Lesum/Vegesack. Eine veränderte Welt, ein verändertes Bewusstsein – das ist es, was Cornelia Lohmann in Zeiten der Corona-Pandemie und damit einhergehenden Einschränkungen immer mehr auffällt. Und, dass man Gelegenheiten schaffen muss, die es vorher in dieser Form vielleicht nicht gab. Cornelia Lohmann, die den Kunstraum an der Hindenburgstraße 57 betreibt, hatte dazu eine Idee, machte sich auf die Suche nach Gleichgesinnten, und siehe da, es entstand die „Coronale Kunstschau“, wie sie es betitelt. Künstler präsentieren ihre Werke jetzt in den Schaufenstern von Geschäften in Lesum und Vegesack.
„Wir bleiben zu Hause. Seit Wochen arrangieren wir uns. Das schöne Wetter und die Möglichkeit, sich draußen aufhalten zu dürfen, helfen uns allerdings dabei, ein Gleichgewicht in dieser herausfordernden Zeit zu finden“, hat Cornelia Lohmann für sich und andere Menschen in ihrer Umgebung festgestellt. In dem kleinen Stückchen Grün – mit Bäumen und Sträuchern, Teich und liebevoll gestalteten Sitzecken – direkt hinter ihrem Kunstraum, findet sie Ruhe. Beispielsweise zum Lesen, was auch Kunden der Buchhandlung „Lesumer Lesezeit“, die sich ebenfalls im Gebäude befindet, nutzen können. „Mit einem Buch hier im idyllischen Grün die Zeit zu verbringen, ist einfach wunderbar“, sagt Cornelia Lohmann und hat dies auch ihrer Nachbarin, Buchhandlungs-Inhaberin Svenja Esch angeboten.
Und dennoch: „Langsam spürt man, wie sehr einem das eine oder andere kulturelle Angebot fehlt.“ Schönes Wetter, die Gelegenheit, Zeit auch draußen zu verbringen, beispielsweise während eines Spazierganges? Cornelia Lohmann nahm Kontakt auf, mit Künstlern und mit Geschäftsinhabern, denn sie wollte „Anstoß geben, für einen Galerie-Spaziergang“.
Ihre Idee: Im Rahmen der Initiative „Raum für Kunst“ stellen Geschäfte in Lesum und Vegesack Arbeiten von Künstlern in ihren Schaufenstern aus. Und siehe da, diese Idee sprach auf Anhieb sowohl Künstler als auch Geschäftsleute an. Die zunächst geplante Ausstellung der Werke in den Schaufenstern nur über Ostern hat sich automatisch verlängert. „Es gab viel positives Feedback“, freut sich Cornelia Lohmann und beginnt einen kleinen Rundgang durch Lesum.
Als Startpunkt hat sie sich das alte, leer stehende Fachwerkhaus am Lesumer Markt ausgesucht. Hinter dessen bislang so traurig dreinschauenden Fenstern ist Leben eingekehrt – mit der Malkunst von Katrin Schütte und den Bildhauerwerken von Edeltraud Hennemann. Bei „Rosenrot“ können die Schafe der Künstlerin Gudrun Pape entdeckt werden. Gleich nebenan befindet sich die Weinhandlung Cava Tappi, die einst in dem alten Fachwerkhaus residierte. Auch hier sind Arbeiten im Schaufenster zu entdecken, und zwar von der Nordbremer Künstlerin Dorothee von Harsdorf.
Weiter geht es zum Blumengeschäft Blattgold, in dessen Schaufenster gilt es, Sprachliches zu erforschen. Leicht versteckt ist der Zugang zum Kunstraum Lesum, eine kleine Gasse neben der Buchhandlung Lesumer Lesezeit führt in den idyllischen Hof, wo ebenfalls diverse Arbeiten von Künstlern zu entdecken sind. Das Fenster der Buchhandlung wird selbstverständlich ebenfalls als Ausstellungsraum genutzt – wobei, in diesem Schaufenster den Künstler zu entdecken, braucht schon ein geübtes Auge. „Aber das macht es doch spannend“, findet Cornelia Lohmann und weist auf die Gelegenheit hin, vor diesem Schaufenster länger zu verweilen.
Sofort sichtbar hingegen päsentieren sich gleich nebenan Kunst und Geschäftsangebot, wenn auch auf den ersten Blick überraschend. So prangt unter dem Schriftzug „Antipastiplatten für Ihre Party“ von Lesca Manare das schwarz-weiße Kunstwerk von Sandra Jakobs „Fertig“. Beim Schuhfachgeschäft Rosenbaum präsentieren sich farbenfrohe Momente, neben Schuhen steht da die Skulptur „Corpus“ von Jela. Farbenfrohe Skulpturen zieren ebenso das Schaufenster von Otto und Sohn – das allerdings in Vegesack.
„Wie schon erwähnt, ich möchte damit den Anstoß geben, die Kunst in den öffentlichen Raum zu holen. Die Menschen sollen damit einerseits die Gelegenheit bekommen, ihren Kulturhunger zu stillen. Andererseits sollen Künstler die Gelegenheit haben, sich auch in Zeiten des Kontaktverbotes präsentieren zu können. Die Einnahmen aus möglichen Verkäufen gehen in vollem Umfang an die Künstler“, erläutert Cornelia Lohmann den Hintergrund.
Im Übrigen lasse sich die Schaufenster-Kunstschau beliebig fortführen. „Das muss nicht mal über mich laufen“, sagt sie und denkt da auch ans Vegesack Marketing. „Da gibt es doch Menschen, die sicherlich genügend regionale Künstler und Geschäftsleute kennen“, ist Cornelia Lohmann überzeugt. Kooperationen könnten so entstehen, „oder auch Einzelaktionen. Künstler und Geschäft können ja auch ohne weitere Vermittler Kontakt miteinander aufnehmen.“
Wer sich dem Projekt anschließen möchte, kann sich aber auch an Cornelia Lohmann wenden, die dann das entsprechende Logo „Raum für Kunst“ mit Hinweisen auf Künstler und Projekt zur Verfügung stellt, damit im jeweiligen Schaufenster sofort ersichtlich ist, worum es sich handelt.
Weitere Informationen
Die Kontaktadresse lautet cornelia.lohmann@gmail.com.