Mit dem Chor Cappella aus Norwegen hatte sich am Sonnabend Besuch in Leeste eingefunden. Und wenn ein Chor zu Besuch ist, dann will er auch singen. Das taten die Norweger dann auch – gemeinsam mit der Chorgemeinschaft Leeste erklang ein Konzert in der Leester Marienkirche.
Zwei Chöre, zwei Erlebnisse der jeweils ganz eigenständigen Art, das war das Begegnungskonzert in der Marienkirche in Leeste. Das bunte einstündige Programm machte eindrucksvoll klar, welche Vielfalt beim Chorgesang möglich ist und in welch hohem Maß Singen sowohl die Akteure als auch die Zuhörer bereichern kann.
Die Begrüßung übernahm Marie-Luise Schott. Das Leester Chormitglied gab ihrer Freude über den Gastbesuch des norwegischen Chores Cappella Ausdruck. Und das empfand nicht nur sie so, sondern offensichtlich auch das Publikum, das in einem sich zunehmend erweiternden Umkreis von dieser Aufführungsstätte Kenntnis genommen hatte. So waren viele Gäste, wie eine Blitzumfrage ergab, auch aus Bremen und Delmenhorst gekommen, aus dem Umfeld von Weyhe sowieso. Der Kontakt war über den ehemaligen Bremer Lehrer Dieter Mensen entstanden, der in seiner Schule den Schüleraustausch mit Norwegen ins Leben gerufen hatte.
In der sehr gut gefüllten Marienkirche unterstrichen die Interpreten, dass sie sich auf ihren jeweiligen Auftritt gut vorbereitet hatten. Denn in einem Chor muss nicht nur die Summe aller Stimmen Wirkung erzielen. Jeder einzelne gesangliche Baustein muss es. Wie sehr diese Weisheit auch auf die Chorvereinigung Leeste und den norwegischen Chor Cappella aus Hommelvik zutrafen, zeigte das Doppelkonzert. Aus einem breit gefächerten Repertoire steuerte zuerst das Ensemble aus Leeste neben dem 400 Jahre alten Volkslied „Wenn alle Brünnlein fließen“ unter anderem eine Swingnummer aus den 40er-Jahren mit dem Titel „Für eine Nacht voller Seligkeit“ unter der musikalischen Leitung von Henning Oppermann bei. Schon da waren die Zuhörer vom mächtig auftrumpfenden Chorklang eingekreist und unmittelbar überwältigt. Mit dem Chor Cappella ging die Reise weiter nach Norwegen. „Wie im Himmel“ heißt übrigens ein anrührender und sehr erfolgreicher Film, der vor einigen Jahren schon in aller Welt klar machte, welchen Stellenwert der Chorgesang in Skandinavien hat.
Das Spektrum der Darbietungen des norwegischen Chores ging von dem Wedding March „Bruremarsj fra Seljord“ über „Down To The Sacred Wave“, einem Song aus einem Musical von Benny Andersson und Björn Ulvaeus von der Band Abba. In dem Song geht es um das Schicksal derjenigen Schweden, die versuchten, den ehemals ärmlichen Verhältnissen in ihrer Heimat zu entkommen, indem sie ihr Glück in Amerika suchten, das zu damaliger Zeit im Ruf stand, das Land der Verheißung zu sein. Zudem gab es unter anderem mit „Blåmann“, einem Locklied, um die Schafherde nach Hause zu holen, auch traditionelle Songs.
Das fast 30-köpfige Ensemble aus Hommelvik unter der Leitung ihres erst 23-jährigen Dirigenten Torstein Fosmo machte seine Sache gut. Nicht weniger reizvoll waren die übrigen Chorsätze des Skandinavien-Blocks, darunter der „Arbeidermarsj“, stets vorgetragen mit schöner Stimmkultur. Beim letzten Programmpunkt sangen beide Chöre zusammen den Kanon „By, By, By“. Das war Gestaltung pur. Unbeschwerte Ausgelassenheit kam übrigens mit dem norwegischen Sommerlied und der Tanzmelodie „Sumarnatta“ auf, ein norwegischer Song, mit dem die Leester den Gastchor überraschten. Weil es in Norwegen verdammt kalt werden kann, sind Tänze sehr beliebt.
Verdienter Riesenbeifall krönte das schöne Konzert, und danach standen viele der Besucher noch lange vor der Kirche in der Abendsonne und plauderten über das Erlebte. Für die Chöre gab es im Anschluss eine After-Show-Party.