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Sonder-Menüs und Lieferservice Wenn der Küchenchef die Burger bringt

Weil sich momentan niemand in ein Restaurant setzen darf, um dort mit der Familie oder Freunden zu speisen, suchen sich die Gastronomen neue Vertriebswege.
07.04.2020, 06:44 Uhr
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Wenn der Küchenchef die Burger bringt
Von Kim Torster

Vegesack/Lemwerder/Berne. Einen Außer-Haus-Verkauf gab es bei Pauls Café in Berne bisher eigentlich nicht. Aber besondere Zeiten erfordern eben besondere Maßnahmen: Seit dem 1. April hat Café-Inhaber Paul Lapsien seinen Betrieb umgestellt. Jetzt gibt es seine Gerichte nur noch zum Mitnehmen. Und Lapsien ist nicht der Einzige, der etwas ändern musste. Wegen des Coronavirus bleiben Restaurants in ganz Deutschland derzeit geschlossen. Nur das Essen to go geht noch. Gegessen werden darf nicht im Restaurant, sondern im Abstand von mindestes 50 Metern. So lautet die Vorgabe der Regierung.

Das Problem: Nicht alle Restaurants waren vor Corona auf den Außer-Haus-Verkauf eingestellt. Auch Lapsien musste umdisponieren: Dafür hat er zunächst seine Speisekarte abgespeckt. „Coronakarte“ nennt er sie. Zum Mitnehmen bietet er nur Gerichte an, die auch nach einem Transport noch schmecken, sagt er. Rumpsteak oder Krabben gibt es bei ihm unter diesen Umständen erst einmal nicht mehr.

Während den einen die Krise nun also zum Pragmatismus zwingt, müssen andere sich flexibler zeigen. Bei Varlemanns Burger Grill in der Vegesacker Fußgängerzone hat man schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie Essen zum Mitnehmen verpackt. Neu ist nun allerdings, dass das Restaurant auch liefert. Dafür setzt sich Familie Varlemann an vier Abenden in der Woche einfach selbst hinters Steuer. Ein solidarischer Service? Nicht nur. Inhaber Rolf Varlemann sagt: „Wir sind darauf angewiesen.“ Seit Corona habe er Umsatzeinbußen von etwa 85 Prozent zu verzeichnen. Mit dem Lieferservice hofft er, auch diejenigen Kunden zu erreichen, die ungern vor die Tür gehen.

Einer, der bestätigen kann, dass eindeutig weniger Menschen auf den Straßen in Bremen-Nord unterwegs sind, ist Wael Darwish, Inhaber des „Gül Imbiss“ am Vegesacker Bahnhof. Er lebt normalerweise von der Laufkundschaft. Aber nun kommt kaum noch jemand vorbei, sagt er. Nicht einmal 20 Prozent seines sonstigen Umsatzes macht er nach eigenen Angaben noch. „Die Leute sind vorsichtig, sie haben Angst. Ich kann es auch verstehen“, sagt Darwish. „Was sollen wir machen?“, fragt er, ohne eine Antwort zu erwarten. „Wir kämpfen weiter.“ An manchen Abenden schließt er früher, aber ansonsten hat Darwish weiterhin geöffnet.

Philipp Thiekötter hingegen hat seine Vegesacker Restaurants Grauer Esel und Strandbude ganz geschlossen. Für ihn ist der Außer-Haus-Verkauf keine Option. „Wir sind gar nicht auf to go ausgelegt“, sagt er. „Da fangen wir jetzt auch nicht mit an.“ Verpackungen, Kosten für Energie und Arbeitskräfte – ein Außer-Haus-Verkauf würde sich für ihn wirtschaftlich schlicht nicht lohnen, sagt er.

Der Außer-Haus-Verkauf ersetzt nicht das normale Geschäft. Das bestätigt auch Pauls-Café-Inhaber Lapsien. Im Gegensatz zu vielen anderen, hat er auch mittags geöffnet. Ob sich das lohne? Er lacht: „Nein“. Aber Kleinvieh mache eben auch Mist. „Und bevor ich den ganzen Tag vor dem Fernseher sitze ...“ Jüngst würden die Bestellungen auch etwas zunehmen. In der Umgebung würden noch ein paar Menschen arbeiten, die sonst wohl keine andere Möglichkeit hätten, sich Mittagessen zu holen.

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