Bremen-Nord. Kinder und Jugendliche in Bremen-Nord sollen künftig mehr Möglichkeiten bekommen mitzureden. Sowohl in Blumenthal als auch in Vegesack ist die Einrichtung von Jugendbeiräten geplant. Während Beiratsmitglieder in Blumenthal derzeit noch damit beschäftigt sind, an Schulen für das Engagement in einem künftigen Jugendgremium zu werben, ist man in Vegesack einen Schritt weiter. Hier haben sich bereits 15 Schülerinnen und Schüler gefunden, die sich beteiligen möchten. In Burglesum existiert ein Kinder- und Jugendbeirat schon seit 2010.
Im vergangenen Jahr wurde das Gremium in Burglesum zum fünften Mal gebildet. Erstmals wurde es 2018 nicht gewählt, sondern eingesetzt, da es ebenso viele Kandidaten wie Plätze gab. Elf Mitglieder hat der Kinder- und Jugendbeirat offiziell, zehn beteiligen sich derzeit aktiv. Kandidieren können alle Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren, die seit mindestens zwei Monaten in Burglesum wohnen. Eine weitere Neuerung gab es mit der Einsetzung des Jugendgremiums 2018: Die Mitglieder übernehmen ihre Aufgabe im Kinder- und Jugendbeirat künftig für drei statt wie bisher zwei Jahre.
Die Mitglieder haben Rede- und Antragsrecht in den Sitzungen des Beirats und der Fachausschüsse. Für Projekte stehen dem Kinder- und Jugendbeirat 10 000 Euro zur Verfügung. Über die Verwendung des Geldes können die Jugendlichen selbst entscheiden. Wenn es um Anträge und Formalitäten geht, bekommen die Jugendlichen Unterstützung durch das Ortsamt. Die pädagogische Betreuung übernimmt das Awo-Jugendzentrum Burglesum.
Philipp Meckel begleitet die Jugendlichen seit Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit seiner Kollegin Simo Wörmann. Er ist beeindruckt vom Engagement der Gruppe, die sich – außer in den Ferien – alle 14 Tage im Freizi trifft. Als Team enger zusammengewachsen sind die Jugendbeiratsmitglieder vor allem bei einem Wochenendseminar, das sie im Frühjahr im Lidice-Haus besucht haben. „Die Jugendlichen kommen sehr regelmäßig und bleiben am Ball. Es ist toll zu beobachten, wie intensiv sie diskutieren, beispielsweise wenn es um die Verwendung des Budgets geht. Sie haben den Anspruch, das Geld verantwortungsbewusst einzusetzen, wollen nicht alles auf einmal ausgeben und möglichst alle Projekte berücksichtigen.“
Auch eigene Projekte hat der aktuelle Kinder- und Jugendbeirat Burglesum bereits initiiert, sich im Frühjahr mit einem Stand beim Stadtteilfest in Marßel präsentiert und damit begonnen, den Raum, den die Gruppe im Freizi nutzt, zu renovieren und zu gestalten. „Demnächst wollen sie sich mit Spielplätzen im Stadtteil beschäftigen und sie planen eine Aktion für den Weihnachtsmarkt in Lesum.“ Philipp Meckel weiß, dass insbesondere die Unterstützung durch Ortsamtsleiter Florian Boehlke wichtig für den Kinder- und Jugendbeirat ist. „Er kommt regelmäßig bei den Treffen vorbei. Die Jugendlichen fühlen sich dadurch ernst genommen.“
Damit die Jugendlichen künftig noch mehr eigene Projekte angehen und umsetzen können, hat Florian Boehlke den Jugendlichen vorgeschlagen, künftig öffentliche Jugendbeiratssitzungen abzuhalten. „Da könnten dann auch Jugendliche teilnehmen, die nicht im Jugendbeirat sind, und ihre Ideen vorbringen“, erläutert er die Idee. Damit will sich der Kinder- und Jugendbeirat nach den Herbstferien beschäftigen. Das Jugendparlament kann auf die Unterstützung des Ortsamtes und auch der Beiratsmitglieder bauen. Wichtig sei es, so Boehlke, dass die Jugendlichen nicht beeinflusst oder durch Beiratsmitglieder für eine Partei angeworben werden.
Schwieriges Werben um Schüler
Während die Beteiligung der jungen Bürger im Stadtteil Burglesum schon gut läuft, gestaltet sich das Werben um Schülerinnen und Schüler, die sich einbringen wollen, in Blumenthal derzeit noch etwas schwierig. Beiratsmitglied Susanne Weidemann (SPD) hatte sich bereits in der vergangenen Wahlperiode an Schulen darum bemüht, Jugendliche für die Teilnahme an einem Jugendforum zu gewinnen. Dabei war nicht Desinteresse das Problem. „Es ist nicht so einfach, weil die Jugendlichen viele Termine haben“, erzählt sie. Wichtig sei es, die Schüler von Anfang an in alle Prozesse mit einzubinden. „Wir möchten niemanden etwas vorschreiben, sondern die Jugendlichen begeistern“, betont Susanne Weidemann.
So soll es auch in Vegesack laufen, wo ebenfalls ein Jugendbeirat entstehen soll. „Es ist ganz wichtig, dass wir das von Anfang an zusammen mit den Jugendlichen entwickeln“, sagt Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt. „Sie sollen selbst sagen, wie sie sich die Wahl und die Arbeit vorstellen.“ Eine erste Veranstaltung, an der auf Einladung des Ortsamtes etwa 40 Schüler der Oberschule an der Lerchenstraße und des Gymnasiums Vegesack teilgenommen haben, endete damit, dass sich spontan 15 Jugendliche meldeten, die mitmachen wollen. Zuvor gab es in Vegesack mehrere Jahre ein Jugendforum, das aber eingestellt wurde.
Dornstedt: „Das war zum Schluss eine Wünsch-Dir-was-Veranstaltung. Alle möglichen Institutionen haben Anträge gestellt. Dabei ging es nicht mehr um die Jugendlichen und ihre Vorstellungen. Das erfüllt nicht meine Ansprüche an Jugendbeteiligung.“ Ziel sei es, dass die Jugendlichen sich aktiv an der Gestaltung des Stadtteils beteiligen. „Sie sollen merken, dass sie selbst aktiv werden können.“ Schlussendlich fördere das nicht nur das Demokratieverständnis, sondern auch die Bereitschaft, sich einzubringen.