Der Kita-Ausbau in den Kommunen geht voran, das Personal dagegen fehlt. In immer mehr Kindergärten und Krippen herrscht akuter Fachkräftemangel. In Delmenhorst will die Kerschensteiner Schule (BBS II) dieser Entwicklung jetzt mit zwei neuen Ausbildungsmodellen aktiv entgegensteuern. „Ab Sommer 2019 bieten wir die Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten und weiterführend zum Erzieher bei uns deshalb auch in Teilzeit an“, kündigt Schulleiter Ulrich Droste an.
Bezogen auf die Sozialassistenten will er dabei eine neue Zielgruppe potenzieller Fachkräfte erschließen: „Wir denken hier wir vor allem an junge Mütter und Väter, die sich aktuell um Familie und Kindererziehung kümmern, sich parallel dazu aber eine neue berufliche Ausrichtung in Kitas vorstellen können“, erklärt Droste.
Um möglichst viele Kandidaten für die eineinhalbjährige Ausbildung zu gewinnen, setzt der Schulleiter zusammen mit seinem pädagogischen Team ganz bewusst auf möglichst flexible Rahmenbedingungen. „Das Teilzeitmodell sieht wenige und kurze Unterrichtstage vor. Hinzu kommen E-Learning-Inhalte, die zu Hause bearbeitet werden können, sowie individuell zu vereinbarende Praxisphasen in den Einrichtungen.“ Damit bleibe den Absolventen genügend Zeit und Spielraum, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, ist er überzeugt.
Ein Vorteil, der laut Droste an anderen Berufsschulen häufig nicht gegeben ist. „Hier liegen die Seminare zumeist am Wochenende und in den Abendstunden. Für den Familienalltag wenig praktikabel.“ Entsprechend hoch sei die Abbrecherquote, so etwa in Oldenburg, der nächstgelegenen Einrichtung für Teilzeitausbildungen.
Bewerber zum Sozialassistenten müssen bestimmte Voraussetzungen mitbringen. „Notwendig ist eine abgeschlossene Berufsausbildung mit anschließender dreijähriger Berufserfahrung oder alternativ eine Hochschulzugangsberechtigung“, erklärt die zuständige Abteilungsleiterin Katrin Meyer-Abich. Weitere Qualifikationen könnten ebenfalls angerechnet werden. „Das muss man im Einzelfall prüfen.“
Fachkräfte in der Stadt halten
Auch bei der berufsbegleitenden dreijährigen Weiterqualifizierung zum Erzieher verfolgt das BBS-Team ein bestimmtes Anliegen. „Wir richten uns damit an alle hier vor Ort tätigen sozialpädagogischen Assistenten mit dem Ziel, diese dauerhaft in Delmenhorst zu halten“, sagt Droste. In der Vergangenheit haben die Initiatoren nämlich beobachtet, dass viele ausgebildete Erzieher im Anschluss in andere Einrichtungen außerhalb Delmenhorsts gewechselt seien, etwa in die Kinderjugendhilfe, oder aber ein Studium anschließen. „Wir wollen dagegen die Erzieher hier in den Kitas halten“, betont der Schulleiter
Entsprechend liegt der BBS-Ausbildungsschwerpunkt auf dem Elementarbereich. Angehende Erzieher haben an einem Tag und an mehreren Nachmittagen Unterricht und stehen in der übrigen Zeit der Woche den Einrichtungen weiterhin zur Verfügung. Das für die Ausbildung vorgeschriebene weitere Arbeitsfeld außerhalb von Kindertagesstätten wird durch ein sechswöchiges Praktikum mit Prüfung am Ende der Ausbildung erfüllt. Voraussetzung für die Teilnahme ist die vorherige Qualifikation zum staatlich geprüften Sozialassistenten oder eine vergleichbare Berufs- oder Studienausbildung.
„In welchem Umfang wir mit den Teilzeitmodellen im Sommer starten, hängt von der Zahl an Bewerbungen ab“, erklären die Ausbildungs-Teamleiter Renée Schlenkermann (Erzieher) und Ralf Büsing (sozialpädagogische Assistenten). Geplant sei zunächst eine Klasse mit maximal 28 Schülern. Offiziell läuft die Bewerbungsfrist erst einmal bis zum 20. Februar. Im Anschluss daran werde nach Eingang entschieden.
Politik und Verwaltung unterstützen den Vorstoß der Berufsschule. Droste: „Anfang des Jahres gab es ein erstes Treffen mit der Stadt. Dabei stand die Frage im Fokus, wie man den Fachkräftebedarf in Kitas auffangen kann. Ende August haben wir dann unsere Teilzeitmodelle in der Sitzung des Schulausschusses vorgestellt.“ Derzeit erwägt die Stadt, die Ausbildung zum Sozialassistenten finanziell mit einem monatlichen „Taschengeld“ von 100 Euro zu fördern, berichtet Droste. Beim Land Niedersachsen können die Auszubildenden bereits eine Förderung von 150 Euro pro Monat beantragen.
Interessierte können sich am Dienstag, 29. Januar, ab 18 Uhr auf einer Infoveranstaltung in der BBS II detailliert über die neuen Teilzeitmodelle informieren. Im Anschluss ist eine erste Beratungsrunde geplant. Weitere Termine sind nach individueller Absprache möglich.