Alteingesessene Nordbremer kennen das Bild, das sich in Vegesack immer wieder einmal bietet, wenn Hochwasser ist: Das Restaurant „Grauer Esel“ geht baden; das Wasser der Weser reicht dann bis zu den Fenstern. So war es auch vor 25 Jahren, wie DIE NORDDEUTSCHE am 11. Januar 1995 unter der Überschrift ",Land unter' von Grohn bis Offenwarden " berichtete.
Auf Eisregen und Glatteis folgten damals Sturm und Hochwasser. 2,60 Meter über mittlerem Tidehochwasser war die Morgenflut am 10. Januar in Bremen-Nord aufgelaufen. Die Hochwassertore mussten geschlossen, der Fährverkehr eingestellt werden. Noch 23 Zentimeter höher war die Flut in Brake aufgelaufen. Das bedeutete für die Außendeichbereiche von Rekum und Offenwarden „Land unter“. Auch Harriersand war überspült.
Um 6.30 Uhr war das Lesumsperrwerk geschlossen worden, ab 7.15 Uhr wurden die Fluttore – in der Reihenfolge Farge, Vegesack, Blumenthal – zugemacht. In Blumenthal und Vegesack blieben insgesamt drei Autos im überfluteten Bereich zurück. Alle anderen Fahrzeughalter hatten – von den Polizeirevieren Blumenthal und Vegesack alarmiert – ihre Wagen noch rechtzeitig wegfahren können. Das in Blumenthal zurückgebliebene Auto war, „zur Verwunderung der Polizei“, wie es in dem Artikel heißt, erst kurz vor Schließen des Fluttores im Hochwasserbereich geparkt worden. Die Beamten hatten dann zwar noch einen Abschleppdienst alarmiert, der aber hatte erklärt, in den Überflutungsbereich nicht mehr hineinfahren zu können.
Im Vegesacker Hafen schwammen die Schiffe so hoch auf, dass selbst ihre Rümpfe weithin sichtbar über die Hafenmauer ragten. Die am Vegesacker Hafen gelegenen Restaurants „Grauer Esel“ und „Havenhaus“ (heute „Strandbude“) waren vom Wasser eingeschlossen, hatten sich durch Schotten aber rechtzeitig vor Wassereinbruch sichern können. Schaulustige fanden sich ein, staunten und fotografierten. In Grohn hatte sich der Sporthafen bis an die Straße, ans Lesumbroker Ufer und ans Sperrwerk ausgedehnt. „Auf Treibgut versuchten Maulwürfe, Mäuse und Spitzmäuse sich in Sicherheit zu bringen“, hatte der Autor beobachtet.
Heute ist es die Feuerwache 6, vor 25 Jahren hatte die Feuerwache an der Aumunder Feldstraße noch die Nummer 7. Das Gebäude wurde damals saniert, wie DIE NORDDEUTSCHE am 14. Januar berichtete. „Feuerwache 7 eine Großbaustelle“ lautete der Titel. Die damals gut 30 Jahre alte Wache wurde vollständig saniert. Nachdem die Außenwände isoliert worden waren, stand nun die Erneuerung sämtlicher Sanitärräume, der Heizungsanlage und der Elektroleitungen an. Neue Fußböden und Malerarbeiten gehörten ebenfalls zu den Baumaßnahmen. Außerdem wurde damals Asbest entsorgt.
Während der Sanierung musste die Wache voll funktionsfähig bleiben, deshalb wurde abschnittsweise gearbeitet. Nach Abschluss der Innensanierung sollte in einem dritten Schritt noch die Fahrzeughalle umgerüstet werden. Sie sollte so ausgestattet werden, dass beim Start der Einsatzfahrzeuge die Abgase abgesaugt werden. Außerdem mussten die Hallentore, die vor 25 Jahren noch nicht automatisch öffneten, umgerüstet werden. Für die gesamte Modernisierung der Feuerwache standen laut dem Artikel 1,8 Millionen Mark zur Verfügung.
Gemeinsam mit den Spendern sollten im Frühjahr 1995 im Vegesacker Stadtgarten Bäume gepflanzt werden, für die 1994 im Rahmen der Aktion „Ein Baum für Vegesack“ zahlreiche Paten gefunden worden waren. Der Stadtgarten- und Verschönerungsverein für Vegesack und Umgebung kündigte die Aktion an und teilte gleichzeitig mit, dass ein „Rosarium für den Stadtgarten“ entstehen sollte, wie DIE NORDDEUTSCHE am 16. Januar 1995 berichtete.
Eine Baumpflanzaktion gab es auch im vergangenen Jahr: Im Stadtgarten wurden Hainbuchen gepflanzt, die zuvor von Bürgern im Rahmen der Aktion „Einheitsbuddeln“ gespendet worden waren, zu der das Land Schleswig-Holstein als Organisator der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit 2019 aufgerufen hat. Dahinter steckte die Idee, zum 3. Oktober bundesweit Bäume zu pflanzen, um so dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mitarbeiter des Umweltbetriebs pflanzten die Hainbuchen im November vor dem Papageienhaus ein.
Vor 25 Jahren existierte die Vulkan-Werft noch und auch die Bremer Woll-Kämmerei war noch nicht geschlossen. Trotzdem gab es bei den Arbeitslosenzahlen bereits Unterschiede zur restlichen Stadt, wie eine Untersuchung ergeben hatte. Unter dem Titel „Eine Stadtregion mit eigenen Konturen“ berichtete DIE NORDDEUTSCHE am 17. Januar über einen Bericht, den damals die Nebenstelle Nord des Arbeitsförderungs-Zentrums vorgelegt hatte. Er umfasst schwerpunktmäßig die Entwicklung der Jahre 1982 bis 1993. Daraus ging laut dem Artikel hervor: „Bei Krisen trifft es die Nordbremer meist zuerst.“
Demnach hatte die um 1980 einsetzende Beschäftigungskrise Bremen-Nord früher und stärker getroffen als den Rest der Stadt. „Die Beschäftigungsentwicklung von 1980 bis 1986 verlief zwar im gleichen Profil wie in Bremen-Stadt und im Bund, jedoch lag ein wesentlicher Unterschied darin, dass der Bund mit vergleichsweise geringem Beschäftigungsabbau durch die Jahre kam, Bremen-Stadt Beschäftigungsverluste von fünf Prozentpunkten hinnehmen musste und Bremen-Nord sogar einen Verlust von zehn Prozentpunkten.“
Beim Blick auf Arbeiter und Angestellte zeigte sich, dass die Zahl der Arbeiter in Bremen-Nord im Vergleich zu Bremen-Stadt im Untersuchungszeitraum viel deutlicher zurückgegangen ist, die Zahl der Angestellten allerdings erheblich gestiegen war: während der Anteil der Angestellten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Nord um 12,3 Prozent zugenommen hatte, waren es in Bremen-Stadt lediglich 6,7 Prozent und auf Bundesebene 21 Prozent.