montag haben wir an alle Fahrer Handzettel ausgegeben, mit denen sie bei Bedarf Fahrgäste ohne Maske auf die seit 27. April geltende Maskenpflicht hinweisen können. Außerdem erfolgen in den Bussen alle 30 Minuten automatische Durchsagen mit Hinweis auf die Maskenpflicht. Bemerkt ein Fahrer, dass ein Fahrgast keine Maske trägt, kann er zusätzlich eine Durchsage auslösen“, erklärt Sabine Czarnotta.

Seit Montag sind laut BSAG-Sprecher Andreas Holling Servicemitarbeiter in Bremen-Nord unterwegs. An den Busbahnhöfen in Vegesack und Blumenthal sowie an der Haltestelle Gerhard-Rohlfs-Straße machen sie Fahrgäste, die keinen Mund- und Nasenschutz tragen, mit Handzetteln auf die Maskenpflicht aufmerksam. Zusätzlich weisen Aufkleber an den Bustüren darauf hin.

Im Kundencenter am Bahnhof Vegesack erhalten Fahrgäste einen Mund- und Nasenschutz. „Für den Start haben wir rund 2000 Masken besorgt, die wir in unseren Kundencentern in Vegesack, am Hauptbahnhof und an der Domsheide vorrätig halten“, sagt der BSAG-Sprecher. Das Kundencenter in Vegesack hat seinen Angaben zufolge 200 Masken bekommen, die kostenlos abgegeben würden.

Ihren Fahrern hat die BSAG das Tragen einer Maske nicht vorgeschrieben. Dadurch, dass Fahrgäste die vordere Tür nicht benutzen dürfen und 1,50 Meter Abstand zum Fahrerbereich halten müssen, kämen sich Fahrer und Fahrgäste nicht zu nahe. Auf den Buslinien in Bremen-Nord trage kaum ein Fahrer eine Maske, weiß Sabine Czarnotta.

„Wir setzen auf Einsicht“

„Ich habe noch keinen Kunden getroffen, der die Maskenpflicht gut findet. Aber 99,8 Prozent aller Kunden in unserem Markt haben sich am ersten Tag daran gehalten“, zieht Raimund Mecke eine Bilanz für den Montag. Zwei oder drei Kunden, die am Montag „oben ohne“ in seinem Edeka-Center an der Heidlerchenstraße in Blumenthal einkaufen wollten, seien angesprochen worden. „Die haben von uns dann eine Maske bekommen“, sagt er.

Der Mund- und Nasenschutz werde von den Kunden deutlich besser akzeptiert als die Einkaufswagen-Pflicht. „Bei den Einkaufswagen müssen wir viel öfter einschreiten.“ Am Eingang zum Verbrauchermarkt weist ein Plakat auf die Maskenpflicht hin. Eine Kontrolle gibt es laut Mecke aber nicht. „Wir sind nicht die Oberpolizei. Kunden ohne Maske verweigern wir nicht den Zutritt zum Markt. Wir setzen vielmehr auf die Einsicht und Vernunft der Kunden.“

Und die Einsicht, dass die Maske für den Gesundheitsheitsschutz sein muss, sei bei fast allen vorhanden, stellt er fest. Auch wenn schon mal Fragen kämen, warum der Mund- und Nasenschutz im Handel und in öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht sei, aber in Schulen oder andernorts, wo Menschen zusammenkommen, nicht.

Im Service-Center im Markt können Kunden auch Masken kaufen. „Die gehen nach und nach weg, einen Ansturm gibt es nicht“, sagt Mecke. Für seine Mitarbeiter hat er nach eigenen Angaben 1000 Masken bestellt. „Außerdem haben wir von unserem Bio-Bäcker vergangene Woche 120 selbst genähte Masken bekommen, eine für jeden unserer Mitarbeiter.“ Ob sie den Mund- und Nasenschutz auch tragen, stellt der Chef dem Personal frei. „Wir haben am Sonnabend einen Testlauf mit Maske gemacht und festgestellt, dass vielen Mitarbeitern bei schwerer körperlicher Arbeit nach ein bis zwei Stunden schummrig vor Augen wurde.“ Die Tendenz bei den Mitarbeitern gehe deshalb eher dazu, keine Maske zu tragen.

Andreas Bettray glaubt an das Gute im Menschen. Deshalb geht der Geschäftsführer der Fähren Bremen-Stedingen fest davon aus, dass seine Kunden in den kommenden Tagen verstärkt dazu übergehen werden, während der Fährfahrt Masken zu tragen. „Ich bin zuversichtlich, dass unsere Mitarbeiter mit ihrem Vorbild auf positive Resonanz stoßen.“

Am Montag waren zunächst nur wenige Kunden dieser Pflicht nachgekommen. „Dass die Autofahrer in ihren Autos ohne Maske sitzen können, ist ganz klar“, sagt Bettray. „Aber bei den Radfahrern und Fußgängern ist es schon wünschenswert, wenn sie während der Fahrt eine Maske tragen.“

Auf der Homepage sowie in Aushängen formuliert es der Fährchef deutlicher: „Von unseren Fahrgästen erwarten wir umsichtiges und verantwortungsbewusstes Verhalten bei der Nutzung unserer Fähren, insbesondere die Einhaltung der Abstandsregeln beim Betreten der Fähren und die Vermeidung von Gruppenbildungen an Deck.“ Niemand werde der Fähre verwiesen und das Personal werde auch keine Polizei zur Hilfe rufen, sagt der Geschäftsführer, aber er betont: „Wir erwarten, dass die Fährkunden ihren Teil beitragen, wenn sie die Fähren betreten.“ Im Laufe der Woche werde sein Unternehmen Informationstafeln an den sechs Fährstellen aufstellen, unter anderem mit dem freundlichen Hinweis: „Wir freuen uns, wenn wir Sie mit Maske begrüßen dürfen.“

500 Masken aus Stoff

Bettrays Mitarbeiter tragen bei Kunden- und Kollegenkontakten einen Schutz. „Wir haben eine klare Fürsorgepflicht und deshalb für unsere Mitarbeiter das Tragen von Mund-Nasen-Masken vorgeschrieben“, begründet der Geschäftsführer. Er stellt drei verschiedene Arten des Schutzes zur Verfügung: Einwegmasken, Plexiglasvisiere und Stoffmasken. „Wir haben 500 wiederverwendbare Mund-Nasen-Masken aus Baumwollstoff in einer kleinen Schneiderei in Ganderkesee fertigen lassen“, berichtet Bettray.

Die Fähren Bremen-Stedingen hätten sich schwer damit getan, ihre Kunden zum Tragen einer Maske zu verpflichten, räumt Bettray ein. Viele Kunden hätten angefragt, wie die FBS diese Frage handhabe. „Wir mussten uns eindeutig positionieren.“ Nach Recherche, wie beispielsweise die Fährgesellschaften am Rhein mit dem Thema umgehen, habe er sich deshalb zur Maskenpflicht durchgerungen.

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