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Parks in Bremen-Nord Für intensive Pflege fehlt das Geld

Die Fördervereinsvorsitzenden der drei größten Parks in Bremen-Nord hoffen auf eine bessere finanzielle Ausstattung des Umweltbetriebs.
02.09.2019, 07:00 Uhr
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Für intensive Pflege fehlt das Geld
Von Julia Ladebeck

Bremen-Nord. In ihrem Koalitionsvertrag hat die rot-grün-rote Regierung eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung von Umweltbetrieb und Grünplanung angekündigt. Die Fördervereinsvorsitzenden der drei größten Nordbremer Parkanlagen – Wätjens Park in Blumenthal, Stadtgarten in Vegesack und Knoops Park in Burglesum – hoffen, dass dieses Ziel auch umgesetzt wird. Denn seit mehr als einem Jahrzehnt wurde das Budget für die Parkpflege nicht erhöht und ist heute sogar niedriger als noch vor einigen Jahren. Auch weil steigende Kosten abgefedert werden müssen, ist die Pflegequalität stetig gesunken.

Heiko Dornstedt macht sich Sorgen um den Zustand des Stadtgartens. Die Grünanlage an der Maritimen Meile gilt mit ihren zahlreichen seltenen Pflanzen und der herausragenden Lage am Wasser als Aushängeschild Vegesacks. Doch derzeit, so der Ortsamtsleiter und Vorsitzende des Fördervereins Stadtgarten Vegesack, wirkt die Parkanlage ungepflegt. „In den Beeten ist das Unkraut zum Teil höher als die Pflanzen.“

Was Dornstedt zusätzlich beunruhigt: Beim Umweltbetrieb hat er die Auskunft bekommen, dass das Budget für die Pflege der Anlage, das für das gesamte Jahr gedacht ist, bereits im Juli aufgebraucht war. „Deshalb ist zu befürchten, dass der Stadtgarten in den nächsten Monaten weiterhin vernachlässigt wird. Ich habe beim Umweltbetrieb angerufen und darum gebeten, die Pflege wieder zu intensivieren. Dort habe ich dann erfahren, dass das Budget schon aufgebraucht ist.“ Dornstedt betont, dass es nicht am mangelnden Engagement der Mitarbeiter liegt, dass der Stadtgarten nicht so gepflegt wird, wie er es sich wünschen würde. „Die Gärtner arbeiten dort alle mit viel Herzblut, bringen vollen Einsatz und pflegen den Stadtgarten so, als sei es ihr eigener Garten.“ Doch die Zahl der Mitarbeiter, die im Einsatz seien, habe sich seit Ende der 1980er-Jahre halbiert. Er werde als Vorsitzender des Stadtgarten-Vereins nun den Beirat über die Situation informieren.

Für die Pflege und Entwicklung der städtischen Grünanlage in Bremen ist die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau zuständig. Mit der Pflege wird der städtische Eigenbetrieb Umweltbetrieb Bremen beauftragt. Alle Grünanlagen sind in der Mittelplanung einzeln benannt. Sie sind in sechs Pflegestufen eingeteilt und mit Pflegehäufigkeiten versehen.

Der Stadtgarten ist mit der Pflegestufe 1 eingestuft, die für Anlagen gilt, die „qualitativ besonders hochwertige gärtnerische Pflegemaßnahmen erfordern aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung für das Stadtbild, die Denkmalpflege und/oder den Tourismus, mit hohem Anteil an Stauden- und Wechselbepflanzung sowie besonderer Ausstattung“. Das Budget je Quadratmeter und Jahr beträgt in dieser Pflegestufe 1,74 Euro. Somit stehen für die Pflege des 65 893 Quadratmeter großen Stadtgartens 114 653 Euro pro Jahr zur Verfügung.

