Meyenburg. Die von Kastanienbäumen flankierte herrschaftliche Allee zum Rittergut Meyenburg bot die ideale Kulisse zu einem besonderen Konzert. In der Reihe der Gartenkultur-Musikfestivals hatte die Familie von Wersabe ihr Gut zur Verfügung gestellt. Zur rechten Seite der Allee stand der Pavillon für die Musiker, tief gestaffelte Stuhlreihen davor füllten sich rasch mit erwartungsfrohem Publikum.
Ein Blick in das Programmheft gab Auskunft über die Instrumentalisten des Abendkonzerts. Die Geigerin Victoria Margasyuk, 1989 in Moskau geboren, wurde schon mit sieben Jahren ins Moskauer Staatskonservatorium aufgenommen. Seit 2007 vertieft sie ihr Studium in der Musikhochschule Hannover. Der 1979 in der Ukraine geborene Akkordeonist Roman Yusipey studierte an der Nationalen Musikakademie in Kiew. Seit 2009 setzt auch er seine Studien in Hannover fort.
Die umfangreichen Biografien beider Solisten verwiesen auf ihre Weltklasse. Beide konzertierten als Solisten auf vielen internationalen Bühnen mit berühmten Orchestern. Beide erwarben auch renommierte Preise. Ina von Wersabe betonte in ihrer Begrüßung das soziale Engagement der Geigerin. Bürgermeister Harald Stehnken bedankte sich bei der Familie Wersabe, die zum sechsten Mal ihr Gutsgelände für musikalische Events zur Verfügung stellten und bei Jörg Heine für die Organisation.
Die Geigerin eröffnete das Konzert mit dem bekannten Air aus J.S. Bachs Orchestersuite Nr. 3.Trotz der Popularität des Stückes gelang es Victoria Margasyuk die künstlerische Qualität hervorzuheben. In der folgenden Sonate Nr. 1 für Violine solo, ebenfalls von Bach, zeigte die Solistin, dass sie das ganze Repertoire geigerischer Finessen mühelos beherrschte. Doppelgriffe und Flageoletti, edle Pianopassagen und kraftvolle Sequenzen setzte sie in leuchtende Klangrede um.
Ihre Spitzenleistung aber brachte die Geigerin in zwei Capriccios von Niccolo Paganini. Mit bestechendem Charme jonglierte sie mit brillanten Spitzentönen, Glissandi, Springbögen, kühnen Lagenwechseln und kraftvoll kerniger Eleganz. Eine großartige Leistung die mit lang anhaltendem Beifall belohnt wurde.
Aus den "Vier Jahrszeiten" von Antonio Vivaldi präsentierte Roman Yusipey "Den Winter" mit aparter Dezenz. Instrumentales Können und Geschmack, dazu die Leichtigkeit mit der er das auf sein Instrument transponierte Stück präsentierte, begeisterten die Zuhörer. Das Largo aus dem gleichen Opus spielte das Duo gemeinsam. Ebenso das Presto aus dem Teil "Der Sommer". Hier dominierte der Geigenton. Das Akkordeon bereicherte mit faszinierender Sicherheit mal zurückhaltend, mal temperamentvoll das Klanggeschehen. Der junge Akkordeonist überzeugte durch seine gestalterische Spitzenleistung. Nach der Pause bot das Programm Werke des 20. Jahrhunderts. Obwohl hier Klangmischungen, Rhythmik und Temperament deutlich von den Barockwerken abwichen, blieb die noble Klanggestik auf hohem Niveau erhalten. Sehr schön gelangen die spanischen Lieder von Manuel Maria de Falla in der Duett-Version. Die Ukrainische Rhapsodie "Dumka Schumka" präsentierten die Künstler mit robuster Lebenslust als auch leisen Anklänge von Melancholie.
Das begeisterte Publikum erreichte durch stürmische Ovationen drei Zugaben.