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Arian Schill spielt in Kika-Serie mit Drehtage auf Schloss Einstein

Lemwerder. Einmal in einem Fernsehfilm mitspielen – davon träumen viele Menschen. Arian Schill aus Lemwerder ist es gelungen, eine Rolle in der vom Kinderkanal Kika ausgestrahlten Serie „Schloss Einstein“ zu ergattern.
15.07.2014, 19:00 Uhr
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Drehtage auf Schloss Einstein
Von Barbara Wenke

Einmal in einem Fernsehfilm mitspielen – davon träumen viele Menschen. Arian Schill aus Lemwerder ist es gelungen, eine Rolle in der vom Kinderkanal Kika ausgestrahlten Serie „Schloss Einstein“ zu ergattern. Über mehrere Wochen hinweg stand er immer wieder in Erfurt vor der Kamera.

Lemwerder. Ausgedehnte Sonnenbäder im Freibad? Für Arian Schill in diesem Sommer bislang verboten. Haare schneiden, damit man unter der Matte nicht so schwitzt? Auch das ist dem Lemwerderaner, der an diesem Mittwoch seinen 17. Geburtstag feiert, nicht erlaubt. Und mit dem Feiern wird’s wohl auch nichts. Zumindest nicht im Kreis seiner Familie oder Freunde, denn der Gymnasiast aus Lemwerder befindet sich gerade bei Fernsehaufnahmen in Thüringen.

Seit Mitte April laufen im Studiopark Kindermedienzentrum in Erfurt die Dreharbeiten zur 18. Staffel der Sendung „Schloss Einstein“, die ab Januar 2015 bei Kika, dem Kinderkanal von ARD und ZDF, zu sehen sein wird. Mit dabei: der Lemwerderaner Arian Schill. „Das war ein großer Zufall“, erzählt der Zehntklässler rückblickend. Eigentlich hatte er nur seine jüngere Schwester Lena, die vor zwei Jahren eine Komparsenrolle im Kinofilm „Bibi & Tina“ ergattern konnte, zum Casting begleiten wollen. Doch dann sei die Wartezeit dermaßen lang geworden, dass sich der Schüler spontan dazu entschied, auch vor die Kamera zu treten. „Die Entscheidung war ein Akt von fünf Minuten, mehr oder weniger aus Langeweile“, erzählt der 17-Jährige.

Eine körperliche Behinderung, um die ihn seine Freunde wohl nicht beneiden, hat Arian Schill in diesem Fall den Sprung auf die Mattscheibe beschert. „Der Regisseur ist auf meine Prothese aufmerksam geworden“, erinnert sich der Zehntklässler, bei dem sich mit vier Jahren ein Tumor im Kniegelenk entwickelt hatte. Bestrahlung, Chemotherapie und Operationen halfen nicht, so dass die Ärzte den Eltern zwei Jahre später zu einer Unterschenkelamputation rieten.

Der 17-Jährige hat gelernt, mit seiner Behinderung zu leben. Am Sportunterricht nimmt er teil. Insbesondere Schwimmen bereitet ihm viel Spaß – und ganz besonders sportliches Klettern. „Durch die Prothese hat man viel Kraft in den Armen.“

In sechs Folgen zu sehen

Auf Schloss Einstein spielt der Lemwerderaner einen Jugendlichen namens Arne. Arne ist der Bruder einer neuen Hauptdarstellerin, der Achtklässlerin Kathi Semmler. „Die Prothese spielt eine wichtige Rolle“, deutet Arian Schill an. Mehr verrät er nicht. Dienstgeheimnis. Nur noch so viel: In sechs Folgen wird der 17-Jährige im Verlauf der 18. Staffel zu sehen sein.

