Landkreis Osterholz. Sylvia Best aus Tarmstedt ist die neue Koordinatorin beim Ambulanten Hospizdienst des Diakonischen Werks in Osterholz-Scharmbeck. Sie ist im Büro an der Findorffstraße 21 erste Ansprechpartnerin für Ratsuchende sowie für rund 20 ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiter im Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck. Die 51-Jährige übernimmt die Aufgaben von Diakon Matthias Schmidt, der seine Stundenzahl reduziert hat, aber als Mitarbeiter im „Anderland – Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche“ im selben Haus tätig bleibt.
Best ist gelernte Palliativ-Pflegefachkraft, hat im Krankenhaus Links der Weser als Krankenschwester gearbeitet. Bevor sie im August nach Osterholz-Scharmbeck wechselte, war sie seit 2014 in der ambulanten Versorgung des Palliativnetz-Vereins im Landkreis Verden tätig. Zurzeit absolviert die Koordinatorin eine Weiterbildung zur Trauerbegleiterin (Basis-Qualifikation). Ihre neue Stelle bei der Diakonie teilt sich Best mit der längerfristig erkrankten Heilpädagogin Christiane Schröder.
Der vor 13 Jahren gegründete Ambulante Hospizdienst der Diakonie ist Mitglied im Osterholzer Palliativnetz (Opal); er kooperiert eng mit vielen Pflege-Einrichtungen und dem Pflegestützpunkt des Landkreises. „Wir lassen das Medizinische nicht außen vor, aber wir bringen vor allem Zeit mit und ein offenes Ohr“, betont Matthias Schmidt. Es gehe für die Helfer nicht darum zu bestimmen, wo es langgeht, sondern darum, zuzuhören, da zu sein, sich einzufühlen: „Was wir machen, ist eine Beratung gegen die Angst.“
Und so funktioniert's: Nach einem telefonischen Erstkontakt besucht Sylvia Best die Betroffenen und versucht, Wünsche und Bedürfnisse für die letzte Lebenszeit zu ergründen. „Ich versuche, nicht nur etwas zum biografischen Hintergrund zu erfahren, sondern auch all das aufzunehmen, was als Fragezeichen mit im Raum steht.“ Bisweilen müssen dabei auch Brücken zwischen den Schwerstkranken und Sterbenden auf der einen und den Angehörigen oder Nahestehenden auf der anderen Seite gebaut werden. Denn nicht selten seien die Beteiligten bestrebt, einander zu schützen. „Es ist dann festzustellen, dass sie sich nicht ausgetauscht haben, auch wenn zum Beispiel Schwäche und Verfall längst unübersehbar geworden sind.“ So gehört in der Regel auch ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Angehörigen zur Arbeit.
Nach einem solchen Hausbesuch tritt Best dann an die geeignete Person aus ihrem Begleiter-Pool heran, die dann Kontakt zu den Hilfesuchenden aufnimmt. „Dieser Pool muss dringend wieder größer werden“, betont Matthias Schmidt. So sind für November drei Info-Abende geplant, bei dem sich Interessierte informieren können, ob eine Arbeit als ehrenamtlicher Sterbebegleiter für sie in Frage kommt. Voraussetzung für einen Einsatz ist die Teilnahme an einem sechsteiligen Kursus, der von Januar bis Juni 2019 in St. Jürgen laufen soll. Jeweils freitagabends und sonnabends werden die Ehrenamtler von Pastor Ulrich Wahl sowie der Diakonin und Supervisorin Ulrike Besenthal-Falta unterwiesen.
Die 90-minütigen Info-Abende zu dieser Qualifizierung nach dem sogenannten Celler Modell laufen jeweils um 18 Uhr am Mittwoch, 14. November, im Gemeindesaal der Lilienthaler Klosterkirche, am Donnerstag, 15. November, im Gemeindehaus Wallhöfen und am Montag, 19. November, in den Räumen von „Anderland“ in Osterholz-Scharmbeck. Über die genauen Unterrichtstermine 2019 wird dann ebenso informiert wie über einige Praxiserfahrungen der ambulanten Hospizdienst-Mitarbeiter.
Hilfen für die Helfer
Für die Ehrenamtlichen wiederum bietet das Diakonische Werk auch regelmäßige Begleiter-Dialoge, Gesprächskreise und externe Gruppen-Supervisionen an. Dies dient der Qualitätssicherung und dem Austausch untereinander. „Wer gerade jemanden betreut, ist auch gehalten, daran teilzunehmen“, sagt Best und erklärt den Grund: „Man erfährt und erlebt in der Begleitung doch Manches, was einem nahe geht.“ Je nach Wunsch und Bedürfnis schließt das Angebot eine Trauerbegleitung für die Hinterbliebenen auch über den Tod des Angehörigen hinaus mit ein.
Zur besseren Bewältigung gibt es für die Trauernden, wenn gewollt, eine persönliche Einzelbegleitung sowie an jedem ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17.30 Uhr das Trauercafé im Alten Museum an der Hundestraße 11 – ein besonders niedrigschwelliges offenes Angebot. Darüber hinaus bietet die Diakonie demnächst wieder eine feste und geschützte Trauergruppe an; diese soll sich mittwochs ab 24. Oktober bis Anfang Februar jeweils um 17 Uhr insgesamt acht Mal an der Findorffstraße 21 treffen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in der Trauer- und Sterbebegleitung, Elke Girod (gelernte Sozialpädagogin) und Carmen Rohlwing (gelernte Bankkauffrau), werden die Gespräche moderieren.
„In unserer schnelllebigen Zeit werden Trauernden meist nur wenige Wochen zugestanden; dann hat man wieder zu funktionieren“, sagt Sylvia Best. Bevor der Verlust verarbeitet oder bewältigt sei, melde sich das Umfeld in Familie und Beruf mit eigenen Erwartungen. Es gehe darum, Wege in die Zukunft zu finden, die oftmals Zeit brauchen. „Trauer ist keine Krankheit, sondern eine seelische Reaktion auf ein Verlusterlebnis“, so die Koordinatorin. Eine Trauergruppe könne dabei helfen, sich verstanden zu fühlen; sie vermittelt ähnlich Betroffenen „das Gefühl, nicht alleine zu sein“.
Die Teilnahme kostet 30 Euro; Auskunft und Anmeldung möglichst umgehend beim Hospizdienst unter Telefon 0 47 91 / 1 35 72 oder per E-Mail an hospizdienst.osterholz@evlka.de. Informationen im Internet unter www.diakonisches-werk-ohz.de.