Eine Hitzewelle machte dem Bremer Norden im Juli und August 1994 zu schaffen. Die Bevölkerung war wegen der erhöhten Ozon-Werte in Sorge, und mehrere Veranstaltungen fielen wegen der Hitze aus. Manch einem war die Hitze möglicherweise zu Kopfe gestiegen: Unter dem Titel „Mit Holzlatte auf Badegast losgegangen“ berichtete DIE NORDDEUTSCHE am 2. August von einem Zwischenfall im Burglesumer Heidbergbad. Ein 20-jähriger Mann hatte zunächst zwei Freibadbesucher vom Beckenrand ins Wasser gestoßen. Ein Freund der beiden fragte den 20-Jährigen daraufhin, „was der Unsinn soll“. Dies erboste ihn laut damaligem Polizeibericht so sehr, „dass er mit einer langen Holzlatte auf den Mann losging. Anschließend warf er mit einem Mülleimer und einem Stuhl nach ihm.“ Gegenüber der Polizei gab der 20-Jährige dann auch noch falsche Personalien an. Später stellte sich heraus, „dass er bereits vor einigen Tagen Freibadbesucher belästigt und angegriffen hatte.“
Und auch 25 Jahre später beobachten Bademeister vielerorts, dass sich Respekt verringert und Aggressivität verstärkt hat. Ein deutschlandweites Problem; das Düsseldorfer Rheinbad musste im Juni und Juli dieses Jahres wegen randalierender, aggressiver Besucher bereits dreimal von der Polizei geräumt werden. Und auch DIE NORDDEUTSCHE berichtete am 30. Juli 2019 unter dem Titel „18-Jähriger beleidigt Polizeibeamte“ über einen jungen Mann, der Hausfriedensbruch im Freibad Blumenthal begangen hat. Trotz Hausverbots besuchte er das Schwimmbad zum wiederholten Male und löste Polizeieinsätze aus. Nachdem er dann auch noch Polizisten beleidigt und den Platzverweis vor dem Bad ebenfalls ignoriert hatte, wurde er in Gewahrsam genommen.
Auch über die kleine Odyssee eines Vierbeiners aus Marßel berichtete DIE NORDDEUTSCHE vor 25 Jahren: „Hängebauchschwein roch den Braten“ hieß es am 2. August 1994 auf Seite 1. Ein vietnamesisches Hängebauchschwein war tags zuvor entlaufen. „Es muss wohl geahnt haben, was ihm drohte; es sollte mit vier Artgenossen zum Schlachthof gebracht werden“, hieß es in dem Bericht, der folgendermaßen endete: „Wenn es sich in die Enge getrieben fühlt, kann es aggressiv werden, warnte die Polizei, die zugleich folgenden Steckbrief veröffentlichte: 35 bis 40 Zentimeter hoch, 60 bis 70 Zentimeter lang, grau-schwarzes Fell, Ringelschwanz, tiefhängender Bauch.“ Bereits in der nächsten Ausgabe konnte DIE NORDDEUTSCHE den glücklichen Ausgang der Geschichte vermelden: „Das geflüchtete Hängebauchschwein ist wieder da“ hieß es am 3. August auf Seite 3. Das Schwein war in der Nacht von allein in seinen Koben zurückgekehrt. „Das Tier soll jetzt ohne Furcht vor dem Schlachter seinen Lebensabend in Marßel verbringen.“
In Rekum sorgten derweil Aufräumarbeiten im Bunker „Valentin“ für Aufregung und Ärger: Wo bis vor Kurzem aufgeschütteter Boden, Holzsperrkreuze, aufgerollter Stacheldraht und Betonbrocken den Eindruck der Unberührtheit im Mittelteil des Bunkers vermittelten, „war nun alles schön ordentlich beiseite geräumt worden, war die Fläche plan und zugänglich gemacht worden“, berichtete DIE NORDDEUTSCHE am 3. August 1994 in dem Artikel „Ein Stück Geschichte mußte weg“. Da bislang gerade dieser Teil des Bunkers in seinem Fast-Originalzustand den Besuchern ein beeindruckendes Zeitzeugnis vor Augen hielt, sei die Reaktion auf die „Geschichtsplanierung“ auch dementsprechend gewesen: „Obwohl der Bunker an sich schon Mahnmal genug ist, so hatte doch gerade der Mittelteil des Bunkers bei den Besuchern den tiefsten Eindruck hinterlassen – eben weil man ihn so gelassen hatte, wie ihn die Geschichte hinterließ“, sagte ein verärgertes Mitglied des Heimatvereins Farge-Rekum damals. Ein weiteres Heimatverein-Mitglied äußerte, der Bunker sei nun „nur noch eine Betonhülle, der man einen Teil seines geschichtsträchtigen Innenlebens entnommen hat.“ Der Hintergrund der damaligen Planierungsaktion: Im folgenden Jahr sollte eine große Gedenkveranstaltung („50 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg“) im Bunker stattfinden.
Wegen der damit verbundenen Sicherheitsbedenken, so der kommandierende Kapitänleutnant Horst Stutzinger vom U-Boot-Bunker Valentin, sollte das Gelände gesäubert werden. Für Rainer Habel, „der sich als erster in Bremen mit ausführlichen Untersuchungen zum Bunkerbau beschäftigt hat und sich entscheidend für die Errichtung des Mahnmals ,Vernichtung durch Arbeit‘ vor dem Bunker eingesetzt hatte“, stellte die Aufräumaktion wiederum kein Problem dar, „weil das Monstrum Bunker und die damit verbundene Gigantonomie des Betonklotzes“ entscheidend sei.
Heute ist der Bunker ein in Beton gegossenes Relikt des nationalsozialistischen Regimes sowie ein Symbol für politischen Größenwahn und menschenverachtende Ideologie. Die Initiative „Blumen für Farge“ hat sich ab den 1970er-Jahren dafür eingesetzt, im Bunker eine Gedenkstätte zu Ehren der Zwangsarbeiter einzurichten. Heute wird der Bunker tatsächlich als Denkort genutzt. Weitere Auskünfte unter www.denkort-bunker-valentin.de.
Noch eine Auswirkung der Hitzewelle in Bremen-Nord: „Beim Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) schrillen die Alarmglocken derzeit besonders heftig“, war am 8. August 1994 in dem Artikel „Operationen werden verschoben“ in der NORDDEUTSCHEN zu lesen. Fast fünf Wochen Hitze und der Beginn der Sommerferien in Bremen und Niedersachsen hatten dafür gesorgt, dass die Reserven an Blutkonserven erheblich zurückgingen. Die Krankenhäuser konnten schon seit Wochen nicht mehr in gewohntem Umfang beliefert werden. Geplante Operationen mussten teilweise wegen fehlender Blutkonserven verschoben werden. „Überdies gebe es keine Reserven für Katastrophenfälle mehr“, hieß es in dem Artikel. Der DRK-Blutspendedienst versuchte, den Bedarf durch zusätzliche Blutspende-Aktionen auch in Bremen-Nord zu decken.
Der nächste Blutspende-Termin in Bremen-Nord findet übrigens am Montag, 12. August 2019, in der Söderblom-Kirche, Stockholmer Straße 46, statt. Blutspenden sind hier laut dem Deutschen Roten Kreuz in der Zeit von 15.30 bis 19.30 Uhr möglich.