Für die Drehtage hat der Zehntklässler einige Fehltage am Gymnasium Lemwerder in Kauf genommen. Sein Notendurchschnitt im Einserbereich hilft da enorm. Dennoch ist der 17-Jährige froh, dass sowohl seine Eltern als auch die Lehrer seine Ambitionen unterstützt haben. Gleich zweimal blieb der Jungdarsteller der Schule über eine komplette Woche fern. Weitere Fehltage folgten. „Das war schon anstrengend und nervenaufreibend“, urteilt Arian Schill. Doch die Lehrer hätten ihn unterstützt, wo sie nur konnten. In Fächern, die er in der Oberstufe am Gymnasium an der Willmsstraße in Delmenhorst im kommenden Jahr abwählen wird, sei ihm gar ein Teil seiner Hausaufgaben erlassen worden.

Insbesondere freut sich der 17-Jährige, wenn er nach den Sommerferien auf einige naturwissenschaftliche Fächer sowie auf den Kunstunterricht verzichten kann. „Mir liegen mehr die Geisteswissenschaften und Sprachen“, sagt der Schüler. Mit einem Grinsen fügt er an: „So’n Diplomatenprofil.“ Eigentlich hatte Arian Schill bereits in diesem Jahr das Fach Kunst abwählen wollen. Davor standen aber die Statuten. So entledigte er sich zumindest des Musikunterrichts und schrieb sich für das erstmals am Lemwerderaner Gymnasium angebotene Darstellende Spiel ein. In der Abschlussaufführung trat er in der Hauptrolle als Faust auf.

Bei den Dreharbeiten in Erfurt ist der Jungdarsteller nach Strich und Faden verwöhnt worden. „Der Set-Tisch ist das Beste am ganzen Dreh“, gibt er unumwunden zu. Süßigkeiten und geschnittenes Obst hätten dort den ganzen Tag zur freien Verfügung gestanden. „Das kann ich hier zu Hause nicht aufrechterhalten“, seufzt Mutter Daniela mit Blick zu ihrem Sprössling.

Minutiös hat die Produktionsfirma Saxonia Media in den letzten Wochen die Tagesabläufe ihrer Darsteller durchgeplant: Abholen am Hotel, Ankunft im Studio, Coaching, Kostüm, Maske, Drehbeginn am Set. Dennoch glaubt Daniela Schill, dass das Engagement ihren Sohn selbstständiger gemacht hat. „Er ist alleine mit der Bahn nach Erfurt gefahren, umgestiegen und hat dort im Hotel gewohnt.“ Die Kosten hat der Fernsehsender übernommen, ebenso wie ein Honorar.

In seinem Vertrag musste Arian Schill unterzeichnen, dass er sich während der Drehzeit äußerlich nicht verändern werde. „Er durfte während der Zeit nicht in die Sonne, damit er keinen Sonnenbrand bekommt, die Haare durfte nur die Maske schneiden und wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass er noch vor Drehbeginn die Zahnspange raus kriegt“, berichtet Daniela Schill.

Berufswunsch: Botschafter

Für bis zu drei Stunden am Tag ist Arian Schill in den vergangenen Wochen in die Haut Arne Semmlers geschlüpft. Eine Haut, die ihm eigentlich gar nicht zu passen scheint. „Arne ist ruhig und ausgeglichen“, erzählt der 17-Jährige, „also im Prinzip das genaue Gegenteil von mir.“ Der Lemwerderaner beschreibt sich selbst als „offen, manchmal zu ehrgeizig und chaotisch“. Sein Leitspruch: Genie beherrscht das Chaos.

Arian Schill zieht gerne alles an sich. „Ich biete mich gerne an.“ So ist er Klassensprecher, hat in den letzten sechs Jahren alle möglichen Kulturveranstaltungen des Gymnasiums Lemwerder moderiert und im vergangenen Jahr sogar die Weihnachtsfeier der Schule im Alleingang organisiert. „Das steht sogar im Zeugnis.“

Arian Schill hat bereits genaue Vorstellungen was er einmal werden will. Der Begriff Schauspieler kommt darin nicht vor. „Schauspielen ist ein schöner Zeitvertreib, aber nichts, von dem ich sage, dass ich das später machen will. Ich möchte Botschafter werden – oder zumindest Diplomat.“

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