Auf dem Lande sollte die Welt noch in Ordnung sein, könnte man meinen. Aber auch dort knackt und kracht es durchaus mal im Gebälk der Dorfgemeinschaften. In Lübberstedt beispielsweise kollidierten in der Vergangenheit öfters die Interessen der Landwirte mit denen der Bewohner des Ortes. Stein des Anstoßes war unter anderem die Geschwindigkeit, mit der die landwirtschaftlichen Fahrzeuge auf der Denkmalstraße unterwegs waren. Bis in die politischen Gremien wurde das Problem getragen. Dabei kam die Idee auf, dass die Landwirte doch mal zu einem Runden Tisch einladen könnten. In lockerer, entspannter Runde sollte über die Landwirtschaftspolitik und ihre Folgen, über die Zukunft von bäuerlichen Familienbetrieben und Erzeugerpreise gesprochen und so Einblick in den Alltag der Bauern gegeben werden.
Nun war es so weit. Uwe Tellmann, Ratsmitglied für den UKA, eröffnete die Runde im Dorfgemeinschaftshaus indem er die Landwirtschaftspolitik der EU und Deutschlands für „großen Murks“ erklärte. Er kritisierte das Lebensmittel zu Wegwerfprodukten geworden seien. Für ihn ein Zeichen, dass die Menschen ein anderes Verständnis zu ihrer Nahrung und zu denen, die sie produzierten, bekommen müssten. Dabei sei für ihn vorrangig, dass die Landwirte bessere Erzeugerpreise erhielten. Ebenfalls kritisch äußerte Tellmann sich zu den Biogasanlagen, die heute in Betrieb seien. Durch den für sie benötigten Mais seien die Pachten für landwirtschaftliche Flächen drastisch gestiegen. Zu hoch für kleine Betriebe, meldet sich ein Teilnehmer der Runde zu Wort. Pachten von 800 bis 1200 Euro je Hektar könnten die kleinen Betriebe, wie sie in Lübberstedt existierten, nicht aufbringen. Die Flächen sicherten sich die Großen. „Die auswertigen Landwirte treiben die Preise für den Boden in Lübberstedt in die Höhe“, hieß es. Das führe nicht nur dazu, dass große Gülle-Mengen aus anderen Teilen des Kreises nach Lübberstedt transportiert und dort ausgebracht würden – eine Entwicklung, die Bürger angeprangert hatten –, sondern auch dazu, dass das Höfesterben kontinuierlich weitergehe. Denn gegen die Pachten könne ein Viehwirt gar nicht anmelken, erklärte einer der Teilnehmer. Dem könne nur entgegengesteuert werden, wenn die Landbesitzer nicht an auswärtige Bauern verpachteten – auch wenn das für sie geringere Einnahmen bedeute.
Was die Erzeugerpreise betrifft, so gab SPD-Ratsmitglied Volker Schenk Uwe Tellmann und anderen Gästen recht. Sie seien zu niedrig. Als Beispiel verwies er auf die Milchpreise in den Märkten. Mindestens zwei Euro, fand er, müsse der Kunde für einen Liter zahlen. Das entspreche dem Wert. Überhaupt, so meinten die Teilnehmer der Runde, seien die Kunden gefordert. Ihr Kaufverhalten wirke sich auf die Arbeits- und Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft aus. Ob sie im Discounter oder im Hofladen einkauften, mache den Unterschied. Dass das nicht alle könnten, war der Runde durchaus klar. Und so blieb es am Ende bei dem Wunsch, dass Flächen an Lübberstedter Bauern verpachtet würden und den Landwirten eine höhere Wertschätzung entgegengebracht werde.