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Reit- und Fahrverein Kuhstedt organisiert Leistungspflügen Kaltblütig zum Sieg

Kuhstedt. Es sieht schon spektakulär aus, wenn Arbeitspferde einen fünf Meter langen und rund 300 Kilogramm schweren Baumstamm durch einen kniffligen Parcours ziehen. Entsprechend begeistert sind die Zuschauer in Kuhstedt.
31.08.2014, 18:00 Uhr
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Von Peter von Döllen

Es sieht schon spektakulär aus, wenn Arbeitspferde einen fünf Meter langen und rund 300 Kilogramm schweren Baumstamm durch einen kniffligen Parcours ziehen. Entsprechend begeistert sind die Zuschauer von dem, was sie in Kuhstedt bei den verschiedenen Wettbewerben rund ums Arbeiten mit Kaltblütern zu sehen bekommen.

Beim Holzrücken ist Genauigkeit gefragt. Beispielsweise, wenn die bis zu einer Tonne wiegenden Kaltblüter eine enge Gasse passieren müssen. Auf den Eckpfeilern stehen schmale Zylinder – eine unachtsame Berührung lässt sie herunterfallen. Ruhig und behutsam bugsieren die Pferdeführer also ihre Tiere samt Baumstamm um die Hindernisse. Bummeln dürfen die Teams beim Baumstammrücken aber auch nicht: Sie haben insgesamt nur zehn Minuten. Dafür ernten die Teilnehmer viel Beifall.

Der Holzrückewettbewerb ist der Abschluss des „Fuhrmannstags“, den der Reit- und Fahrvereins Kuhstedt (RuF Kuhstedt) gestern veranstaltet hat. Der Fuhrmannstag ist ein Treffen Gleichgesinnter und soll den Zusammenhalt stärken. Gleichzeitig ist er auch eine Ergänzung zum traditionellen Reitturnier des Vereins – eben für Fahrer und Gespannführer. Neben dem Baumstammrücken gibt es Wettbewerbe für Kutschen und Gespanne. „Zudem zeigen wir unseren Nachwuchs“, erläutert Bruno Brodtmann, Leiter der Fahrabteilung.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung ist das Leistungspflügen. Für die Zuschauer ist es nicht ganz so spektakulär wie das Holzrücken. Es geht äußerlich recht gemütlich zu. „Beim Pflügen bewegen sich die Gespanne mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von drei Stundenkilometern“, bemerkt Jens Grochau. Ein Spaziergänger sei deutlich schneller. Grochau ist Mitglied im RuF Kuhstedt und fährt normalerweise Kutsche. Für den Fuhrmannstag spannt er seine beiden Norwegerpferde ausnahmsweise vor den Pflug. Vom Grundprinzip ähneln sich Fahren und Pflügen schließlich. „Nur die Leinen sind länger“, so Grochau aus. Trotzdem: Pflügen ist dann doch etwas anderes. Grochau nimmt es locker. „Ich übe erst seit Montag“, räumt der Pferdefreund ein. Ohne Erfahrung hat er es entsprechend schwer im Feld.

Zumal mit Johann Müller der Niedersächsische Vizelandesmeister an den Start geht. „Für mich ist das Leistungspflügen hier eine gute Vorbereitung für die Deutschen Meisterschaften am 14. September in Luckau in Brandenburg“, sagt er. Dafür ist er extra aus Friedeburg in Ostfriesland gekommen. Der Termin passte. Viele Termine gebe es in Norddeutschland nicht.

„Seine Teilnahme erhöht das Niveau unseres Leistungspflügens“, sagt Brodtmann. „Der hat gezeigt, dass er es gut kann.“ Leider werde es immer schwieriger, Teilnehmer zu finden. Immerhin hat Brodtmann elf Gespanne zusammen gebracht. Einige davon sind allerdings im eigenen Verein. Die übrigen kommen auch aus Regionen, die weiter weg liegen. Er nennt Scheeßel, Osnabrück und Ostfriesland.

Kuhstedt gilt inzwischen schon zu den beliebteren Wettbewerben im Norden. Dabei ist es erst der dritte Versuch. „2000 haben wir Leistungspflügen bei einer größeren Veranstaltung einmalig organisiert. Da hatten wir an die 2000 Zuschauer“, erinnert sich Brodtmann. Durch andere Wettbewerbe in Norddeutschland wurde der RuF wieder darauf aufmerksam und versuchte im vorigen Jahr einen Neustart. Dieses Mal sind etwa 500 Besucher gekommen. „Es hätten mehr sein können“, findet Brodtmann. Trotzdem ist er zufrieden. Zwar ist Leistungspflügen mit Pferden für Eingeweihte eine spannende Sache. Für andere ist die Wertung aber nicht so leicht zu durchschauen. Im Prinzip geht es darum, ein etwa zehn mal 40 Meter großes Beet umzupflügen. Am Ende sollte der Bewuchs komplett untergepflügt und die Oberfläche des Beetes gleichmäßig sein. Richter beobachten und bewerten das Pflügen. „Punkte gibt es beispielsweise für gerade Furchen, gleichmäßige Abschlüsse der Scholle, gleiche Höhe der Furchen und gute Wendungen“, so Brodtmann. Punktabzüge gibt es für zu tiefe oder zu hohe Furchenhöhe, fehlerhafte Schlussfurchen oder Nichtbeachtung von Sicherheitsbestimmungen. Sieger ist, wer die meisten Punkte hat. „Dafür ist ein gutes konzentriertes langsames Arbeiten notwendig“, erläuterte Müller, der im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern mit zwei Warmblutpferden antritt.

Auch ohne Kenntnisse ist der Anblick der Pferdegespanne bei der Arbeit für die meisten Zuschauer ein Erlebnis. Früher war das Pflügen eine harte Arbeit. Heute ist Hobby und Sport geworden. Wo kann das sonst noch beobachtet werden? „Die meisten kennen sich. Beim Leistungspflügen geht es immer familiär zu“, meint Brodtmann. Das hat der RuF Kuhstedt erkannt und richtet seine Veranstaltung entsprechend aus. „Wir wollen das auf jeden Fall weiter anbieten“, sagte Brodtmann.

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