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Unternehmen in Bassum: Firma produziert Kräne für Rettungsboote und Windkraftanlagen Ein Global Player namens Global Davit

Technologien, die das Leben von Seefahrern retten, werden von Bassum aus zu Kunden an Orten auf der ganzen Welt versandt. Singapur, China, die Vereinigten Arabischen Emirate oder die Vereinigten Staaten von Amerika sind nur einige Ziele. Seit 2000 produziert das Unternehmen Global Davit im Bassumer Gewerbegebiet Karrenbruch Kräne, Kräne um Rettungsboote auf die Schiffe und aufs Wasser zu bringen, aber auch Kräne, die auf Gas- und Ölplattformen sowie den Offshore-Windparks Verwendung finden.
24.04.2012, 05:00 Uhr
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Ein Global Player namens Global Davit
Von Christoph Starke

Technologien, die das Leben von Seefahrern retten, werden von Bassum aus zu Kunden an Orten auf der ganzen Welt versandt. Singapur, China, die Vereinigten Arabischen Emirate oder die Vereinigten Staaten von Amerika sind nur einige Ziele. Seit 2000 produziert das Unternehmen Global Davit im Bassumer Gewerbegebiet Karrenbruch Kräne, Kräne um Rettungsboote auf die Schiffe und aufs Wasser zu bringen, aber auch Kräne, die auf Gas- und Ölplattformen sowie den Offshore-Windparks Verwendung finden.

Bassum. Die Plattform neigt sich, Marcel Feddeler und Jens Schwenker verlagern ihr Körpergewicht nach hinten, um nicht wegzurutschen. Gleichzeitig bedienen die Global-Davit-Mitarbeiter in der Produktionshalle des Unternehmens im Bassumer Gewerbegebiet Karrenbruch den Kran. Ja, der Arm hat genügend Platz. Er lässt sich ohne Probleme schwenken und kann so das Rettungsboot sicher aussetzen. Was Feddeler und Schwenker dort unter der Aufsicht eines Besichtigers einer Abnahmegesellschaft machen, ist eine Trockenübung. "Diese Testplattform simuliert ein sinkendes Schiff", erklärt Volker Malowitz, Marketing- und Verkaufsleiter bei Global Davit. Denn natürlich teste das Unternehmen jedes einzelne ihrer Produkte, bevor es ausgeliefert wird. In der Realität würde der Kran ein Rettungsboot aufs Wasser bringen.

"Wir haben angefangen mit Aufsetzvorrichtungen für Rettungsboote. Das war der Ursprung", blickt Firmengründer und Geschäftsführer Hans Dieter Bergmann auf das Jahr 2000 zurück, als sein Unternehmen den Betrieb im Gewerbegebiet aufnahm. Diese Vorrichtungen, Davits genannt, heben die Rettungsboote vom Schiff ins Wasser und vom Wasser wieder auf das Schiff. Mittlerweile allerdings hat sich die Produktpalette erweitert. Krananlagen für verschiedenste Einsatzgebiete in diversen Größen und Ausführungen, Kräne für Rettungsinseln, zweiarmige Anlagen für große Rettungsboote sowie Anlagen nach speziellen Kundenanforderungen werden heutzutage in Bassum hergestellt, teilt das Unternehmen mit. Global Davit produziert darüber hinaus Kräne und Aussetzvorrichtungen für Gas- und Ölplattformen oder Offshore-Windanlagen. Bergmann: "Mit der Entwicklung haben wir 2009 angefangen." Die Global-Davit-Anlagen werden auf den unteren Service-Plattformen der Windanlagen aufgebaut. Ersatzteile, Werkzeuge oder

sonstiges Material können so vom Schiff auf die Plattformen wechseln oder es kann bei einem Unfall ein Verletzter von der Plattform auf das Versorgungsschiff geborgen werden.

Die wenigsten Kunden des Bassumer Unternehmens kommen aus Deutschland. "Die Niederlande, China, Korea, Japan, Singapur, Indonesien, USA", zählen Bergmann und Malowitz einige Länder auf, in der die Global-Davit-Technik verwendet wird. "In Bassum machen wir die Endmontage, installieren die Elektrik und Hydraulik und führen die Abnahme und die Konservierung durch", sagt Bergmann. Die Werkstatt, in der die einzelnen Stahlteile geschweißt werden, steht in Bulgarien, das Konstruktionsbüro hat seinen Sitz in den Niederlanden.