Vor sechs Jahren gab es in dieser Pflegestufe noch 1,89 Euro pro Quadratmeter und Jahr. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU aus dem Jahr 2013 hervor. Jens Tittmann, Sprecher von Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne), räumt ein: „Lediglich Tarifsteigerungen wurden in den vergangenen Jahren vom Finanzressort übernommen. Aber steigende Sprit- oder beispielsweise Maschinenkosten mussten abgefedert werden, die Pflegequalität sank also.“

Christina Ruschin, Sprecherin des Umweltbetriebs, erläutert: „Wenn es knapp wird mit einem Budget, haben wir die Möglichkeit, innerhalb der Grünobjekte Schwerpunkte zu setzen – natürlich unter Berücksichtigung, dass in allen Parks die Verkehrssicherung gewährleistet wird.“ So werde der Stadtgarten Vegesack weiter gepflegt. „Wir werden uns dort in den nächsten Monaten im Rahmen der Pflegeeinstufung aber auf das Wesentliche konzentrieren.“

Für die Unterhaltung des gut 50 Hektar großen Knoops Park werden rund 556 000 Euro pro Jahr veranschlagt. Diese Summe umfasst allerdings alle drei Teile, in die die Umweltbehörde die Grünanlage aufteilt, also auch den „Wildpark“ östlich vom Raschenkampsweg (209 526 Quadratmeter) und den „Blumenkamp-Park“ (102 664 Quadratmeter). Diese beiden Teile haben die Pflegestufe 3. Das Budget für diese Flächen liegt bei 70 Cent pro Quadratmeter. Für die Pflege des eigentlichen Knoops Park südlich der Straße „Auf dem Hohen Ufer“ mit einer Fläche von 194 210 Quadratmetern, die mit Pflegestufe 1 ausgewiesen ist, zahlt die Stadt jährlich 337 925 Euro.

Im Großen und Ganzen ist Christof Steuer, Vorsitzender des Fördervereins Knoops Park, mit dem Pflegezustand zufrieden. „Rasen mähen, Laub blasen und Wege reinigen – das funktioniert.“ Wenn er Gruppen durch die Parkanlage führt, werde der Pflegezustand des Parks häufig sogar explizit von den Teilnehmern gelobt, so Steuer. Allerdings gibt es zum Stadtgarten zwei große Unterschiede: Die Vegesacker Anlage wird weitaus intensiver genutzt, weil die Besucherfrequenz höher ist, und sie hat viel mehr pflegeintensive Beete als der Park in St. Magnus. Des Weiteren unterstützt der Förderverein Knoops Park die Mitarbeiter des Umweltbetriebs, indem er selbst einen Mitarbeiter beschäftigt, der fast täglich im Park unterwegs ist.

„Es ist ganz wichtig, dass die Zahl der Gärtner erhalten bleibt“, betont Christof Steuer. Derzeit sei eine vierköpfige Gruppe vom Umweltbetrieb regelmäßig in Knoops Park im Einsatz. Wie in allen Grünanlagen kommen zusätzliche Mitarbeiter für besondere Arbeiten hinzu, beispielsweise für Baumarbeiten. Insgesamt sind in Bremen-Nord nach Angaben von Christina Ruschin täglich rund 40 Mitarbeiter unterwegs. Sie kümmern sich unter anderem um die Straßenbäume und alle öffentlichen Grünflächen.

Eine intensivere Pflege von Wätjens Park wünscht sich Rainer Frankenberg, Vorsitzender des Fördervereins Wätjens Park. Auch er betont, dass es nicht am mangelnden Einsatz der Gärtner liegt, dass das Gras in der historischen Grünanlage in Blumenthal zum Teil „sehr lange sehr lang“ sei. „Die Leute geben sich allergrößte Mühe, aber sie müssen sich auch um andere Parks kümmern.“

Ziel des Fördervereins ist die Einstufung des westlichen Parkteils in die Pflegestufe 1. Um das zu erreichen, hat der Verein bereits den Beirat Blumenthal in einem Bürgerantrag um Unterstützung gebeten – und bekommen. Derzeit ist der gesamte Park mit der Pflegestufe 3 eingruppiert. Für das Areal zwischen der Straße Zur Westpier und einem kleinen Buchenwald, in dem sich unter anderem ein Gedächtnistempel, ein Brunnenplatz, der Roseliusgarten und eine große Rasenfläche befinden, möchte der Verein die Pflegestufe 1.

2007 sei der Park unter Denkmalschutz gestellt worden. Damit sei das Kriterium „Denkmalpflege“, das bei der Definition von Parks der Pflegestufe 1 genannt wird, erfüllt. Weitere Kriterien wie die „herausragende Bedeutung für das Stadtbild und den Tourismus“ treffen ebenfalls zu, so der Förderverein. Wie berichtet, hat der Beirat Blumenthal das Thema in seiner jüngsten Sitzung behandelt. Er will das Anliegen unterstützen und fordert mehr Haushaltsmittel für den Park.

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