Verden. Nach 32 Jahren bei der Masterrind GmbH wurde Geschäftsführer Otto-Werner Marquardt, einst der jüngste Zuchtleiter in der Bundesrepublik, gestern in den Ruhestand verabschiedet. Unter den 300 Gästen waren auch Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen und Marquardts Doktorvater, Prof. Peter Glodek.
1978 hieß das Unternehmen noch ZEH (Zuchtrindererzeugergemeinschaft Hannover), heute firmiert es unter Masterrind GmbH. Damals wurden 25000 Tiere vermarktet, heute sind es 75000 Rinder im Jahr, 20000 davon gehen ins Ausland. Damit ist die Masterrind die größte Marketingorganisation in der Rinderzucht in Deutschland, wie sein Nachfolger, Ralf Strassemeyer, in seiner humorvoll-kritischen Rede sagte.
Diese 32 Jahre seien sicherlich eine aufregende und spannende Zeit für Marquardt gewesen, meinte Minister Ehlen. Schon im Landwirtschaftsstudium in Göttingen sei Marquardt aufgefallen: provozierend, respektlos, brennend neugierig und blitzgescheit sind die Attribute, mit denen der Student charakterisiert wurde. Nach der Promotion über ein Thema aus der Schweinezucht ging Marquardt für gut ein Jahr ins Landwirtschaftsministerium, bevor er ZEH-Geschäftsführer in Verden wurde.
In den 32 Jahren seines Wirkens habe er das Unternehmen von einer Herdbuchgesellschaft alter Prägung zu einer modernen, exportorientierten Vermarktungsgesellschaft entwickelt, lobte Otto Lattwesen, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Masterrind, den Ende des Jahres ausgeschiedenen 65-Jährigen. Es sei eine Zeit größter Entwicklung auf dem Zuchtsektor und der strukturellen Anpassung gewesen.
Für die einen war Marquardts Art, für seine Überzeugungen zu kämpfen, provozierend, andere erinnern sich an leidenschaftliche, hitzige und emotionale Debatten mit 'einem gewissen Hang zum Absolutismus', wie Geschäftsführer Ralf Strassemeyer sagte. Auf jeden Fall ist Marquardt eine 'markante Persönlichkeit', wie es Helmut Knell formulierte, der Präsident des Deutschen Holstein Verbandes. Hellmuth Riestock, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Nord-Ost-Genetic, erinnert sich an harte Auseinandersetzungen und hob die Wortgewandtheit, das Fachwissen und die Lockerheit Marquardts hervor. Riestock schenkte Marquardt und seiner Frau Dorothee eine Reise nach Potsdam. Ivan Janchukow, aus Moskau angereister Präsident der seit 15 Jahren mit den Verdenern zusammenarbeitenden Besamungsstation Moscowskoye, lud Marquardt ein, ihn und die vielen Freunde in der Region Moskau zu besuchen.
Mit besten Wünschen für wenig Handicaps - sei es im Leben, sei es auf dem Golfplatz - verabschiedete Betriebsratsvorsitzender Ulrich Böckmann sich von seinem früheren Chef, dem die Mitarbeiter eine Golf-Erstausstattung übergaben.
Marquardt, Vater zweier Töchter, dankte seiner Frau, mit der er seit 39 Jahren verheiratet ist, den vielen Mentoren, die ihn gefördert hätten, und seinen Mitarbeitern: 'Ich bin ein glücklicher Mensch.'