Geschäftssprache ist Englisch

"So wie ein Auto alle zwei Jahre zum TÜV muss, müssen auch unsere Kräne einmal im Jahr kontrolliert werden", erläutert Malowitz, "und zwar nur von geschulten und geprüften Service-Technikern." Da ein Schiff nun aber nicht einfach zum nächsten TÜV-Stützpunkt fahren kann, muss diese Prüfung an Bord des Schiffes im jeweiligen Hafen vorgenommen werden. Um diese Überprüfungen gewährleisten zu können, arbeitet Global Davit mit rund 90 Service-Stationen zusammen, die in der ganzen Welt in allen wichtigen Häfen zu finden sind, teilt das Unternehmen mit.

Geschult werden die Mitarbeiter all dieser Stationen laut Bergmann allerdings in Bassum in dem eigens dafür geschaffenen Trainingscenter. "Die kommen aus aller Herren Länder", sagt der Firmengründer. "Es ist jedes Mal ein ziemlich bunter Haufen, aber es hat noch nie Probleme gegeben", fügt er schmunzelnd hinzu. Vier Tage sind die Servicemitarbeiter im Haus. Kurssprache ist wie die gesamte Geschäftsprache Englisch.

Und auch bevor die Kräne das Werk in Bassum verlassen, werden sie kontrolliert, geprüft und zertifiziert - unter externer Aufsicht allerdings. "Dafür gibt es spezielle Unternehmen", erzählt Malowitz. Welches Prüfunternehmen zum Test eingeladen werden muss, hängt davon ab, unter welchem Land das Schiff registriert ist.

In Bassum beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 40 Mitarbeiter. Dabei handelt es sich beispielsweise um Mechatroniker, Elektriker und Ingenieure. Außerdem bildet Global Davit Industriekaufleute aus, lässt Bergmann wissen. Die Firma stellt auf einer Hallenfläche von rund 4000 Quadratmeter ihre Systeme her. "Seit Beginn haben wir mehr als 4300 Anlagen produziert. Das sind etwa 350 bis 400 pro Jahr", sagt Malowitz. Kleinere Kräne können innerhalb von zwei Tagen fertig gestellt werden. Größere Anlagen benötigen allerdings eine längere Produktionszeit.

Warum ausgerechnet Bassum?

Doch warum produziert Global Davit überhaupt in Bassum? Schließlich ist das offene Wasser doch noch ein ganzes Stückchen von der Lindenstadt entfernt. Bergmann muss schmunzeln. "Diese Frage habe ich schon so häufig gehört", sagt der Ingenieur, der bereits seit gut vier Jahrzehnten in der Branche arbeitet. Da sich die meisten Kunden aber im Ausland befinden, ist es im Grunde egal, ob der Firmensitz direkt am Wasser liegt oder im Herzen Niedersachsens. Die Anlagen werden bei Global Davit in Container geladen und per Lastwagen zum nächsten Hafen - nach Bremerhaven oder nach Hamburg - transportiert, von wo sie per Schiff zu den internationalen Zielen gebracht werden. Europaweite Frachten werden per Lkw-Transporte erledigt. In wenigen besonders eiligen Fällen werden die Krananlagen sogar per Luftfracht international versandt, lässt Malowitz wissen. Ein anderer wichtiger Grund für die Standortwahl: Bergmann und seine beiden Söhne Lars und Sven, die ebenfalls führend in der

Firma mitarbeiten, wohnen in Bassum.

Kräne für die Windkraftanlagen in Offshore-Gebieten betrachtet Bergmann als einen der Märkte der Zukunft mit viel Potential, doch noch produziere das Unternehmen in erster Linie Davit-Anlagen und Deckskräne für seefahrende Schiffe. Heißt: Marcel Feddeler, übrigens ein Mitarbeiter der ersten Stunde, und Jens Schwenker werden sicherlich noch das eine oder andere Mal Szenen auf dem sinkenden Schiff simulieren.

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