Die Ergebnisse der jüngsten Luftschadstoffuntersuchungen sind für Anwohner, die im Einflussbereich des Industriegebietes West leben, eine positive Nachricht. Alle erfassten Schadstoffkonzentrationen unterschreiten die Grenz- und Zielwerte, die unter anderem in der 39. Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz festgelegt sind. Die Luftqualität wurde im Zuge eines Sondermessprogramms ein Jahr lang untersucht. Damit hatte das Umweltressort das Institut für Umweltschutz Aneco mit Sitz in Hamburg beauftragt. In die Beurteilung einbezogen wurden auch Ergebnisse der kontinuierlich arbeitenden Luftmessstationen in Hasenbüren und Oslebshausen.
In einer gemeinsamen digitalen Sitzung der Ausschüsse Umwelt und Klimaschutz des Beirats Burglesum sowie Arbeit, Wirtschaft, Umwelt und Häfen des Beirats Gröpelingen und des Beirates Seehausen stellten Andrea Schemmel und Stephan Pannek aus der Abteilung Umweltwirtschaft, Klima- und Ressourcenschutz bei der Umweltbehörde die Ergebnisse gemeinsam mit Chemiker Klaus Berger vor, der beim Aneco Institut für Umweltschutz mit Immissionsmessungen befasst ist.
Die Behörde misst die Luftschadstoffe in der bodennahen Luft an ihren Luftmessstationen dauerhaft, erläuterte Andrea Schemmel. Da dadurch nicht alle Bereiche abgedeckt werden können, beauftragt die Umweltbehörde regelmäßig externe Institute mit Sondermessprogrammen. Dabei geht die Behörde nach einer Prioritätenliste vor, auf der nach Schemmels Worten als Nächstes unter anderem Blumenthal und das Areal um den Flughafen stehen. In den Jahren 2004 und 2014 war die Luftqualität im Einflussbereich des „integriertes Hüttenwerkes“, wie das Untersuchungsgebiet damals bezeichnet wurde, ebenfalls untersucht worden. Das Immissionsmessprogramm wurde nun von Februar 2019 bis Januar 2020 fortgesetzt.
Gemessen wurde der Staubniederschlag samt Inhaltsstoffen an insgesamt zwölf Messpunkten in der Umgebung des Industriegebietes: am Ziegenhof an der Niederbürener Landstraße, an der Lesumbroker Landstraße 156, an der Kleingartenanlage Grambke an der Dunger Straße, am Kanuverein Tura am Lesumhafen, an der Grundschule an der Grambker Heerstraße, an der Grambker Kirche, an der Grundschule Oslebshausen an der Fuchtelkuhle, an der Luftmessstation Oslebshausen am Menkenkamp, am evangelischen Diakonissenmutterhaus an der Adelenstraße 68, an der Luftmessstation Am Glockenstein in Hasenbüren, an der Kläranlage in Seehausen an der Seehauser Landstraße und am Wassersporthafen Hasenbüren.
Feinstaubbelastung wurde täglich untersucht
Am Messpunkt an der Grambker Grundschule wurde zusätzlich die Feinstaubbelastung erfasst. Dabei wurde auch untersucht, wie viel Benzo(a)pyren (BaP) sich im Feinstaub befindet. BaP ist ein Polyzyklischer Aromatischer Kohlenwasserstoff, der laut Umweltbundesamt als krebserregend gilt, wenn er über die Atemluft aufgenommen wird. Ebenfalls gemessen wurde die Belastung mit Antimon, Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Eisen, Kobalt, Kupfer, Mangan, Nickel, Thallium, Vanadium und Zinn im Feinstaub sowie im Staubniederschlag.
Während der Staubniederschlag und die darin enthaltenen Elemente jeweils einmal monatlich gemessen wurden, untersuchte das Institut die Feinstaubbelastung täglich, gemessen wurde 24 Stunden. Für die darin enthaltenen Elemente sowie das BaP wurden jeweils Monatswerte festgestellt, die auf mehreren Tagesproben basierten. Grenz- und Zielwerte für die Schadstoffbelastung finden sich unter anderem in der 39. Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz und in der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft). Zusätzlich wurden weitere wissenschaftlich begründete Orientierungswerte hinzugezogen.
Zur Feinstaubbelastung an der Grundschule Grambke sagte Klaus Berger: „Die Belastung in dem Gebiet ist relativ homogen.“ Der Tagesgrenzwert liege bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. Anhand einer Grafik zeigte Berger, dass die Feinstaubbelastung am Messpunkt überwiegend darunter lag, bei zehn bis 20 Mikrogramm. Lediglich dreimal wurde der Grenzwert überschritten, wobei der Auslöser für den höchsten Wert Anfang Januar laut Berger ganz eindeutig ist: „Eine Folge von Silvester.“ Nach der Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz wären 35 Überschreitungen im Jahr zulässig.
Auch die Belastung mit Schadstoffen, darunter Benzo(a)pyren, lag durchweg unter den festgelegten Grenzwerten. Für BaP gilt europaweit ein Zielwert von einem Nanogramm pro Kubikmeter Luft als Jahresmittelwert. An der Messstation an der Grambker Heerstraße lag dieser Wert bei 0,13. Insgesamt lag die Feinstaubkonzentration am Messpunkt an der Grambker Heerstraße auf gleicher Höhe wie an den Luftmessstationen Oslebshausen und Hasenbüren. Die Feinstaubbelastung liege dort im bundesweiten Vergleich auf dem Niveau eines „typisch städtischen Bereichs“, urteilte der Experte.
Wiederholung der Messung in fünf bis sechs Jahren
Die Staubniederschlagswerte unterschreiten laut Berger „deutlich“ die in der TA-Luft festgelegten Immissionswerte. „Die Depositionswerte für Arsen, Blei, Cadmium und Nickel … bewegen sich überwiegend auf einem niedrigen, im bundesweiten Vergleich eher ländlichen bis städtischen Niveau“, lautete sein Fazit. Und auch die Belastung des Staubniederschlags mit den anderen Elementen unterschreite die Bewertungsmaßstäbe und bewege sich elementabhängig „auf einem ländlichen bis städtischen Niveau“.
Im Vergleich zu den anderen Messstellen etwas höhere Werte wurden bei der Staubniederschlagsmessung an der Grambker Kirche und an der Grundschule Oslebshausen festgestellt. Das erklärte Berger damit, dass diese Messstellen sich im Abwind des Industriegebiets befinden. „Die räumliche Verteilung der Belastungen ist vor dem Hintergrund der industriellen Nutzung plausibel.“ Laut Behördenmitarbeiterin Andrea Schemmel wird die Luftschadstoffmessung in der Umgebung des Industriegebietes West in fünf bis sechs Jahren wiederholt.