Seit einem Monat läuft das Projekt, das Karin Kayser "Kümmerer" nennt. Die Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit Delmenhorst erhofft sich von diesem bessere Jobaussichten für Migranten. Das grundsätzliche Ziel sei, die teilnehmenden Migranten an das deutsche Ausbildungs- und Beschäftigungssystem heranzuführen und sie letztlich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Grundlage dafür soll eine sehr enge Betreuung der Ausländer durch Fachpersonal sein, "nahezu eins zu eins", berichtet Kayser.
Ein Jahr läuft das Pilotprojekt in Delmenhorst, bei Erfolg wird es in weitere norddeutsche Städte wie Oldenburg, Bad Zwischenahn oder Wilhelmshaven exportiert. Die Teilnehmer sind jeweils vier Monate im Programm, müssen von Montag bis Donnerstag täglich sechs Stunden in verschiedenen Phasen präsent sein. "In diesen vier Monaten kann man von einem Rundum-sorglos-Paket für die Migranten sprechen. Wir versprechen uns viel davon, erste Erfolge gibt es auch schon", berichtet Kayser. Die Delmenhorster Arbeitsagentur hat das Projekt entwickelt, beziehungsweise aus vorhandenen Bausteinen zusammengesetzt. Die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) gewann die Ausschreibung und setzt das Projekt als Träger um.
Die viermonatige Teilnahme beginnt mit der Einstiegsphase. Dabei wird festgestellt, auf welchem Stand der jeweilige Migrant ist und welche Angebote ihm helfen. Integrations- und Deutschkurse stehen hier beispielsweise als Auftakt zur Verfügung. Sprachförderkräfte und Sozialpädagogen der DAA leiten diese. "Dabei wird eine auf die individuellen Belange der Teilnehmer abgestimmte Leistung sichergestellt", teilt die DAA mit.
Je nach Wissens- und Kompetenzstand steigen die Teilnehmer nach der Einstiegs- in die Handlungsphase des Projekts ein. Zu dieser gehört das Bewerbungstraining. Hier geht es für die Teilnehmer darum, den Umgang mit der Jobbörse zu lernen, Bewerbungsunterlagen zu erstellen und sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Ihnen steht auch ein EDV-Arbeitsplatz zur Eigenrecherche zur Verfügung. Die sozialpädagogische Begleitung, Säule zwei, bietet unter anderem Alltagshilfen, Verhaltenstraining und Unterstützung bei Anträgen an. Die Wissensvermittlung erfolgt häufig im Einzelcoaching. Die wohl entscheidende, dritte Säule ist die "betriebliche Erprobung". Hier sollen die Migranten praxisbezogene Erfahrungen in Betrieben sammeln, sprich Praktika absolvieren. Durch diese berufliche Orientierung sollen sie dem dann auch dem Arbeitsmarkt näherkommen. Dafür werden ihnen auch berufsbezogene Sprachkenntnisse vermittelt.
Der normale Ablauf für einen Teilnehmer beginnt also mit der Aufnahme des Ist-Zustandes, führt über eine enge Betreuung für Fachpersonal zu neuen arbeitsmarktrelevanten Kompetenzen und mündet in einem Praktikum, aus dem wiederum im Idealfall ein festes Arbeitsverhältnis entsteht. "Die Leute, die an dem Projekt teilnehmen, sind total dankbar", berichtet Kayser. Zudem seien sie hochmotiviert. 100 Plätze stellt die Agentur für Arbeit Delmenhorst zunächst zur Verfügung. Sie wählt die Teilnehmer aus.
Zur Zielgruppe gehören alle erwerbsfähigen Menschen mit Migrationshintergrund, Asylbewerber, Geduldete mit Arbeitsmarktzugang, erwerbslose Ausländer sowie Ausbildungssuchende mit Migrationshintergrund. Interessierte bekommen weitere Informationen über das Projekt bei dem gemeinnützigen Weiterbildungsträger DAA von Monika Popa, die telefonisch unter 0 42 21 / 9 34 10 oder per E-Mail an monika.popa@daa.de erreichbar ist. Die Akademie befindet sich in Delmenhorst, Bienenschauer 18, und hat montags bis donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr und freitags von 8 bis 15.30 Uhr geöffnet.